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Nach wenigen Sekunden ist der Spuk vorbei

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Matthias Fasel

Was zugegebenermassen bereits ahnt, wer ein Radrennen im Fernsehen verfolgt hat, wird einem als Zuschauer vor Ort definitiv bewusst: Das Tempo der Fahrer ist horrend. Um 16.29 flitzen die Spitzenfahrer zum ersten Mal durch das Perolles. Um 17.23 sind sie bereits wieder da. Das mag nicht sehr spektakulär klingen. Zieht man aber in Betracht, dass sie in der Zwischenzeit mal eben den Loretto-Aufstieg bezwangen und unter anderem kurze Abstecher nach St. Ursen, Alterswil, Brünisried und Le Mouret machten, sieht es schon wieder anders aus. 37 Kilometer in 54 Minuten, und das nachdem sie bereits 134 Kilometer in den Beinen hatten.

Die Beine eines Normalsterblichen würden sich nach so einer Leistung wohl drei Wochen lang so anfühlen, als hätte sie Mike Tyson höchstpersönlich massiert oder als hätte man ohne Schoner bei einem Slapshot-Wettschiessen zwischen Mark Streit und Shawn Heins zwischen den Pfosten gestanden. Nicht so die Beine von McEwen, Dekker, Albasini und Co. Denn die Rad-Cracks bestreiten am Tag darauf schon wieder ein Zeitfahren und spulen auch die nächsten Tage munter weiter Kilometer um Kilometer ab. Wer kann da dem einen oder anderen ab und zu eine Portion Epo verwehren?

So eindrücklich das Tempo auch sein mag, es bringt aus Sicht des Zuschauers am Strassenrand auch gewichtige Nachteile mit sich. Der Moment, auf den die tausende Schaulustigen, welche die Perolles-Strasse säumen, stundenlang warten, dauert nur einige Sekunden. Wehe dem, der sich im falschen Moment eine Cola kaufen oder kurz auf die Toilette geht. Denn plötzlich hebt der Kommentator vor Ort die Stimme, und die ersten Leute fangen an, zu klatschen und zu johlen. Ein Zeichen dafür, dass das Feld heranbraust. Man wünschte sich, die Fahrer hätten riesige Bleikugeln an ihre Räder gekettet oder der Strassenbelag wäre mit Leim überzogen, nur um den Höhepunkt irgendwie noch für einige Sekunden zu konservieren. Doch ehe man sich versieht, sind die ersten Fahrer bereits im Ziel. Und alle anderen rasen sogleich ebenfalls über die Ziellinie. Wirklich erkennen tut man niemanden. Da könnten auch Alex Zülle, Miguel Indurain oder gar Papst Benedikt mit dabei sein. Merken würde das am Strassenrand bei diesem Tempo wohl keiner.

Was genau das Faszinierende daran ist, ein Rennen direkt am Strassenrand mitzuverfolgen, ist deshalb nicht unbedingt leicht nachvollziehbar. Irgendwie ist es, als würde man bei einem Tennisspiel nur den Matchball oder bei Dirty Dancing lediglich den Schlusstanz sehen. Aber wie das so üblich ist, sind die Massen mitunter leicht anzuziehen. Das Zauberwort heisst Event. Der eine oder andere Bierstand, Bratwürste, Raclettes, Wettbewerbe und dazu Autos, die wie Uhren aussehen oder mit Pferdestatuen in Originalgrösse auf dem Dach, und aus denen Werbegeschenke verteilt werden … et voilà: ein Event. Und mit schönem Wetter wird daraus schnell ein Volksfest. Aber trotz Riesen-Leinwand und Live-Kommentar vor Ort: Für den radinteressierten Zuschauer ist der Platz auf der Couch vor dem Fernseher definitiv aufschlussreicher.

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