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«Mein Lohn ist nicht materieller Art»

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Heute ist der internationale Tag der Freiwilligenarbeit. Diese Aussage versteht ein Deutschsprachiger innerhalb von zwei Sekunden. Zekjie, Fatmire und Douha hingegen brauchen mehr als eine Viertelstunde, bis sie den Satz verstehen–und danach begreifen, warum eine Journalistin mit dem Schreibblock und ein Fotograf mit der Kamera an jenem Montagabend im Zimmer sind, in dem sie mit ihrem Lehrer Hans Jakob Rüfenacht einen Deutschkurs haben.

Viele Gesten, viel Geduld

Der 67-jährige Murtner unterrichtet an zwei Abenden pro Woche Deutsch. Wie die drei Frauen aus Kroatien, Albanien und Syrien sind alle Schüler Rüfenachts Migrantinnen und Migranten und sprechen kaum Deutsch; jedes Wort muss er mit vielen Gesten und viel Geduld erklären. Trotzdem freut sich Rüfenacht jedes Mal auf den Unterricht–obschon er nichts dabei verdient. Hans Jakob Rüfenacht ist einer der vielen freiwilligen Personen, die die Sprachkurse im Auftrag des freiburgischen Roten Kreuzes leiten. Ihnen und allen anderen stillen Helfern ist der heutige Tag der Freiwilligenarbeit gewidmet (siehe Kasten).

Ein Leben lang Lehrer

Freiwillig Deutschkurse gibt Rüfenacht seit bald zwei Jahren. Das kommt nicht von ungefähr: Er ist ausgebildeter Musiklehrer. Bis vor seiner Pensionierung unterrichtete Rüfenacht im Kollegium St. Michael in Freiburg. Nicht nur er sei der Lehrer, sondern er könne auch selber vieles von seinen Schülerinnen und Schülern lernen. «Ich profitiere von den Migranten, von ihrem Leben und ihrem Schicksal.» Vor allem die menschliche Haltung seiner Kursteilnehmer beeindruckt ihn. «Die meisten stehen nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Aber sie sind trotzdem fröhlich.» Rüfenacht erzählt von einer Portugiesin mit akademischem Studienabschluss, die nun hier in der Schweiz «auf den Knien Gemüse erntet». Oder von einer Tunesierin, die neu hier sei, kaum die Sprache beherrsche und soeben einen Sohn geboren habe. Sein ganzes Leben lang habe er Musik unterrichtet, «dabei habe ich die verwöhnte Gesellschaft erlebt». Nun habe er es mit völlig anderen Menschen zu tun. «Diesen Menschen zu helfen, macht mich glücklich.»

Mit Memory Wörter lernen

Für den Unterricht investiert Hans Jakob Rüfenacht viel Zeit. Den Montagmorgen etwa hat er damit verbracht, selber ein Memory zu basteln, um am Abend mit den drei Frauen spielerisch einige neue Wörter zu erlernen. Dass er für sein Engagement finanziell nicht entlöhnt wird, stört ihn nicht. «Mein Lohn ist nicht materieller Art», sagt Rüfenacht. Als Pensionierter geniesse er das «bezahlte Leben» im funktionierenden Sozialstaat. Das gebe ihm den Freiraum, freiwillig und ohne Honorar zu arbeiten.

Bei seinem Auftraggeber–dem freiburgischen Roten Kreuz–fühlt sich Hans Jakob Rüfenacht gut betreut. Er hat schon mehrere Fortbildungen besuchen können. «So komme ich in Kontakt mit anderen Lehrpersonen und kann mich austauschen.»

 Das Schöne an der Freiwilligenarbeit sei, dass man nicht unter Druck stehe, sagt Rüfenacht. «Wenn etwas gar nicht gut geht, kann man aufhören.» Beim Beruf hingegen sei dies nicht möglich. Schief läuft es in Hans Jakob Rüfenachts Unterricht trotz Verständigungsschwierigkeiten nicht–jedenfalls nicht an jenem Montagabend mit der Kroatin Zekjie, der Albanerin Fatmire und der Syrerin Douha. Nachdem die drei Frauen die Bedeutung des heutigen Tages der Freiwilligenarbeit kennengelernt haben, erzählen sie vom Sonntag. Zuerst habe sie gearbeitet und dann mit ihrer Tochter gespielt, erzählt Zekjie. Zwar hapert es bei der Satzstellung, und nach manchen Wörtern muss sie lange suchen. Aber das breite Lachen auf ihrem Gesicht zeigt, dass ihr der Unterricht bei Lehrer Rüfenacht sichtlich Spass macht.

Freiwillige: Weniger Schweizer engagieren sich

D ie Uno hat den 5. Dezember zum internationalen Tag der Freiwilligenarbeit erklärt. Offizielle Zahlen zur Freiwilligenarbeit im Kanton Freiburg existierten keine, wie David Seydoux, Vizedirektor des freiburgischen Roten Kreuzes, sagt. «Auf nationaler Ebene ist jedoch ein Rückgang zu beobachten.» 1997 haben sich laut Bundesamt für Statistik 47 Prozent der Bevölkerung auf irgendeine Art freiwillig betätigt, im Jahr 2010 waren es nur noch 33 Prozent der Schweizer. Dieser Rückgang ist laut Seydoux nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass in einer Ehe oder Partnerschaft beide Partner arbeiteten und so immer weniger Zeit für Freiwilligenarbeit hätten.

Freiwillig engagierten sich vor allem frisch pensionierte Frauen und Männer, weiss Régula Kohli vom Réseau-Bénévolat-Netzwerk Freiburg. «Und viele sind sich gar nicht bewusst, dass sie Freiwilligenarbeit machen.» So leiste etwa auch ein Vater, der sich im Fussballclub seines Sohnes engagiere, freiwillige Arbeit ohne Lohn. hs

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