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Pop-Wunderland Schweiz – Was kann der ESC-Erfolg von Nemo auslösen?

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Was Schweden kann, kann die Schweiz auch. Wir beschreiben die Vision einer international erfolgreichen Popnation. 

Über 30 Millionen Mal ist Nemos «The Code» bisher gestreamt worden. Der Song ist damit der am meisten gestreamte Schweizer Track seit Messung. Er steht an der Spitze der Schweizer Singles-Hitparade. Aber viel bemerkenswerter ist sein internationaler Auftritt. In den «Viral Top 50 Global», der Hitparade, die weltweit die heissesten und meistgeteilten Songs wiedergibt, hat er Platz 2 geschafft und in neun europäischen Ländern die Top 20.

Nach dem Sieg am Eurovision Song Contest hat «The Code» international so richtig eingeschlagen. Nemo hat bei Spotify inzwischen schon 6,5 Millionen monatliche Hörer und Hörerinnen. Zum Vergleich: Die beiden in den letzten Jahren international erfolgreichsten Schweizer Musiker, DJ Antoine und DJ Bobo, kommen nur auf 3,8 Millionen respektive 1,8 Millionen monatliche Hörerinnen und Hörer.

Für das Popland Schweiz ist der Erfolg von Nemo beachtlich und ausserordentlich. Denn Schweizer Popmusik ist sonst extrem nach innen gerichtet. Mundart dominiert und ist populär, aber es ist ein reines Binnengeschäft. Grosse internationale Erfolge wie jene von Krokus, Yello, DJ Bobo und DJ Antoine sind für Musiker aus der Schweiz die grosse Ausnahme. Aber vielleicht ändert sich das ja jetzt.

Auch Schweden war in Sachen Popmusik tiefe Provinz, bevor ABBA 1974 den ESC gewann. Der Sieg von «Waterloo» änderte alles. Er gab den Impuls, den Anstoss für das Popwunder Schweden. Heute ist das skandinavische Land hinter den USA und Grossbritannien der drittgrösste Musik-Exporteur der Welt. Und gemessen an seiner Einwohnerzahl von 10,5 Millionen ist Schweden das Land mit der erfolgreichsten Musikindustrie. Dabei exportiert das Land nicht nur hochkommerziellen Hochglanz-Pop, das Land brodelt auch im Alternative- und im Metal-Bereich.

Die Schweiz hat im ESC-Kosmos einen exzellenten Ruf

Wieso sollte das nicht auch in der Schweiz möglich sein? Der Moment wäre günstig, denn die Schweiz hat sich zumindest im Kosmos des ESC in den letzten Jahren einen exzellenten Ruf erarbeitet. Das hat sich auch bei den diesjährigen Wetten gezeigt. Noch bevor der Schweizer Beitrag von Nemo veröffentlicht wurde, mischt er bei den Wetten ganz vorne mit. Die Schweiz kann’s. «Man rechnet mit der Schweiz. Sie wird heute ernst genommen», sagt dazu der Musikproduzent und Songschreiber Pele Loriano, der als Delegierter der SRG für den Eurovision Song Contest massgeblich für den Aufschwung der Schweiz beim ESC verantwortlich ist.

Doch was braucht es, damit es auch in der Schweiz zum Popwunder kommt? Oder was macht Schweden anders und besser?

Lange herrschte die Ansicht vor, dass man als Schweizer Musiker international gar keine Chance hätte. Tatsächlich hatte auch ABBA zunächst Mühe, den britischen Markt zu knacken. Doch das hat sich inzwischen grundlegend geändert. «Die Nationalität spielt heute in der internationalen Popmusik keine Rolle mehr», sagt Loriano. Man muss längst nicht mehr aus den USA oder Grossbritannien stammen, um international durchzustarten. Nicht zuletzt das Internet hat diese monopolartige Stellung des Angloamerikanischen aufgebrochen.

Es braucht international denkende Produzenten und Songwriter

Um das Popwunder in der Schweiz möglich zu machen, braucht es aber einen Mentalitätswandel, ein Umdenken auf verschiedenen Ebenen. «Auf der Macherseite braucht es einen grösseren Willen, Ehrgeiz, Mut und Cleverness», sagt Loriano, «es ist bequemer und einfacher, für den Minikosmos Schweiz zu produzieren».

Man müsse «grösser denken, den Zeitgeist erkennen und ein Gefühl dafür entwickeln, was läuft und gefragt ist». «Lange Zeit hatte hier kaum jemand eine Vorstellung, was es heisst, international zu produzieren. Es fehlte das Know-how», sagt er weiter. Noch beim ersten Songwriting-Camp für den ESC 2017 musste Loriano praktisch alle Songschreiber und Produzenten im Ausland rekrutieren.

