Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Sie lernen beim Romand Französisch

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Nicole Jegerlehner

«Comment t’appelles-tu?» steht an der Wandtafel. Wie fragt man das jemanden, den man siezt? Gaëtan Bulliard wirft diese Frage in die Runde – auf Französisch. Denn im Französischunterricht spricht der frankophone Lehrer mit der deutschsprachigen sechsten Klasse von Suzanne Rimmele immer Französisch (siehe Kasten). «Comment vous appelez-vous?» – die Kinder finden die richtige Antwort.

«Am Anfang der fünften Klasse spreche ich noch etwas Deutsch mit den Kindern, dann nicht mehr», sagt Bulliard. Die Sechstklässler antworten auch immer auf Französisch. Und wenn der Lehrer ein Spiel erklärt – und dabei von Spielbrett, Würfeln und Figuren spricht – und das nicht alle verstehen, übersetzt eine der Schülerinnen, die zu Hause nebst Deutsch auch Französisch spricht.

«Gut für später»

Unterdessen hat die Klasse noch mehr Fragen formuliert, Bulliard hat sie an die Tafel notiert. «Schreibt sie in Euer Heft und repetiert sie für nächste Woche», sagt der Lehrer. «Ich habe mein Heft nicht da», rufen zwei, drei Knaben. Bulliard verteilt ihnen Blätter. «Das ist der Nachteil: Die Klasse kommt in mein Schulzimmer – und immer wieder vergisst jemand Material in seinem eigenen Pult», sagt Bulliard.

Den Kindern passt der Unterricht im Gebäude der Frankophonen – ein Gebäude, das sie sonst nur für das Chorsingen betreten. «Wir haben uns daran gewöhnt, dass der Lehrer nur Französisch spricht», sagt Merita. «Mit ihm lerne ich besser französisch schreiben», sagt Joakim. «Das ist auch gut für später, wenn wir eine Arbeit suchen.»

In Gaëtan Bulliards (Bild Mitte) Klassenzimmer sitzt zwei Mal in der Woche die sechste Klasse von Suzanne Rimmele.Bild Aldo Ellena

«Wichtiger ist die Begeisterung der Lehrer»

Autor: Nicole JEgerlehner

Wie wichtig ist im Kanton Freiburg der Unterricht der Partnersprache?

Der Unterricht der Partnersprache gehört zu einer Priorität an den Freiburger Schulen. Die Partnersprache ist aber nur ein Teil der Veränderungen in der Schule – wir wollen beispielsweise auch den Englischunterricht verbessern. Und wir wollen erreichen, dass alle auch ausserhalb der Schule die Partnersprache erlernen. Jeder muss sich selber bewusst sein, wie wichtig diese ist.

 

Der Kanton Freiburg ist zweisprachig. Liegt es da nicht auf der Hand, dass Deutschsprachige den Romands Deutsch unterrichten und umgekehrt?

Das ist im Sprachenkonzept nicht so vorgesehen. Aber wir sehen schon jetzt, dass einige Gemeinden dies so handhaben. Von der Organisation her ist das aber kompliziert. Und zudem möchten wir so wenige Lehrpersonen an Primarklassen wie möglich. Unsere Lehrkräfte sind Generalisten und sollen für die Kinder umfassende Bezugspersonen sein.

 

Hand aufs Herz: Eine Sprache ist schwieriger zu unterrichten als die Basis der Mathematik und Biologie.

Ich bin einverstanden, in einer Sprache muss man sich wohlfühlen. Aber eben – es ist auch eine Frage der Organisation. Je grösser eine Schule ist, umso einfacher ist es, jemanden nur für den Unterricht der Partnersprache einzustellen.

 

Wissen denn auch alle Gemeinden, dass sie die Möglichkeit haben, Muttersprachler für den Sprachunterricht zu engagieren?

Ja, die Schulen wissen das. Und es funktioniert auch in anderen Fächern: An einigen Schulen wird Turnen, technisches Gestalten oder Hauswirtschaft in der Partnersprache unterrichtet. Das machen die Schulen von sich aus. Eine entscheidende Rolle spielt die Schulleitung, die dieses Modell unterstützt.

 

Könnte Freiburg eine solche Sprachförderung auf kantonaler Ebene einführen, damit es nicht mehr auf einzelne Schulleitungen ankommt?

