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Mit Kunst die Aktivistinnen zu Menschen machen

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Lara Schroeter ist Aktivistin und setzt dafür auch auf zivilen Ungehorsam. Die Besetzung eines Steinbruchs in der Waadt war für sie ein prägendes Erlebnis. Am Mittwoch hat sie im Kino Murten ihren Film dazu vorgestellt. Sie spricht über ihren Werdegang und über sich als Künstlerin und Aktivistin.

Am 30. März 2021 hat die Polizei auf dem Mormont-Hügel in der Waadt eine Besetzung durch eine Schweizer Klimabewegungsgruppe geräumt. Die Aktivistinnen und Aktivisten waren dort in ihrer «Zone à défendre» (ZAD) vereinzelt fast sechs Monate stationiert, um den Zementriesen Holcim von seinen Plänen abzuhalten, einen Steinbruch zu erweitern. Während dieser Zeit lebten sie in Jurten, Zelten und Baumhäusern in einer Parallelgesellschaft, in welcher allen eine mit der möglichen Räumung im Hinterkopf bestimmte Aufgabe zugewiesen wurde: sei es der Bau von Barrikaden, Klettertraining, Workshops oder Verpflegung. Eine der Aktivistinnen war die Murtnerin Lara Schroeter, welche in der letzten Phase der Besetzung dazustiess und die Räumung miterlebt hatte. Weil sie bereits Erfahrung im Aktionsklettern mitbrachte, schloss sie sich damals der Klettergruppe an.

Der Mensch und die Aktivistin

Lara Schroeter ist in Murten aufgewachsen und zog mit 19 Jahren nach Bern. Momentan lebt sie in Luzern, wo sie letzten Sommer an der Hochschule für Design und Kunst ihr Studium abgeschlossen hat. Sie wohnt dort zusammen mit Gesinnungsgenossen auf einem besetzten Wagenplatz. Zukunftspläne hat sie in Berlin.

Bei ihrem Aktivismus interessieren sie Wege ausserhalb der Legalität, also der zivile Ungehorsam, erklärt Schroeter. Sie verspricht sich davon mehr Wirkung als von der Parteipolitik. Auch Öffentlichkeitsarbeit und Demonstrationen sind Teil ihrer Tätigkeit. «Meine Politisierung und mein Aktivismus vervielfältigten sich schleichend», sagt sie. Ihr ging es dabei ähnlich, wie vielen anderen ihrer Generation. Die ersten Schritte machte sie mit der Bewegung Fridays for Future. Danach erschienen mit dem Frauenstreik feministische Themen auf ihrem Radar. Durch die Teilnahme an der Besetzung des Bundesplatzes im Jahre 2020 kam es mit dem ersten Strafbefehl zu einer Intensivierung. Sie vernetzte sich breiter mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten und begann an Klettertrainings für künftige Besetzungen teilzunehmen. Daneben beschäftigte sie sich historisch mit politischen Ideologien wie Anarchismus.

Zu ihren Erlebnissen in der ZAD sagt sie:

Die Besetzung auf dem Holcim-Gelände war für mich ein Schmelztiegel verschiedener Strömungen meines bisherigen Aktivismus.

Menschen mit verschiedenen Ideologien lebten dort temporär in einer alternativen Gesellschaftsform zusammen. Ihre Politisierung habe dort Schritte gemacht, die sie noch heute prägten. Für ihre Abschlussarbeit an der Hochschule in Luzern hat sie deshalb einen Film über die Ereignisse gemacht. Am Mittwoch präsentierte sie diesen bei einem Kurzfilm-Event in Murten.

