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Post-Urgestein sagt den «Cash-Wüsten» den Kampf an: Kommt es zur grossen Bancomaten-Revolution?

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Die Zahl der Geldautomaten nimmt rapide ab. Nun präsentiert der Poststellen- und Postomatenchef einen neuen Plan zur Rettung der Noten und Münzen.

Die Kurskarte zeigt an, wo einst die Postkutschen verkehrten. Sie ist rund 175 Jahre alt. Und doch repräsentiert sie für Thomas Baur nicht nur das, was die Post in ihren Gründungsjahren einst war, sondern auch das, was sie noch immer ist: eine staatliche Institution, die Briefe, Pakete, Menschen und auch Geld durch das ganze Land befördere – und so die Schweiz verbinde. «Die Transportmittel haben sich geändert, die Fahrzeiten wurden kürzer, aber die Idee der Grundversorgung ist noch immer dieselbe», sagt Baur. Eine Kopie ebendieser Kurskarte schmückt sein Büro am Post-Hauptsitz – als eine Art Mahnmal für sein neuestes Projekt: die Versorgung der Schweiz mit Bargeld.

Baur ist ein Post-Urgestein. Der heute 60-jährige Poststellen-Chef ist 1983 als Programmierer in den Dienst der damaligen PTT eingetreten und dort die Karriereleiter emporgestiegen bis in die Konzernleitung. Als nach dem Bekanntwerden des unrühmlichen Subventionsbetrugsskandals die gesamte Postauto-Führungsriege kaltgestellt wurde, übernahm Baur für eine gewisse Zeit zusätzlich die Leitung dieser Sparte.

Künftig soll er auch der neue Cash-Chef der Post werden. Denn das Geschäft mit dem Bargeld soll innerhalb des Post-Konzerns von der Postfinance zu Baurs Poststellennetz-Einheit verschoben werden. Zudem besteht die Absicht, dass die Postomaten zu seiner Division wechseln sollen, wie Baur und Postfinance-Interimschef Kurt Fuchs im Gespräch mit der «Schweiz am Wochenende» betonen. Letztes Wort hat der Postfinance-Verwaltungsrat. Klar ist dabei auch: Die Verantwortung für den gesetzlichen Grundversorgungsauftrag im Zahlungsverkehr bleibt weiterhin bei Postfinance.

Peter Schneider / Keystone

Damit wird Baur so etwas wie der oberste Netz-Chef beim gelben Riesen. Er übernimmt nebst den 768 Postfilialen, den 1234 Postagenturen, den 280 «My Post 24»-Automaten künftig die rund 800 Postomaten. Das heisst letztlich auch: Er wird für alles verantwortlich sein, was im Betrieb wegen abnehmender Frequenzen immer unwirtschaftlicher, aber politisch und gesellschaftlich gewünscht ist.

Die Zusammenlegung der Netze ergebe Sinn, sagt Baur. «So können wir die Stärke des Netzes besser nutzen.» Zudem könne die Post damit interne Prozesse vereinfachen – sprich: effizienter und günstiger gestalten. Erste Verbesserungen wurden bereits vorgenommen, sagt Baur. Etwa in der Zusammenarbeit mit dem grössten Geldtransporteur im Land. Bis anhin hatte der Staatskonzern mehrere Verträge mit dem Unternehmen, neu läuft alles über Baurs Abteilung.

Doch um eine schweizweite Bargeld-Grundversorgung sicher zu stellen, reichen ein paar postinterne Optimierungen nicht aus. Zu gewaltig sind die gesellschaftlichen Veränderungen, zu stark ist der Trend hin zu E-Banking-Lösungen, zu elektronischen Zahlungstools wie Apple Pay oder Twint sowie zu Kredit- und Debitkarten. Bargeld verliert als Zahlungsmittel an Bedeutung, das ist seit längerem zu beobachten. Mit der Coronapandemie hat sich die Entwicklung nochmals massiv beschleunigt. Das zeige sich überall, wie Fuchs betont.

Die Einzahlungen am Post-Schalter nehmen rapide ab. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete die Post im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 13 Prozent.

Die Bezüge an Postomaten haben im vergangenen Jahr um rund 10 Prozent abgenommen.

Das abnehmende Interesse am Bargeldbezug zeigt sich in der Bancomaten- und Postomaten-Statistik: Gab es Anfang 2020, also kurz vor dem Ausbruch der Covid-Krise, noch rund 7200 Geldautomaten, sind es heute noch gerade mal 6392, wie aus den neuesten Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hervorgeht.

Und die Zahl dürfte weiter abnehmen – auch wegen des Verschwindens der Credit Suisse, aber nicht nur.

Einst wurden die Menschen weg vom Schalter und hin zum für die Finanzinstitute günstigeren Automaten gelotst. Heute lockt das E-Banking. Werden nun nach den Filialen auch die Geldautomaten abgebaut, könnten Menschen und auch Gewerbebetriebe – insbesondere in ländlichen Gebieten – den Zugang zum Bargeld verlieren, sagt Baur. «Es drohen Cash-Wüsten.»

Er warnt: «Wir sollten nicht warten, bis es so weit kommt.» Denn sei die Infrastruktur abgebaut, werde es schwieriger und teurer diese wieder aufzubauen. Das zeige das Beispiel von Schweden, wo der Staat nun wieder eine minimale Bargeldversorgung herstellen müsse.

Handlungsbedarf ortet auch die Nationalbank. Sie hat deshalb einen runden Tisch mit Wirtschafts- und Konsumentenverbänden, Kantonen, Bundesverwaltung sowie Banken und der Post zum Thema Bargeldversorgung in der Schweiz initiiert. Ein erster Austausch fand im Oktober 2023 statt, wo «Fragen zum Bargeldzugang und zur Bargeldakzeptanz diskutiert» wurden, wie es im SNB-Geschäftsbericht heisst.

