Eine kurze Umfrage bei anderen Städten zeigt: Die öffentliche Hand lädt selten einen Priester zu einer Einweihung ein. Und wenn, werden meist geistliche Vertreter verschiedener Religionen eingeladen.
In Solothurn – Bischofssitz und Barockstadt mit elf Kapellen und elf Kirchen – ist nie ein Priester oder ein anderer Geistlicher eingeladen, wenn ein Neubau der Stadt der Öffentlichkeit übergeben wird. Ebenso wenig im reformierten Bern oder in Biel – was weniger erstaunt.
St. Gallen verzichtet
St. Gallen verzichtet im Prinzip auf Einweihungen. «Wir sind in einer speziellen Situation», sagt Vizestadtpräsidentin und Baudirektorin Elisabeth Béery (SP): «Das Umland ist katholisch, die Stadt reformiert.» Erst gerade aber waren ein katholischer und ein reformierter Pfarrer bei der Einweihung einer Fussgängerbrücke dabei. «Die Brücke ist beweglich und wackelt, wenn jemand drübergeht», sagt Elisabeth Béery. «Da fanden die Verantwortlichen, eine Segnung wäre passend.»
Nutzer entscheiden
Brücken scheinen für geistlichen Zuspruch prädestiniert: Auch im katholischen Luzern wurde eben erst eine Brücke eingeweiht. «Da waren ein reformierter und ein katholischer Pfarrer sowie ein Imam dabei», sagt Margrit Suter von der Baudirektion. Einweihungen würden in Luzern sehr individuell gestaltet: «Die künftigen Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes wählen, ob das Bauwerk durch Geistliche eingeweiht wird oder nicht.» njb