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Philipp Wieland: «Es ist eine unbefriedigende Situation»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wegen Fahrermangels gibt das Unternehmen Wielandbus seine Taxiaktivitäten auf. Mit höheren Löhnen die Attraktivität des Berufs zu steigern, ist laut CEO Philipp Wieland nicht möglich. Andere Betriebe reiben sich nun nicht unbedingt die Hände.

Die Wielandbus AG gab kürzlich bekannt, ihre zwölf Taxikonzessionen der Stadt Freiburg für 2023 nicht zu erneuern und auch in Murten den Taxibetrieb einzustellen. Das Unternehmen war während 20 Jahren in Murten und 15 Jahren in Freiburg in dieser Branche aktiv. CEO Philipp Wieland steht Rede und Antwort nach seiner Entscheidung.

Welche Veränderungen spürten Sie im Taxiwesen ab Beginn der Pandemie?

Wir hatten einen einigermassen stabilen Taximarkt bis zum Beginn der Pandemie. Als der Bundesrat dann die Mobilität einschränkte, hatte man als Mobilitätsunternehmen ein Problem, egal ob im ÖV oder als Taxibetrieb. Die Nachfrage nach Taxifahrten war um 70 Prozent zurückgegangen. Das ist natürlich eine Katastrophe für einen Betrieb. Aber es gab Lösungen, zum Beispiel durch die Kurzarbeit. So kamen wir stabil durch die Krise. Mit dem Ende der Massnahmen nahm die Nachfrage wieder zu. Und jetzt haben wir das Problem, das auch die Gastronomie kennt: Es fehlt an Mitarbeitenden. Wir haben festgestellt, dass sich die Angestellten anders organisiert haben und nicht mehr zurückkommen.

Das heisst, sie haben andere Berufe ergriffen?

Genau, sie haben wohl andere Berufe, andere Aktivitäten gefunden. Für unsere zwölf Konzessionen in Freiburg und zwei Fahrzeuge in Murten hatten wir vor Corona die benötigten 35 bis 40 Fahrer. Nicht alle waren in einem Vollzeitpensum angestellt, aber für viele war das Taxifahren ein Hauptjob. Andere arbeiteten nur am Wochenende oder einen Tag pro Woche. In der Pandemie wurde der Personalbestand abgebaut. Jetzt haben wir noch 14 Fahrer, und das erklärt auch unser Problem: Wenn Sie die Nachfrage nicht decken können, haben Sie auch kein qualitativ gutes Angebot. Entweder müssen Sie ständig Fahrten an andere Taxis weitergeben oder die Kunden mit Wartezeiten vertrösten. Und das will ich nicht: Es ist eine unbefriedigende Situation. So habe ich diese Entscheidung treffen müssen, die mir wehtut. Das Taxigeschäft habe ich vor 20 Jahren in Murten begonnen und auch 15 Jahre in Freiburg betrieben. Wir feiern jetzt ein 40-Jahr-Jubiläum mit der Wielandbus AG, und die Hälfte dieser Zeit begleitete uns das Taxigeschäft. Das ist eine lange Zeit. Dieser Entscheid ist nicht leichtfertig gefallen.

Warum ist das Interesse am Beruf Taxifahrerin, Taxifahrer gering?

Das Problem ist mehrschichtig. Der Strassenverkehr allgemein ist ein Stressfaktor in diesem Beruf. Es gibt viel Stau auf den Autobahnen und in den Städten. Ein anderer Punkt ist sicher auch der Verdienst. Wir reden hier von Minimallöhnen, befinden uns in einem Geschäft mit niedrigen Margen, und das ist sicherlich nicht förderlich für die Attraktivität eines Berufs.

Wie viele Franken pro Stunde verdienen Taxifahrer?

Das kann ich nicht ganz genau beziffern, weil man im Taxiwesen sehr lange Präsenzzeiten hat. Wenn man nur die Lenkzeit als Arbeitszeit nimmt, verdienen sie relativ gut. Aber eben, es gibt die langen Präsenzzeiten. Das ist ein weiterer Grund für das fehlende Berufsinteresse: Man ist sehr, sehr oft am Warten. Wir informieren deshalb unsere Fahrer via Mobiltelefon über ihren nächsten Auftrag und nicht via Funk. So müssen sie nicht im Auto auf die nächste Fahrt warten und haben mehr Flexibilität.