Das Interesse war gross, die Voten zugunsten des Bargelds waren zahlreich, wie etliche Teilnehmer zu berichten wissen. «Die Teilnehmenden des runden Tisches sind sich einig, dass einer möglichen Negativspirale im Bargeldsystem entgegengewirkt werden soll», hält auch die Nationalbank fest.

Der runde Tisch soll laut SNB künftig regelmässig durchgeführt werden. Eine neu eingesetzte und ebenfalls breit abgestützte Expertengruppe soll zusätzlich die «Herausforderungen in der Bargeldversorgung identifizieren und Lösungsansätze entwickeln». Konkrete Resultate jedoch liegen nicht vor.

zvg/Postfinance

Baur und Fuchs, die beide über die Diskussionen am runden Tisch informiert sind, fassen das Problem so zusammen: «Die Akzeptanz des Bargelds ist hoch, die Nutzung jedoch nimmt ab. Soll der Zugang gewährt bleiben, müssen wir über die Finanzierung reden.» Und über die Organisation.

Baur jedenfalls hat einen «Plan zur Rettung des Bargelds», wie er sagt: Er möchte letztlich alle Post- und Bancomaten in der Schweiz in einem einzigen Netz zusammenlegen. «So könnten wir ein optimales Geldautomatennetz planen und betreiben und die Schweiz mit Bargeld versorgen.» Die Post wäre seiner Ansicht nach prädestiniert für eine solche Aufgabe. Denn sie sei neutral und ihr Netz gehöre dem Bund. Und so spricht Baur seit ein paar Monaten überall im Lande Bankenchefs an und stellt seine Idee vor. Die Reaktionen fielen «interessiert» aus, sagt er. «Es gibt Diskussionen». Konkrete Entscheide hingegen seien keine gefallen.

Profiteure von einem solchen Geldautomatennetz wären gemäss Baur schliesslich alle Bankkundinnen und Bankkunden in der Schweiz. Sie müssten dann nicht mehr überlegen, wo «ihr» nächster Bancomat oder Postomat steht, sondern könnten einfach zum nächstgelegenen Geldautomaten gehen – und dort den gewünschten Betrag beziehen.

Gesamtschau statt Gebührenjagd

Das wäre ein Bruch mit der heutigen Praxis, bei der sich die Finanzinstitute gegenseitig die Gebühren zuschanzen. «Viele kennen das, wenn sie nach einem solchen Bezug Zusatzkosten von ein paar Franken berechnet erhalten», sagt Fuchs. Es gibt deshalb auch einzelne Automaten an Hochfrequenzlagen in Bahnhöfen, die von ihren Betreibern als «hochprofitabel» bezeichnet werden. «Doch Betrieb und Wartung gehen ins Geld», ergänzt Baur. So gesehen sei das Geldautomatengeschäft insgesamt defizitär.

Die Jagd nach Gebühren von anderen Banken respektive deren Kunden ist gemäss Baur der falsche Ansatz. «Wir müssen das Netz gemeinsam denken.» Natürlich müssten sich dann auch alle Finanzinstitute finanziell daran beteiligen. «Die Zeit dafür ist jetzt reif.»

Der Ärger über die Kartengebühren ist jeweils gross, bei den Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch bei der Bäckerei, der Kleiderboutique oder dem Restaurant. Doch trotz aller unliebsamen Gebühren: Kredit- und Debitkarten sind gar nicht so teuer. Das teuerste Zahlungsmittel überhaupt ist das Bargeld. So lautet der auf den ersten Blick überraschende Befund von Tobias Trütsch, Geschäftsführer des Center for Financial Services Innovation an der Universität St. Gallen (HSG).

In einer breit angelegten Studie hat er die gesamtwirtschaftlichen Kosten der verschiedenen Vor-Ort-Zahlungen in der Schweiz untersucht. Diese beliefen sich 2022 auf rund 7,3 Milliarden Franken, was 0,95 Prozent des hiesigen Bruttoinlandprodukts (BIP) entspricht. Mit 5,2 Milliarden Franken verursachen die Bargeldzahlungen den Löwenanteil. Die Kosten für Kreditkarten belaufen sich auf 1,1 Milliarden, diejenigen für Debitkarten auf 1 Milliarden Franken. Bargeld sei immer am teuersten, sagt Trütsch, ganz egal, ob die Gesamtkosten, die Durchschnittskosten oder die Grenzkosten analysiert würden.

Die Unternehmen jedoch, so hat eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gezeigt, schätzen Bargeld als das günstigste Zahlungsmittel ein. Die Diskrepanz zu seinen Befunden erklärt Trütsch damit, dass es bei Kredit- und Debitkarten viele direkte und damit sichtbare Kosten gebe – in Form von Gebühren oder Terminalkosten. Beim Bargeld hingegen fallen indirekte Kosten an, insbesondere in Form von Arbeitszeit, die fürs Einzahlen und Abrechnen des Bargelds verwendet wird. «Diese Arbeitszeit wird von vielen Unternehmen bei ihrer Kostenanalyse nicht einberechnet.» Ebenso wenig wie allfällige Verluste oder das Halten eines Tresors.

Den grössten Kostenanteil beim Bargeld trägt jedoch der Finanzsektor, also die Banken und die Post, die dafür sorgen, dass die Noten und Münzen in Umlauf kommen. Sie betreiben Schalter, Automaten und beauftragen Geldtransporte. Das alles sei mit hohen Fixkosten verbunden, sagt Trütsch.

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