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Neue Konzepte und Ideen für die Zukunft der Dorfläden in Berggebieten

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Immer mehr Läden in schwach besiedelten, bergnahen Gebieten müssen ihre Türen schliessen. Dabei gibt es diverse Möglichkeiten, wie die Dorfläden als wichtige Nahversorger und soziale Treffpunkte am Leben erhalten werden können.

Dorfläden in Berggebieten stehen vor vielen Herausforderungen. Die sowieso begrenzten Absatzmöglichkeiten können die Geschäfte nicht voll ausschöpfen. Die Menschen sind in den letzten Jahrzehnten mobiler geworden und erledigen den Grosseinkauf oft in den etwas weiter entfernten, dafür aber billigeren Supermärkten.

«Als Dorfladen sind wir eher ein Notnagel», bestätigt Joachim Protze aus Charmey, der aktuell noch den Lebensmittelladen in Jaun betreibt. Noch, denn Ende Oktober ist damit jedoch Schluss – aus betriebswirtschaftlichen Gründen:

Ich hätte mehrere Zehntausend Franken in neue Kühlschränke investieren müssen. Bei dem Umsatz hätte sich das nicht gelohnt.

Joachim Protze
Bäcker und Geschäftsleiter
Der Dorfladen Les Arcades in Jaun schliesst Ende Oktober seine Türen.
Charles Ellena

Fehlende Kapazitäten seien ebenfalls ein Grund für die Schliessung. «Es ist schwierig, ein Unternehmen aus der Ferne zu leiten», räumt der Geschäftsführer zweier Bäckereien in Charmey und in Epagny ein.

Wie Protze geht es vielen Betreiberinnen und Betreibern von kleinen Dorfläden in schwach besiedelten Berggebieten. Hohe Fixkosten für Personal und Miete, steigende Elektrizitätsrechnungen, in die Jahre gekommene Infrastruktur, viel Arbeit und wenig Umsatz – die Probleme sind immer ähnlich. Der traditionelle Dorfladen, oft geleitet von einem fleissigen Ehepaar, das seine Stunden nicht aufschreibt, gehört langsam, aber sicher der Vergangenheit an.

Dorfläden im Oberland

Auch das Sense-Oberland zählt gemäss Bundesamt für Landwirtschaft grösstenteils zur Bergzone. In Schwarzsee ging der letzte von Einheimischen betriebene Lebensmittelladen Ende April aus Kapazitätsgründen zu (die FN berichteten). Der Detailhändler Volg übernimmt ihn nun. Die anderen kleinen Geschäfte in der Region bieten zwar teilweise eine grössere Auswahl an Nahrungsmitteln an, allerdings nicht als Kerngeschäft: Meistens sind es Bäckereien oder Käsereien, die zusätzlich eine Verkaufsecke betreiben.

Der Dorfladen in Jaun dient zusätzlich als lokale Poststelle.
Charles Ellena

Diese Kombination von verschiedenen Versorgungsleistungen ist gemäss der Stiftung Schweizer Berghilfe (siehe Kasten) eine von mehreren Möglichkeiten, das Gewerbe in Bergdörfern am Leben zu erhalten. Neben diversen Lebensmitteln aus der Region könnte sich auch der Verkauf für Jetons für die Seilbahn, Bewilligungen zur Strassenbenutzung oder Geschenkkörbe als Geschäftsidee anbieten. So würden die Läden zu «multifunktionalen Service-Zentren». Viele, wie der Laden in Jaun und in Plasselb, beherbergen zudem die lokale Poststelle.

Nicht nur für Versorgung unerlässlich

Diese Läden sind dabei ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im Dorfleben. Sie dienen als Nahversorger für Güter des täglichen Bedarfs und erhöhen die Attraktivität der Berggebiete. Diese kämpfen mit dem Abgang der jungen Leute und von Familien. Andererseits sind sie ein sozialer Treffpunkt, wo sich Leute begegnen und austauschen.

Was man gerade so braucht: Dorfläden sind für die Bevölkerung wichtige Nahversorger.
Charles Ellena

Vorzeigeprojekt in Cerniat

Das war einer Gruppe von aktuellen und ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern von Cerniat bewusst, als sie damit konfrontiert waren, dass erneut ein Geschäftsführer des lokalen Ladens das Handtuch warf. Sie schlossen sich zusammen und gründeten als Genossenschaft den ersten digitalen Dorfladen der Schweiz. Dieser ist 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche geöffnet. Personal ist jedoch nur morgens von 7 bis 12 Uhr anwesend. 

