Der Appenzeller Kabarettist Simon Enzler stattet dem Sensebezirk einen Besuch ab. Im Gespräch mit den FN verrät er, warum Komiker eine verschobene Wahrnehmung haben und was er selbst mit einem Platzhalter zu tun hat.
Es ist schon fast drei Jahre her, seit er das letzte Mal in der Region war. Jetzt kommt er zurück. Diesen Samstag, 23. September, tritt Simon Enzler mit seinem neuen Programm «Brenzlig» in Tafers auf. «Das Sensegebiet ist immer eine Reise wert», sagt er.
Denn das erste Mal, als Enzler im Sensebezirk aufgetreten war, ist ihm immer noch präsent. «Alle haben gesagt: ‹Viel Glück bei den Senslern, die verstehen dich doch eh nie›», erinnert er sich. Doch wider Erwarten sei der Auftritt ein voller Erfolg gewesen. «Ich wurde so warm empfangen, es war herrlich. Vielleicht haben wir uns auch einfach deshalb so gut verstanden, weil beide dialektmässig Randerscheinungen sind», sagt er und lacht.
Enzler verändert sich
Für den Kabarettisten stellt sein kultiger Appenzellerdialekt einen grossen Teil seiner Bühnenidentität dar. Vor allem in der Vergangenheit mimte er auf der Bühne oft einen knorrigen alten Appenzeller, nicht selten mit der passenden Verkleidung: braune Bauernhose und Edelweisshemd.
Doch je länger Enzler auftritt, desto näher kommt die Person auf der Bühne seinem privaten Ich, wie er verrät. «Heute bin ich auch mit unauffälligem Kostüm auf der Bühne, man könnte fast sagen ‹casual›», so Enzler.
Seit 2002 nennt der Appenzeller es seinen Beruf, die Leute zum Lachen zu bringen. An seinen Themen habe sich jedoch nicht so viel verändert wie an der Darstellungsart. Noch immer sei seine grösste Inspirationsquelle der nackte, banale Alltag. «Das können Zeitungsmeldungen oder Radiosendungen sein. Ganz oft sind es aber persönliche Erlebnisse», erläutert er.
Verschobene Wahrnehmung
Für Enzler gibt es zwei Aspekte, die das Kabarettisten-Dasein ausmachen. Dinge witzig zu formulieren, kommt dabei erst an zweiter Stelle. Noch wichtiger sei, dass der Radar immer offen ist. «Ich glaube, Komiker haben einfach eine verschobene Wahrnehmung», vermutet er. «So schnappen wir dann Dinge auf, die wir lustig finden und in ein Programm verpacken», sagt Enzler.
Tabuthemen gibt es für den Appenzeller fast keine. «Witze, die auf die Sexualität abzielen und unter die Gürtellinie gehen, mache ich grundsätzlich nie, weil ich sie selbst auch nicht gut finde», sagt er. Ansonsten sei es als Kabarettist aber wichtig, dass es eben keine Tabuthemen gebe. «Die Frage ist höchstens, wie man es rüberbringt», sagt er. Je gefährlicher das Thema sei, desto mehr Augenmerk müsse auf die Formulierung gelegt werden.
Enzler ist jemand, der seine Texte lange und bis ins kleinste Detail ausarbeitet. Doch wie hält er es dann mit der Aktualität? «Wenn etwas Bewegendes passiert, versuche ich manchmal schon, das noch elegant einzuflechten», sagt der Appenzeller – allerdings mit viel Fingerspitzengefühl und nur, wenn es wirklich passe. «Dinge nur rein flicken, weil sie halt grad passiert sind, das mache ich nicht. Da verzichte ich lieber auf die Aktualität», so Enzler.
Enzler, der Platzhalter
Bei Enzlers Nummern darf eine gehörige Portion Selbstironie nicht fehlen. Er wolle ja nicht über andere lachen, sondern mit allen zusammen über sich selbst lachen können, erklärt er. «Ich stelle einen Platzhalter dar für mein Publikum. Sie können dann denken: ‹Zum Glück ist es dem auf der Bühne auch schon so gegangen.› Sie können über mich lachen und so vielleicht auch ein bisschen über sich selbst», sagt Enzler.
In seinem neuen Programm «Brenzlig» geht um den Umgang mit Ängsten, Verschwörungstheorien und Sicherheit. Mit dem Klimawandel im Hinterkopf stellt er sich dabei unter anderem die Frage, wie die Gesellschaft mit einer Jugend umgeht, die Angst vor der Zukunft hat. Oder wie es Enzler ausdrückt: «Warum müssen eigentlich vegane Gerichte aussehen wie industriell bearbeitete Viecher?»
Simon Enzler tritt am Samstag, 23. September, in der Aula der OS Tafers auf. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr.
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