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«Man muss Leute gerne haben»

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Marie Kolly-Zbinden betreibt ihren Laden in Tentlingen schon seit 29 Jahren

Autor: Von IMELDA RUFFIEUX

Hätte man Marie Kolly-Zbinden als Kind gefragt, wo sie sich in 50 Jahren sieht, hätte sie sicher nicht den Laden genannt, den ihre Mutter damals betrieben hat. «Als Kind habe ich es gehasst», sagt sie heute im Rückblick. «Man musste immer helfen und hatte nie frei.» Das kleine Dorflädeli an der Strasse nach Giffers ist schon seit 1938 in den Händen ihrer Familie, und bereits vorher hat ein Ehepaar Gremaud in den gleichen Räumlichkeiten einen Laden betrieben.«Ich wollte immer weit fort», sagt Marie Kolly-Zbinden. Heute befriedigt sie ihre Sehnsucht nach fernen Ländern mit Sendungen am Fernsehen und Lesen. Auf die Frage nach einem Berufswunsch lächelt sie. «Bei Mädchen fragte man damals nicht gross nach Berufsbildung», erklärt sie.

Ein Jahr in England

Mindestens ein Jahr ihres Lebens hat Marie Kolly-Zbinden in der grossen weiten Welt gelebt. Nämlich als sie in Grossbritannien als Au-Pair die Kinder einer Familie betreute. Später war sie anderthalb Jahre in einem Laden in Engelberg, hat in einem Betrieb in Dailettes und in einem anderen im Schönberg in Freiburg Französisch gelernt. Das zahlte sich später aus, denn ihr Mann kam aus Praroman.Als ihr Vater 1968 an den Folgen einer Grippe verstarb, änderte sich ihr Leben. Als Älteste einer Familie mit einer Schwester und fünf Brüdern musste sie im elterlichen Laden mithelfen. «Das Sortiment sah damals noch ganz anders aus», erinnert sie sich. «Es gab Schlorrge, Chacheli und Überkleider.» Also alles, was zu einem typischen Tante-Emma-Laden gehört.Während es im Nachbardorf Giffers drei Bäckereien und fünf kleine Läden gab, versorgte ihr Laden lange Jahre allein das Dorf Tentlingen. Marie Kolly-Zbinden erinnert sich gut, dass sie in Freiburg beim Wassmer «Garbebendle» holen gegangen ist. Und im Laufe der Jahre haben sich die Lieferanten der Waren, aber auch die Namen der Ladenketten geändert.

Grosse Leseratte

«Ich bin jetzt zufrieden, wie es ist», sagt sie. Nicht nur bei schlechtem Wetter macht sie es sich gerne mit etwas Lesestoff bequem – mal ein Buch, mal eine Zeitschrift, die sie auch im Laden verkauft. «Ohne Zeitungen könnte ich nicht leben.» Schon als Kind habe sie alle Bücher gelesen, die ihr in die Finger kamen. Religiöse vom Herrn Pfarrer oder auch Karl May. «Ich kann auch heute nicht an einer Buchhandlung vorbeigehen.»

Andere Lebensumstände

Die Jahre seien vergangen und sie habe nicht Zeit gehabt, nachzudenken. «Man hat einfach gearbeitet.» Vieles habe sich geändert, ist sie sich bewusst. Die Menschen seien mobiler geworden und nicht mehr auf das Dorflädeli angewiesen. «Die Lebensumstände haben sich geändert.»Viele Kunden kommen vorbei, um Waren einzukaufen, die sie anderswo vergessen haben. Andere holen sich ihr tägliches Znüni oder halten beim Vorbeifahren rasch, um ein Brot oder ein paar Zutaten für ein schnelles Mittagessen einzukaufen. «Es ist oft sehr ungewiss, wie viel der Frischware fortgeht und wie viel bleibt.»Einiges ist im Laufe der Jahre aber auch gleichgeblieben. Etwa die familiäre Beziehung zu ihren Kunden. «Viele von ihnen habe ich als Kinder im Laden gehabt. Nun sind sie selber Väter und Mütter», erklärt Marie Kolly-Zbinden.

Noch ein paar Monate

Schon ein paar Mal hat sich Marie Kolly-Zbinden Gedanken über das Aufhören gemacht. Vor einigen Jahren hat sie die Öffnungszeiten angepasst, so dass die Präsenzzeiten nicht gar so gross sind. Vor einigen Monaten hat sie die Lieferverträge ge-kündigt, sich dann aber doch entschlossen, noch ein Jahr anzuhängen. Ende Februar 2008 ist der nächste Termin.Denn eigentlich möchte die 68-Jährige auch gerne einmal einen Tag für sich haben, zum Beispiel, um in die Berge zu gehen. Seit sie zu walken angefangen habe, sei sie auch besser zwäg, habe weniger Probleme mit dem Rücken, erzählt die Ladeninhaberin.Sie versuche sich, mental langsam darauf vorzubereiten, vielleicht auch mit Halbtags-Öffnungszeiten einen ersten Schritt zu tun. «Aber so leicht ist es nicht. Ich werde die Leute sicher vermissen.» Dabei denkt sie vor allem auch an ältere Kunden, die in Tentlingen wohnen und nicht mehr so gut zu Fuss sind. «Sie schätzen die Nähe zum Laden», sagt sie. Von ihren Kindern will keines ihre Nachfolge übernehmen; Tochter Anita sitzt im Rollstuhl.

Nehmen, wie es kommt

«Man muss Leute gerne haben», sagt sie zu ihrer Tätigkeit. Einige bleiben gerne auf einen Schwatz. So geht die Zeit schnell vorbei. Grössere Unterbrüche gebe es kaum. «Es läuft immer etwas.» Sie schätzt, dass sie etwa drei Viertel ihrer Kunden kennt. Und wenn ihr ein Gesicht bekannt vorkommt, dann nimmt sie sich auch die Freiheit heraus, nachzufragen.Für die Zukunft wünscht sie sich vor allem, gesund zu bleiben und etwas mehr Zeit für sich zu haben. Ansonsten gilt: «Jeden Tag geniessen, es nehmen, wie es kommt.»

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