Das Personal im Val-Marché ist trotz durchgehender Öffnungszeiten nur morgens während fünf Stunden anwesend. Vor allem ältere Kundinnen und Kunden schätzen diesen persönlichen Kontakt.
Charles Ellena

«Die Angestellten sind vor allem für die älteren Leute da, die sonst niemanden sehen», erklärt Guy Maradan, Präsident der Genossenschaft. Denn eigentlich werden sie kaum mehr benötigt. Mit einem QR-Code können angemeldete Personen jederzeit den Laden betreten.

Touristinnen oder externe Besucher des kleinen Dorfs in der Nähe von Charmey klingeln, und Maradan öffnet ihnen über sein Smartphone die Tür. Danach können sie unter rund 1000 Produkten auswählen, viele davon stammen aus der Region.

Die Bezahlung erfolgt über ein Self-Check-out. Die Kundschaft kann dabei zwischen Monatsrechnung und Direktzahlung auswählen. Zur Sicherheit ist das Ganze mit Kameras überwacht. Ein zusätzliches System erfasst das Inventar.

Ich kann einmal pro Woche die Liste exportieren, was wir nachbestellen müssen.

Guy Maradan
Geschäftsführer und Präsident der Genossenschaft
Der pensionierte Bankangestellte Guy Maradan ist geistiger Vater des digitalen Dorfladens in Cerniat.
svg/Yannick Andrea

Das Projekt erhielt von der Schweizer Berghilfe zu Beginn eine Finanzspritze für mehr als die Hälfte der Investitionskosten. «Am Anfang war es schwierig», erklärt Maradan. Die Informatiksysteme hätten drei verschiedenen Anbieter von Grund auf neu entwickelt, Kinderkrankheiten des Systems waren wortwörtlich vorprogrammiert.

Inzwischen läuft es aber sehr gut.

Guy Maradan
Geschäftsführer und Präsident der Genossenschaft
Auf Produkte aus der Region legen die Betreiberinnen und Betreiber des Dorfladens in Cerniat viel Wert.
Charles Ellena

Zukunft des Ladenlokals in Jaun

Zurück nach Jaun: Hier hat die Besitzerfamilie Thomas Rauber damit beauftragt, die Neuvermietung des Ladenlokals zu koordinieren. Auf sein Inserat mit dem Aufruf, sich mit guten Ideen zu melden, hätten ihn diverse Menschen kontaktiert: «Ich war positiv überrascht, wie viele verschiedene und vor allem junge und einheimische Leute sich gemeldet haben», so der Betriebswirt, der das Ganze ehrenamtlich koordiniert. Zu den Vorschlägen will er noch keine Auskunft geben: «Ich gehe aber davon aus, dass wir im Herbst eine Lösung auf die Beine stellen können.»

Das Konzept von Cerniat so zu übernehmen, sei für das Dorf nicht passend: «Jaun hat viele Touristinnen und Touristen, teilweise bis zu 200 am Tag.» Diese müssten bedient werden. Aber eines ist klar:

Dass den Laden wieder eine einzelne Person übernimmt, ist nicht realistisch.

Thomas Rauber
Betriebswirt

Um das Geschäft im Dorfleben zu verankern und allen eine Beteiligung zu ermöglichen, stellt sich Rauber eine breite Trägerschaft vor. Egal, ob das ein Verein, eine Genossenschaft oder sonst etwas ist.

Zahlen und Fakten

26,4 Millionen für die Bergbevölkerung

Die Schweizer Berghilfe setzt sich seit 80 Jahren unter dem Leitmotiv «Hilfe zur Selbsthilfe» für die Bergbevölkerung ein. Letztes Jahr unterstützte die durch Spenden finanzierte Stiftung 474 Projekte in der ganzen Schweiz mit insgesamt 26,4 Millionen Franken. Im Kanton Freiburg waren es 310’600 Franken für insgesamt neun Projekte. Die Stiftung konnte zwei Dorfladenprojekte in den Kantonen St. Gallen und Graubünden fördern. Vorletztes Jahr profitierten vier Dorfläden von Zuschüssen. Am meisten Geld floss 2022 in den Kanton Bern – dort stellte die Schweizer Berghilfe 126 Betrieben rund 6,5 Millionen Franken für ihre Investitionen zur Verfügung. mes

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