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«Man weiss nie, wo der Ausgang ist»

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«Man weiss nie, wo der Ausgang ist»

Kritik an Architektur des Freiburg Centre: Wer einmal drin ist, findet schwer wieder raus

Zu wenig Eingänge, unlogische Platzierung der Rolltreppen, langweilige Fassaden – der Architekturkritiker Robert Walker hat einiges am neuen Einkaufszentrum zu bemängeln. Serge Charrière, Architekt des Projektes, nimmt Stellung.

Von ILONA STÄMPFLI

Im Freiburg Centre ist es möglich, stundenlang einzukaufen, zu flanieren, Kaffee zu trinken, Schaufenster anzuschauen, ohne nur einen Fuss auf die echte Strasse setzen zu müssen. Die Leute verbringen dort nicht zehn Minuten, um ein Brot zu kaufen, sondern Stunden. Geschützt vom kalten Wetter spazieren die Mutter mit dem Kinderwagen und das ältere Pärchen durch das weitläufige, hell beleuchtete Einkaufszentrum.

Doch nicht für alle ist das Einkaufen in einem grossen Warenhaus ein Vergnügen. Viele Leute machten im Freiburg Centre dieselbe Erfahrung: Sie haben die Orientierung verloren. «Auf welcher Etage bin ich? Wo ist der Ausgang zum Bahnhof? Wie finde ich den Hinterausgang?»

Die Informationstafeln helfen dem Verirrten auch nicht weiter. Das eigentliche Erdgeschoss wird im Freiburg Centre nämlich mit einer «3» bezeichnet und wer in den ersten Stock fährt, befindet sich laut Informationstafel bereits im vierten Geschoss.

Robert Walker ist Architekturkritiker und -historiker und schreibt seit mehreren Jahren für die Schweizer Architekturzeitschrift «Hochparterre». Er wohnt seit einem Jahr in Freiburg. Ihm sind sofort kleine Architekturfehler des Freiburg Centre aufgefallen. «Man weiss nie, wo der Ausgang ist, weil alle Ebenen gleich aussehen», stellt er als Erstes fest.
Würden die verschiedenen Stockwerke mit anderen Farben oder unterschiedlichen Geländern gekennzeichnet, könnte mehr Klarheit geschaffen werden, gibt er als einfache Lösung an.

Rolltreppenproblem

Für den Kunden erweist sich, nach Robert Walker, auch die Platzierung der Rolltreppen als äusserst mühsam. «Da gibt es zwar vom unteren Eingang eine Rolltreppe, die nach unten fährt, aber keine, die den Kunden auf direktem Weg ins obere Erdgeschoss führt», bemerkt er. Wer einen bestimmten Laden sucht, muss einen langen Weg auf sich nehmen. «Der Kunde wird reingelockt und will nicht mehr rausgelassen werden», sagt Walker.

«Die inneren Verkehrswege wurden in Zusammenarbeit mit Marktspezialisten untersucht», rechtfertigt Serge Charrière die Rolltreppenplatzierung. «Der direkte Weg ist kommerziell nicht immer der beste. Für rasche Verbindungen zwischen den Geschossen wurden an die strategischen Standorte Liftanlagen platziert.»

«Gebäude ist nicht
an Umgebung angepasst»

Die Schwierigkeit sich im Gebäude orientieren zu können, ist unter anderem auf die abfallende Bahnhofstrasse zurückzuführen. «Die Geschoss-Ebenen nehmen keine Rücksicht auf die Umgebung. Der untere Eingang liegt mehr als zwei Meter unter dem Platzniveau», sagt Robert Walker dazu. «Das Problem hätte architektonisch besser gelöst werden können. Zum Beispiel, indem man mit halben Geschossen gearbeitet hätte.»

Echte Schwierigkeiten werde der städtebauliche Fehler erst mit dem Bau des Theater-, Kino- und Geschäftskomplexes auf dem so genannten «Bermudadreieck» bereiten, fährt der Architekturkritiker fort. «Der zukünftige Theaterplatz wird ein starkes Gefälle aufweisen müssen, damit der Niveau-Unterschied einigermassen ausgeglichen werden kann.» Ausserdem werde es Probleme mit der unterirdischen Verbindung zum Warenhaus «Manor» geben, weil hier ein Höhenunterschied von über einem Meter bestehe.

Viele Passanten können sich zwar im Einkaufszentrum mühelos orientieren, stören sich aber am «klotzigen und langweiligen» Erscheinungsbild des Gebäudes. Robert Walker bemängelt vor allem die «extrem langweiligen» Fassaden des Freiburg Centre. Der Architekt Serge Charrière weiss sich in diesem Kritikpunkt zu verteidigen: Der Gebäudekomplex verlange Fassaden, die auf längere Zeit flexibel seien. Wenn die Bahnhofstrasse zu einer Fussgängerzone werde, müsse es möglich sein, das Gebäude nach aussen zu öffnen, erklärt er.

Robert Walker wertet es als einen kleinen Erfolg, dass wenigstens die Schaufenster an der Bahnhofstrasse einen Blick ins Innere des Gebäudes zulassen. Er ist jedoch der Ansicht, dass das Freiburg Centre trotz allem eine zu stark in sich abgeschlossene Einheit bildet.

Stadtleben zu wenig einbezogen

«Das Einkaufszentrum profitiert nicht von seiner optimalen Lage mitten in der Stadt. Man versucht im Innern des Gebäudes ein synthetisches Stadtleben herzustellen und vergisst dabei, dass sich draussen die eigentliche Stadt befindet», meint Walker. Er spricht in diesem Zusammenhang auch von einer «Maulwurf-Philosophie».

Die Dynamik der Stadt hätte nach Walker besser genutzt werden können – beispielsweise mit einer grös-seren Anzahl von Zugängen, die
zum Teil auch direkt in die Läden führen. «Auch die Eingangszonen müssten grösser ausfallen und bes-ser auf den Bahnhofplatz und den zukünftigen Theaterplatz abgestimmt sein.»

«Das Freiburg Centre ist eine erste Etappe einer inneren, unterirdischen Fussgängerverbindung zum Warenhaus , die mit dem Bau der Multiplexkinos und weiteren Läden vollendet sein wird», meint hierzu Serge Charrière. Dies biete den Leuten eine witterungsunabhängige und verkehrsfreie Verbindung vom Bahnhof in die Romontstrasse. Die «innere Strasse» mit dem zentralen Platz und der darüber liegenden Lichtkuppel sei an den wichtigsten Orten durch drei grosse Haupteingänge und weitere Zugänge mit der Stadt verbunden.

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