Was spricht für diesen Beruf?

Ich bin früher selbst Taxi gefahren. Das ist eine sehr befriedigende Arbeit. Man hat Fahrgäste, die froh sind, dass man sie abholt, dass sie endlich zu Hause sind oder dass sie ihre Erledigungen machen konnten. Als Taxifahrer ist man auch ein bisschen Seelsorger. Die Fahrgäste erzählen einem zum Teil ihre ganze Lebensgeschichte. Das geht manchmal sehr ans Herz. So ist es ganz ein attraktiver Job. Aber am Ende des Monats muss man die Rechnungen bezahlen können und die Familie ernähren. Und diesen Anspruch habe ich auch als Arbeitgeber, einen Lohn zu zahlen, der das ermöglicht.

Würde eine starke Lohnerhöhung, auch für die Präsenzzeiten, das Problem der fehlenden Fahrer lösen?

Es ist ein Zusammenspiel von Kosten, Umsatz und mindestens einer schwarzen Null am Ende. Wir sind im Verhältnis zum Umsatz hoch in den Löhnen. Da gibt es keine Möglichkeit mehr nach oben. Der Umsatz müsste auch entsprechend folgen – allenfalls auch durch steigende Preise. Im internationalen Vergleich sind wir in der Schweiz jedoch bereits auf einem hohen Preisniveau. Es ist sicherlich schwierig, sie zu erhöhen, auch wenn es Entwicklungen gibt – namentlich die Treibstoffkosten –, die eine Erhöhung rechtfertigen und auf Akzeptanz stossen würden.

Wie geht es für die betroffenen 14 Mitarbeitenden weiter?

Wir schauen jeden Fall einzeln an. Es gibt Fahrer, die jetzt das Carpermis machen, diese finden eine interne Anstellung. Es gibt welche, die weiterhin im Taxibereich arbeiten wollen, und die werden auch einen Job finden, und andere, die sich neu orientieren wollen. Mir ist wichtig, dass wir nicht sagen, schaut selbst. Wir haben absichtlich früh kommuniziert, um unseren Fahrern und auch unseren Kunden einen reibungslosen Übergang zu bieten. Ich bin zuversichtlich, dass wir gute Lösungen haben werden.

Der Entscheid sei nicht leichtfertig gefallen, versichert CEO Philipp Wieland.
Marc Reidy

Welche Lösungen bieten Sie Ihren Kunden an, den Fahrgästen im Taxi?

Unser Ziel für die Kunden ist klar: Sie sollen die gewohnte Telefonnummer wählen können. Wir wollen diese nahtlos übergeben, damit die Kunden gar nicht merken, dass es dort eine Veränderung gibt. Für den Standort Freiburg kann ich noch keinen Namen nennen. Wir sind aber recht weit fortgeschritten in den Verhandlungen. Dort wird es eine Lösung geben. Da bin ich absolut zuversichtlich. Ich bin überzeugt, dass auch in Murten die Kunden nach wie vor ein Taxi bekommen werden. Es ist naheliegend, dass ein anderer Betrieb die Stellplätze am Bahnhof, die wir von SBB Immobilien mieten, mit unserer bekannten Telefonnummer weiterführen könnte. Im Unterschied zu Freiburg ist Murten kein reglementierter Taximarkt. Da kann jeder Taxi fahren, der möchte, vorausgesetzt, er hat einen Taxischein. Und das passiert auch.

Wann ist die Nachfrage nach Taxis am grössten?

Bei Regenwetter. Die richtige Taxiplanung zu machen, ist jedoch eine Quadratur des Kreises. Wir können nicht im Voraus sagen, es läuft so oder so. Plötzlich kommt ein Gewitter, dann ist man überlastet, aber nur für eine Stunde, und danach nicht mehr. Natürlich kann man Events antizipieren. Im Winter wird tendenziell mehr Taxi gefahren, weil es kalt ist. In der Studentenstadt Freiburg ist während den Sommerferien in den Nächten viel weniger los. Das ist für die Feinplanung sehr schwierig.