Nein, auf kantonaler Ebene können wir das nicht organisieren, das wäre zu kompliziert. Denn gerade in kleinen Schulen wäre dieses Modell nicht umsetzbar, die Pensen der einzelnen Lehrerinnen und Lehrer würden zu klein. Aber wichtiger als die Muttersprache der Lehrer ist ihre Begeisterung, die Sprache zu unterrichten.

 

Der Erfolg des Zehnten Partnersprachlichen Schuljahrs zeigt, dass Schüler und Eltern die Partnersprache als wichtig betrachten: Immer mehr Jugendliche wiederholen die neunte Klasse in der anderen Sprachregion.

Ja, wir haben einen sehr grossen Erfolg mit dem Zehnten Partnersprachlichen Schuljahr. Wir finden gar nicht genug Gastfamilien für alle Interessierten. Das Angebot ist mir sehr wichtig: es zeigt, dass Jugendliche neugierig sind auf die andere Sprache und auf das Leben im anderen Kantonsteil oder gar in anderen Kantonen. In einem solchen Schuljahr sehen sie, dass das, was uns vereint, grösser ist als der Unterschied zwischen den Sprachgruppen.

 

Gibt es heute noch Romands, die sich gegen den Deutschunterricht sperren?

Mir scheint, die Mentalität hat sich geändert. Die Diskussion über das Sprachenlernen ist heute nicht mehr mit Fragen um Identität und Kultur – und gar Identitätsverlust – verknüpft. Wir konnten offenbar aufzeigen, dass die Zweisprachigkeit im Kanton Freiburg die Möglichkeit bedeutet, zwei Sprachen zu lernen – dass sie also ein Glücksfall ist. Die Diskussion rund um die Zweisprachigkeit dreht sich nicht mehr um die Identität, sondern um den hohen Gebrauchswert. Diese Mentalität ist nun auch bei den Romands festzustellen.

Dossier zurZweisprachigkeit: www.freiburger-nachrichten.ch

Lehrkräfte: «Wichtig ist, dass die Schulkinder die andere Sprache hören»

Seit sechs Jahren pflegen Suzanne Rimmele und Gaëtan Bulliard einen Austausch der besonderen Art: Die Lehrkräfte aus der Stadtfreiburger Schule Schönberg unterrichten an der Klasse des anderen die Partnersprache. «Suzanne Rimmele lehrt besser Deutsch als ich», sagt der frankophone Bulliard.

Der Sprachunterricht durch Muttersprachler sei «gut für die Kinder und wertvoll für die Schule», sagt die deutschsprachige Suzanne Rimmele. Denn die französisch- und die deutschsprachige Schule im Schönberg sind zwar am gleichen Standort untergebracht, leben aber neben- und nicht miteinander. So sind die Pausen anders angesetzt, weil sonst zu viele Kinder auf dem Pausenplatz wären. «Darum sehen auch wir Lehrpersonen uns nur selten im Lehrerzimmer», sagt Rimmele.

Einfache Organisation

Das Organisieren des Austauschs sei sehr einfach: «Wir rufen uns an und passen den Stundenplan an», sagt Bulliard. Was den beiden manchmal Probleme beschert, ist die Disziplin: «Ich muss immer zeigen, dass ich die Chefin bin, wenn Bulliards Klasse bei mir ist», sagt Rimmele. Und wenn einmal jemand die Hausaufgaben vergesse, könne sie diese nicht für den Nachmittag verlangen – dann sind die Kinder bei Bulliard.

Bald wird an den Deutschfreiburger Schulen das neue Französisch-Lehrmittel «Millefeuilles» eingeführt. «Es könnte sein, dass unsere Zusammenarbeit dann endet», sagt Bulliard: Er wisse nicht, ob er die zeitaufwendige Einführung in das neu gestaltete Lehrmittel absolvieren wolle. «Wir können auch Turnen in der anderen Klasse unterrichten», sagt Rimmele. «Wichtig ist, dass die Kinder die andere Sprache hören.»njb

 

Zur Politik

Ein Vorstoss von grüner Seite

Die beiden grünen Freiburger Generalräte Andreas Burri und Oliver Collaud hatten in einem Postulat angeregt, dass künftig in Stadtfreiburger Schulen Muttersprachler die Partnersprache unterrichten sollen – dass also deutschsprachige Kinder von einem Romand in Französisch unterrichtet werden und umgekehrt. In seiner Antwort schrieb der Gemeinderat, die kantonale Erziehungsdirektion sehe dies nicht vor. Das Anliegen sei aber interessant; die Stadt werde das Gespräch mit dem Kanton suchen. njb

Meistgelesen

Mehr zum Thema