In den letzten Jahren hat sich schon einiges getan. Das Niveau bei Sängerinnen und Sänger ist hoch, und es stösst eine Generation nach, die international denkt: Priya Ragu, Hermanos Gutiérrez, Joya Marleen, Kings Elliott, Ilira, Benjamin Amaru. Im deutschen Sprachraum Faber, EAZ, Loredana, Monet192, die Fäaschtbänkler und Pronto. Im französischen Sprachraum Nnavy, Arma Jackson und Ocevne.

Aber in der Schweiz mangelt es vor allem an Produzenten und Songschreibern, die sich auf internationalem Terrain bewegen und dort vernetzt sind. Wie wichtig sie im modernen Pop sind, hat Schweden schon lange gemerkt. In der Schweiz kann man sie an einer Hand abzählen. Loriano nennt immerhin Dana, die Sängerin aus Biel, die sich auch als Songschreiberin für andere betätigt, Tom Oehler (Nemo, Remo Forrer), Benji Alasu (Nemo), Ben Mühlethaler (Prince) sowie OZ (Drake, Travis Scott).

In der Schweiz fehlt es an Wertschätzung

Für Loriano leidet hiesige Popmusik vor allem darunter, dass man sie zu wenig ernst nimmt. Allein die schwedische Ausscheidung für den ESC, das Melodienfestival, zieht sich mit Vorausscheidungen, Trostrunde und Finale über Wochen hin und erreicht ein Millionenpublikum. Nicht wenige sind sogar der Meinung, dass die Qualität der schwedischen Ausscheidung jene des ESC-Finales übertrifft. Die Wertschätzung im musikverrückten skandinavischen Land ist gross. Es ist dort auch selbstverständlich, dass Musikerziehung und Musikunterricht für alle zugänglich und kostenlos sind.

Aber für Loriano mangelt es auch an Playern, Labels, Verlagen, Agenten und Managern, die die Schweizer Produktionen mit Selbstbewusstsein nach aussen tragen. Das Majorlabel Warner hat sich schon vor einiger Zeit aus der Schweizer Musikproduktion verabschiedet. Sony und Universal bemühen sich, laufen aber immer wieder auf, wenn es darum geht, ihre Produktionen auf den internationalen Markt zu bringen. «Die Schweizer Szene wäre bereit, aber die Labels noch nicht», sagt Loriano. Es brauche «Labels, die an ihre Songs glauben und sie mit Überzeugung in die Welt pushen».

Was kann der Staat dazu beitragen?

Welche Rolle kommt bei der Vision des Poplandes Schweiz dem Staat zu? Wie kann internationale Popmusik gefördert werden? In der Schweiz werden Millionen in traditionelle Institutionen und die klassische Musik gebuttert. Doch wenn es um Popmusik geht, um aktuelle, zeitgenössische Musik, wird geknausert. Es herrscht immer noch der Reflex vor: Pop ist kommerziell, Pop muss nicht gefördert werden. «Wer so denkt, denkt falsch», sagt dazu Loriano.

Es geht nicht darum, Gölä oder Trauffer zu subventionieren. Es geht darum, Strukturen zu schaffen, damit Pop aus der Schweiz international konkurrenzfähig ist. Investiert werden sollte prioritär in die Ausbildung, in Studios und Studiotechnik, in Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten für junge Musikerinnen und Musiker. Der Boden muss gelegt werden, damit etwas wachsen und gedeihen kann.

In der Schweiz wird Musik immer noch als reiner Kostenfaktor betrachtet. Dass Musik und vor allem Popmusik ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, ist vielen gar nicht bewusst. Schweden fördert angehende Musikerinnen und Musiker mit Stipendien. Motiviert sie zu Auslandaufenthalten. Junge Bands und Musiker erhalten jährlich 1,2 Millionen Euro Starthilfe. Über 20 Millionen Euro fliessen in Musikorganisationen. Viel Geld? Für Schweden lohnt sich jedenfalls die Investition. Ein Vielfaches fliesst aus den Lizenzen und Musikexporten wieder zurück ins Land.

Die Popland Schweiz wäre günstig zu haben

Von solchen Verhältnissen kann das Popland Schweiz heute nur träumen. Die Organisation «Swiss Music Export», die den Export von aktueller Schweizer Popmusik unterstützt, hat im letzten Jahr 548’565 Franken erhalten. Immerhin. Aber allein das Zürcher Opernhaus erhält mehr als 80 Millionen Franken an Subventionen, so viel wie der ganze Rest der Zürcher Kulturlandschaft.

Und auch in Basel verschlingt die klassische Musik 90 Prozent aller Fördergelder. Das Pop-Exportland Schweiz wäre um einiges günstiger zu haben. Im November wird in Basel über die Initiative mehr Vielfalt in der Musik abgestimmt. Nur langsam, langsam wächst hierzulande ein Bewusstsein, dass bei einem so krassen Missverhältnis etwas nicht stimmen kann. Der Traum lebt.

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