Und in Murten ist es ähnlich?

Ja. Bei schönem Wetter läuft man gerne durchs Stedtli. Wenn es regnet und kalt ist, nimmt man ein Taxi. Das ist in der Natur unseres Menschseins.

Wer nutzt besonders häufig die Taxis?

Sie haben alle Bevölkerungsschichten im Taxi. Die ältere Person, die vom Pflegeheim zum Einkaufen will, der Businessman, der gestresst eine Fahrt zum Flughafen verlangt, oder der Student, der vom Ausgang nach Hause möchte. In Murten ist der Anteil an Touristen etwas höher als in Freiburg. Aber wir können nicht sagen, hier ist diese Gruppe, und dort ist die andere Gruppe. Der Taxibetrieb ist komplementär zum ÖV: Das Taxi kommt dort zum Zug, wo der ÖV aufhört. Das haben wir gemerkt, als das Nachtbusangebot eingeführt wurde: Der Umsatz in der Nacht ging rasant zurück.

Könnte ein Rufbus, wie ihn die TPF in Estavayer-le-Lac testen, die Taxis ersetzen?

Bei einem Rufbus muss die Nachfrage stimmen. Zudem ist das ein Angebot, das im Rahmen des öffentlichen Verkehrs durchgeführt wird. Dort ist es für einen privaten Betrieb nicht so einfach, ein solches Angebot zu machen.

Der Fahrtenvermittler Uber teilte im Sommer 2020 mit, neu auch Freiburg abzudecken. Welchen Einfluss hatte der Start von Uber auf den Taximarkt?

Solche Systeme funktionieren nur, wenn man ein grosses Angebot und eine grosse Nachfrage hat. Uber funktioniert deshalb in einem kleinen ländlichen Gebiet nicht. Das geht nur in grossen Städten, wo viele Leute auf engem Raum aufeinander sind. Ich habe keinen grossen Einfluss auf unsere Zahlen gemerkt, seit Uber unterwegs ist. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die gar nicht mehr in Freiburg aktiv sind.

Sind Freiburger Taxifahrer zu Uber abgewandert?

Ja, und sie sind wieder zurückgekommen. Bei uns im Unternehmen waren Fahrer zeitweise nach Lausanne und Genf gegangen.

Wie stehen Sie zu Uber?

Es gibt da den Aspekt Technologie und Digitalisierung, der mitgeholfen hat, neue Produkte zu entwickeln. Denn Uber hat uns inspiriert, eine Schweizer Lösung, die Taxi-App «Go!», zu entwickeln. Alle Fahrer, die mit «Go!» unterwegs sind, sind angestellt und sozialversichert. Und das ist auch richtig so. Ich bin klar der Meinung, dass man einen Technologiekonzern wie Uber als Arbeitgeber ansehen muss. Das heisst, die Fahrer müssen sozialversichert sein, eine Pensionskasse haben, AHV-Beiträge bezahlen. Man kann nicht sagen, man sei eine App, und lässt die Fahrer für sich selbst schauen. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Eigentlich spreche ich mich für die Deregulierung von Märkten aus. Aber beim Taximarkt sehe ich, dass es nicht funktioniert. Wenn der Markt offen ist, gibt es nur Verlierer. Das sieht man an Bahnhöfen von vielen grossen Städten, wo sehr viele Taxis unterwegs sind. Dort ist keiner mehr Gewinner: der Kunde nicht, weil er schlechte Qualität bekommt, der Fahrer nicht, weil er zu wenig Aufträge hat – und schon befindet man sich in einer Negativspirale.

