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«Die dynamische Gestaltung ist mir wichtiger als technische Perfektion»

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Das Ensemble CantaSense zählt zurzeit rund 50 Mitglieder. Letztes Jahr hat der Chor mit dem Oratorium «Die letzten Dinge» von Louis Spohr das 33-Jahr-Jubiläum gefeiert. Ein grosser Teil der Mitglieder singen seit Jahren mit. Wie erklärt sich diese Treue? Ist es die Freude am Singen? Die Kameradschaft? Das Konzerterlebnis? Die Motivation mag unterschiedlich sein. Doch eines ist klar: Das Mitsingen im Chor verlangt Disziplin und Einsatz, zumal auch zuhause geübt werden sollte und Singwochenenden auf dem Plan stehen.

Der wichtigste Part fällt allerdings dem Dirigenten zu. Er hat das passende Werk zu finden, muss motivieren und einen langen Atem haben. Seit acht Jahren ist Bernhard Pfammatter Dirigent: ein Gespräch über die Arbeit eines Chorleiters.

 

 Bernhard Pfammatter, Sie sind Berufsmusiker. Und da möchte man doch lieber mit Professionellen arbeiten. Sie dirigieren aber auch Amateurchöre. Was motiviert Sie dazu?

Das Finanzielle ist sicher ein Grund. Doch mit einem Laienchor zu arbeiten hat durchaus auch seinen Reiz. Man beschäftigt sich über eine lange Zeit mit einem Werk, erlebt, wie es Gestalt annimmt. Das lässt viel Raum offen für die Interpretation. Mit professionellen Sängern hingegen, die ihre Partitur kennen, muss ich von Beginn weg eine ganz klare Vorstellung haben. Meistens gibt es nur ein oder zwei Proben.

Aber auch an einen Laienchor stellen Sie Forderungen?

Von meinen AmateursängerInnen verlange ich nicht, dass sie sich selbständig vorbereiten; hingegen, dass sie bereits Erarbeitetes selber repetieren.

 

 Die meisten Chorleiter machen Registerproben. Sie aber nur äusserst selten. Warum?

Ich möchte, dass sich die Chormitglieder von Anfang an am harmonischen Gefüge orientieren.

 

 Ihr Probenkonzept durchschaut ein Chormitglied nicht auf Anhieb. Verraten Sie es?

Ich habe es auf vier Stufen angelegt: Motivieren und Kennenlernen der Literatur, Einstudieren, Gestalten und Automatisieren.

 

 Da müssen Sie aber zuweilen ein Auge zudrücken und sich aufs Wesentliche konzentrieren. Was wäre das?

Mein Ziel ist es, Ausführenden wie Zuhörenden ein musikalisches Erlebnis zu verschaffen. Daher ist mir der musikalische Ausdruck, die dynamische Gestaltung wichtiger als die technische Perfektion.

 

 Wie bereiten Sie sich auf die Proben vor?

Ich studiere die Partitur, merke mir heikle Stellen und mache mir Gedanken zu den vier oben erwähnten Stufen. Ich muss bisweilen auch am Instrument einen Klavierauszug üben, da diese häufig recht anspruchsvoll gesetzt sind.

 

 Was sagen Sie zur Tendenz, dass heute fast jeder Dorfchor meint, er müsse das Mozartrequiem mit Orchester und Solisten aufführen, was ja meist auch hohe Budgets bis zu 50 000 Franken und mehr zur Folge hat?

(Überlegt …) Ich glaube nicht, dass hiefür ein Chor geadelt sein muss. Ein Orchesterwerk lässt auch ein ländliches Publikum Neues entdecken und ist für den Chor eine grosse Motivation.

 

 CantaSense führt immer wieder Werke auf, die wenig bekannt sind. Welches Konzept steckt dahinter?

Ich versuche einen thematischen Faden zu finden. Der kann auch aussermusikalisch sein, wie es beim diesjährigen Konzert der Fall ist. Die Werke wurden alle von Kantoren an der Thomaskirche von Leipzig komponiert–von denen Johann Sebastian Bach der berühmteste war.

 

 Ein Wort zum Wesen des Dirigenten. In einigen Filmen wie etwa in Fellinis «Orchesterprobe» verwandelt sich ein Dirigent am Schluss in einen Tyrannen. Muss ein Dirigent tatsächlich autoritäre Züge haben?

Er muss eine Autorität und seiner Sache sicher sein. Die Zeit der Orchesterdespoten, wie Karajan es war, oder Toscanini mit seinen legendären Wutausbrüchen ist allerdings endgültig vorbei. Junge Dirigenten können sich solches auch gar nicht mehr leisten. Wenn einer abtritt, stehen zehn andere bereit.

 

 Man sagt, Sie hätten kein Lampenfieber, obwohl es Ihnen bewusst ist, dass bei einem Laienchor auch einiges schiefgehen könnte. Wie machen Sie das?

In erster Linie muss ich Zuversicht und Freude ausstrahlen. Das heisst: positiv stimulieren. Thomas Gottschalk sagte einmal, die Verantwortung eines Stationswärters sei doch um einiges grösser als die eines Entertainers. Ich sehe das ähnlich.

Murten:Sa., 13. Juni, 20 Uhr, Deutsche Kirche;Tafers:So., 14. Juni, 17 Uhr, Pfarrkirche St. Martin; Kollekte. Weitere Infos: www.cantasense.ch

Zur Person

Ganz der Musik verschrieben

Bernhard Pfammatter zeigte schon während seiner Gymnasialzeit grosses Interesse für Vokalmusik, hauptsächlich älterer Meister. Mit 16 begann er zu dirigieren. Derzeit leitet der 48-jährige Berufsmusiker die halbprofessionellen Chöre «CappellAntiqua», das Vokalensemble Novantiqua Bern, das er gegründet hat, wie auch Konzertchöre und Kantoreien. Seit 2008 ist Pfammatter für die Vokalmusik an der Liebfrauenkirche Zürich verantwortlich, eine der grössten Kirchenmusikstellen der Schweiz. Während seines Studiums zum Sekundarlehrer an der Uni Bern belegte er ein Grundstudium in Musikwissenschaft. Es folgte ein Gesangsstudium am Konsi Neuenburg mit Lehrdiplom sowie auch die vierjährige Ausbildung zum Chorleiter. Der gebürtige Walliser ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und wohnt in Worb.il

 

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