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Sich in den Archiven der Kantonsbibliothek auf spielerische Weise verlieren

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Herausforderung: Wie kann man die Archivbestände der Kantons- und Universitätsbibliothek einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen und dabei die kollektive Identität stärken? Eine Möglichkeit liegt in der künstlichen Intelligenz.

Die Installation mit dem Namen Evokâ steht an diesem Donnerstagmorgen in der Wandelhalle des Grossen Rates. Sie besteht aus einem langen, liegenden Bildschirm, an dessen Breitseiten zwei weitere Bildschirme kopfstützenartig angebracht sind. Hinter Letzteren kann sich die Nutzerin auf einem Touchscreen durch verschiedene Schlagworte klicken. «Wann wurden Sie geboren?», «An welchen Themen sind Sie interessiert? Ökologie, Gesellschaft, Geschlecht, Politik, Religion?»

Sodann muss der Nutzer entscheiden, ob er sich mehr zur Stadt, zum Land, zu den Bergen oder den Seen hingezogen fühlt. Auf dem gegenüberliegenden Bildschirm taucht ein Foto auf. Es ist eines von 2000 Bildern, das die Kantons- und Universitätsbibliothek aus ihrem Archivbestand für die Installation bereitgestellt hat. Das Schwarzweissfoto zeigt das Gefängnis Bellechasse im Grossen Moos, aufgenommen irgendwann im letzten Jahrhundert. Nun muss sich die Nutzerin erneut zwischen verschiedenen Schlagwörtern entscheiden. Zur Auswahl stehen Person, Verschiedenes, Objekt.

Das nächste Bild taucht auf. Es zeigt ein Auto in der Altstadt von Freiburg. Ein kurzer Text beschreibt die dargestellte Situation. Der Nutzer fragt sich, wo das Foto wohl aufgenommen wurde, erinnert sich vielleicht an eine Anekdote.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Installation navigiert sich derweil eine andere Person durch die gleichen Fragen. Nach einer gewissen Zeit steht das Programm still. Auf dem liegenden Bildschirm sind jene Fotos zu sehen, die eine Schnittmenge zwischen den Interessen der beiden «spielenden» Personen aufweisen. 

Algorithmus bestimmt

Erfunden hat das Ganze Ecal Lab, das Forschungs- und Designlabor der ETH Lausanne, in Partnerschaft mit der Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB). Zur Idee der interaktiven Installation sagt ETHL- und Ecal-Lab-Direktor Nicolas Henchoz:

Bei Evokâ geht es um die Frage, wie beispielsweise das Archiv der Kantons- und Universitätsbibliothek Bürgerinnen und Bürger rund um unsere kollektive Identität zusammenbringen kann.

Dabei bedienten sich die Forscherinnen und Forscher der künstlichen Intelligenz, um so die in der KUB aufbewahrten Archivdokumente als lebendige Akteure der Freiburger Identität auferstehen zu lassen.

Grenzen der KI

Auf Basis der Metadaten, mit der die KUB die Fotos katalogisiert hat, sowie Informationen aus dem Netz wählt ein Algorithmus nicht nur das jeweils folgende Bild aus. Er beschreibt damit ebenso die darauf abgebildeten Situationen. «Dabei erleben wir allerdings auch die Grenzen dieser neuen Technologien», betont Henchoz. Delphine Ribes, Leiterin Engineering und Technologie bei Ecal Lab, erklärt es so:

Da sich KI vor allem in den USA entwickelt, ist sie auf eine Sprache trainiert, die das dortige Leben abbildet.

Delphine Ribes
Leiterin Engineering und Technologie bei Ecal Lab

Als Beispiel erwähnt KUB-Direktorin Angélique Boschung das Foto einer Kuh, die der Algorithmus als Pferd erkannt hat. «KI ist eben nicht Magie, wie viele denken. Sie ist geschaffen.» Die Programme müssten in Zukunft daher weiterentwickelt und mit Freiburger Dokumenten gefüttert werden, ergänzt Henchoz. Damit am Ende etwas entstehe, das für die Freiburger Bevölkerung Sinn mache, brauche es nebst Grundlagenforschung zudem zwingend das Wissen der KUB-Kuratoren. «Sie spielen eine Schlüsselrolle – genauso wie Designer, Psychologinnen und Ingenieure.»

Entwicklungspotenzial

Evokâ ist also erst der Anfang einer langen Reise. «In der aktuellen Installation geht es uns vorerst darum, dass sich ein möglichst breites Publikum in den Archiven der KUB verlieren kann. Dabei nehmen wir es ein bisschen an der Hand», fasst Lara Défayes, Designdirektorin von ETHL und Ecal Lab, den aktuellen Anspruch zusammen. In Zukunft möchte die KUB jedoch noch weitere Archivbestände in das Projekt integrieren – Medien wie Film, Audio, Textdokumente. «Dafür sind wir auf der Suche nach neuen Partnern», erklärt Boschung.

Die Integration von neuem Material setzt zudem voraus, dass das Archiv weiter digitalisiert und auch zeitgenössisches Kulturgut aufgenommen wird. «Wenn man in die aktuelle Installation Gay-Pride eingeben würde, würde gar nichts kommen, weil wir dazu keine Fotos haben», erklärt Silvia Zehnder-Jörg, Leiterin der Abteilung Freiburger Sammlungen und kulturelle Aktivitäten bei der KUB. «Und umgekehrt käme beim Stichwort «Hexenverfolgung» nichts raus, weil es damals noch keine Fotos gab.»

Zahlen und Fakten

Herzstück der neuen KUB

Die interaktive Installation Evokâ ist aktuell als Wanderprojekt konzipiert. Am Donnerstag feierte das Projekt im Freiburger Rathaus Vernissage. Vorher wurde Evokâ bereits an verschiedenen Anlässen in verschiedenen Bezirken getestet. Im kommenden Jahr ist eine Tournee durch alle Bezirke geplant. Nebst der mobilen Version plant die Kantons- und Universitätsbibliothek zudem eine ständige Installation als Herzstück der neuen KUB, die sich derzeit im Bau befindet. rsa

 

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