Das Taxi kommt dort zum Zug, wo der ÖV aufhört, zum Beispiel in der Nacht.
Aldo Ellena/a

Reaktionen

Andere Taxibetriebe und Uber kämpfen mit ähnlichen Problemen

Zwölf Taxikonzessionen hat Wielandbus in Freiburg. Das sind laut Philipp Wieland ein Drittel aller Konzessionen. Diese zu übernehmen, dürfte für die anderen Taxibetriebe kein allzu leichtes Unterfangen sein. Denn Konzessionen sind mit Gebühren verbunden, und es sei schwierig, mit einem Taxiunternehmen Geld zu verdienen, gibt Taxis réunis auf Anfrage an. Dieses Taxiunternehmen ist am Freiburger Bahnhof oft präsent und hat neun Konzessionen. Freitag- und Samstagabends seien alle Taxis unterwegs, an den anderen Tagen gebe es jedoch deutlich weniger Fahrten. Man habe ein Dilemma: Die Preise zu erhöhen, würde zu unzufriedenen Kunden führen. Weniger Fahrer zu beschäftigen, würde zwar die Kosten senken, aber gleichzeitig die Wartezeiten verlängern und wiederum für unzufriedene Kunden sorgen. Das Unternehmen werde vielleicht einige Konzessionen übernehmen, aber nicht alle. Denn es sei auch schwierig, zusätzliche Fahrer zu finden.

Der Fahrtenvermittler Uber kennt ebenfalls das Problem des Fahrermangels. Grundsätzlich sei man mit dem Start und der darauffolgenden Entwicklung in Freiburg zufrieden, «obwohl wir auch – aufgrund der insgesamt niedrigen Anzahl an Fahrern in der Stadt – mehr Nachfrage nach Fahrten sehen, als wir vermitteln können». Die Nachfrage nach Fahrten in der Uber-App habe sich zwischen Januar und Juli 2022 verdoppelt. Im Juli hätten mehrere Tausend Nutzer die Uber-App in Freiburg geöffnet, um eine Fahrt zu bestellen. «Folglich sind wir natürlich immer offen dafür, unsere Technologie noch mehr selbstständigen Fahrern anzubieten und auch mit grösseren lokalen Limousinen- oder Taxiunternehmern Partnerschaften zu schliessen.»

Tourismus ist zuversichtlich

Der Fahrermangel besteht ebenfalls auf nationaler Ebene. «In der Taxibranche fehlt es – wie in der gesamten Strassentransportbranche – an genügend Fahrerinnen und Fahrern», bestätigt André Kirchhofer, Vizedirektor des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands (Astag), zu dem die Fachgruppe Taxisuisse gehört. Um dem Mangel entgegenzuwirken, könnte der Zugang zum Chauffeurberuf erleichtert werden. «Die Rahmenbedingungen und Vorschriften sind jedoch vielerorts auf regionaler Ebene geregelt, eine allgemeine Einschätzung dazu ist schwierig.»

Eine Reduktion des Taxiangebots könnte eine Chance für andere Mobilitätsformen sein – wie ÖV oder Carsharing, so die Einschätzung der Genossenschaft Mobility, die in der Stadt Freiburg mit etlichen Fahrzeugen vertreten ist und in Murten drei Fahrzeuge betreibt. «In Murten verzeichnen wir rund 170 Kundinnen und Kunden. Über Auslastung und Fahrverhalten von einzelnen Gebieten geben wir hingegen keine Auskünfte – aus Konkurrenzgründen.»

Murten Tourismus zeigt sich auf Anfrage zuversichtlich, dass die Gäste aus der Schweiz und dem Ausland auch in Zukunft an ihr Ziel gelangen: «Einige Hotels bieten einen Autoverleih oder einen Abholdienst an. Fahrräder und E-Bikes können für Freizeitaktivitäten und Touren in der Region problemlos gebucht werden. Ausserdem sind wir in der glücklichen Lage, gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden zu sein, obwohl diese im Tourismussektor noch nicht viel genutzt werden.» jmw

Kommentar (1)

  • 22.08.2022-Meyer

    Oh es gäbe da noch so manches zu sagen was das Taxigewerbe in Fribourg anbelangt.
    Als ehemaliger Chauffeur kann ich nur sagen man ist “corvèable à merci”

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