Brücken schlagen

Mit ihrem Film will Schroeter zu den Aktivistinnen und Aktivisten, welche das Holcim-Gelände besetzten, eine menschliche Nähe kreieren. «Es braucht eine gewisse Distanz, um über Menschengruppen so grobklotzig zu urteilen, wie dies in der Öffentlichkeit oft geschieht», meint sie. Die Menschen, die ihrer Tätigkeit kritisch gegenüberstehen, müssen sich dann keine Gedanken über die einzelnen Individuen machen, welche diese Form des Protests gewählt haben. «Diese Blockade möchte ich durchbrechen», sagt sie. Und weiter:« Ich finde es frustrierend, wenn irrwitzige Meinungen über zivilen Ungehorsam da sind, aber gleichzeitig lasse ich es auch an mir abprallen.» Für sie sei die Tatsache, dass die Themen, die ihr am Herzen liegen, für Gesprächsstoff sorgen und auf die politische Agenda gelangen, bereits ein Gewinn. Eine hohe Toleranz für Frustration brauche man aber schon, bezeugt Schroeter. «Man hinterfragt sich ständig, ob der eigene Aktivismus etwas bringt. Ab einem gewissen Punkt ist die Untätigkeit aber keine Option mehr.»

Wenn ihr Film Menschen dazu motiviert selber aktivistisch tätig zu sein, sei sie sicher froh darüber, erklärt die 23-Jährige. In erster Linie soll dieser aber zeigen, wie mit Systemkritik generell umgegangen wird.

Lara Schroeter will mit ihrem neuen Film die menschliche Seite der Aktivistinnen und Aktivisten näher bringen.

Bild: Charles Ellena

Aktivismus trifft Kunst

Der künstlerische Anspruch ihres Dokumentarfilmes war durch die Hochschule in Luzern vorgegeben. Die Idee, für etwas Politisches einzustehen und dies ästhetisch zu gestalten, gefiel der Aktivistin aber von Anfang an. Schroeter meint:

Die Ästhetik macht die politische Botschaft für ein breiteres Publikum zugänglich.

Ein Widerspruch zwischen Aktivismus und Kunst sieht sie nicht. Ein Zwiespalt herrsche in ihr aber schon: Einerseits wünsche sie sich, dass der Film oft gesehen werde, andererseits störe sie sich daran, dass sie als Person für den Film im Mittelpunkt stehen müsse. «Eigentlich soll es im Film um das Politische und das Kollektiv gehen», erklärt sie. Kunst zu machen ohne politischen Anspruch könne sie nicht vorstellen. Dies liege aber auch daran, dass ihre Gedanken und ihre Weltwahrnehmung dafür zu sehr von ihrer politischen Anschauung geprägt seien.

Für mich sind Kapitalismus und Patriarchat allgegenwärtig. Ich kann die Welt nicht ohne diese Brille betrachten. 

Lara Schroeter will auch in Zukunft künstlerisch tätig sein. Auch wenn es nicht immer einfach sei, dies mit dem Alltag zu vereinbaren. Für einen möglichen neuen Film hat sie bereits eine kleine Insel in Süditalien ins Auge gefasst. Dort existieren verschiedene Welten gemeinsam, was sie faszinierend finde. Es gebe dort Menschen, die seit ihrer Geburt auf der Insel mit ihren patriarchalen und konservativen Strukturen leben, und solche, die dorthin auswandern, um genau solchen Strukturen zu entfliehen.

Kurzfilmabend

Eine Retrospektive

Für ihren Film interviewte Lara Schroeter fünf Aktivistinnen und Aktivisten, die vor zwei Jahren bei der Besetzung des Holcim-Geländes dabei waren. Anonym erzählen diese von ihren persönlichen Erlebnissen während der ZAD und deren Räumung. Auch Übergriffe der Polizei werden thematisiert: Eine Aktivistin erzählt, wie ihr während der darauffolgenden Untersuchungshaft mit Gewalt DNA entnommen wurde. Visuell untermauert Schroeter die Interviews mit Aufnahmen vom fortschreitenden Abbauprozess auf dem Steinbruch zwei Jahre nach der Räumung der ZAD.

Der Kurzfilmabend im Kino Murten am Mittwoch traf auf grosses Interesse. Für die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer wurden im Kinosaal provisorisch Bänke und Stühle aufgestellt. Während des Diskussionsteils des Abends erhielt Schroeter Lob, beantwortete aber auch kritische Fragen. oba

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