Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Sportliche und kulturelle Aktivität: Die komplexe Welt der Videospiele 

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Videospiele sind längst nicht mehr aus der modernen Gesellschaft wegzudenken. Vor allem Jugendliche haben eine Faszination dafür entwickelt. Der Freiburger Gaming-Verband Noetic gibt ihnen einen sicheren Rahmen für das Gamen. 

Kennen Sie «Fortnite», «Minecraft» oder «Valorant»? Dann «zocken» Sie entweder selber oder haben Kinder oder sonst einen Bezug zu Menschen, die gamen. Es handelt sich dabei um besonders beliebte Videospiele. Diese haben sich schon längst in der Gesellschaft verankert. Es wird jedoch längst nicht mehr nur privat gespielt, das Feld wurde mittlerweile professionalisiert. Im sogenannten E-Sport winken Preisgeldern in Millionenhöhe. Dafür werden öffentliche Turniere für bestimmte Videospiele ausgetragen. So fand im Juni etwa das «Battle de Fortnite» in Luzern statt, mit einem Team aus der Romandie. In dem kostenlosen Onlinespiel «Fortnite» geht es darum, von 100 Mitspielerinnen und Mitspieler als letzte oder letzter am Leben zu bleiben. Seit einigen Jahren wird sogar von einer regelrechten Videospielkultur gesprochen. Diese findet sich auch in Freiburg. So sitzt hier etwa der Videospielverband Noetic. Kevin Sanders, einer der Verantwortlichen, gewährt im Interview Einblick in die lokale Szene. 

Kevin Sanders, was genau verstehen Sie unter Videospiele? 

Videospiele sind für mich eine Art Universum, in dem man alles machen kann. Videospiele zu spielen, ist vergleichbar mit einer sportlichen oder kulturellen Aktivität. Auch, wenn es diese Aktivität schon seit längerem gibt, hat sie sich in kurzer Zeit weiterentwickelt. Es ist ein neues soziales und kulturelles Instrument, das sich die Leute aneignen und mit dem sie sich identifizieren. Weil es so ein grosses Universum ist, kann jeder etwas finden, was ihm gefällt. Es gibt verschiedene Arten von Spielen, verschiedene Arten von Erfahrungen, die man machen kann. 

Kevin Sanders ist einer der Verantwortlichen der Akademie bei Noetic. 
Bild Aldo Ellena

Sie erwähnen, dass Gamen eine kulturelle Aktivität ist. Inwiefern hat das mit Kultur zu tun? 

Zum einen gibt es eine Gemeinschaft, die sich um Videospiele herum gebildet hat, genauso wie bei der Popkultur, Comics oder Mangas. Die Videospielkultur hat viele Gemeinsamkeiten mit den anderen genannten Kulturen. Es gibt Menschen, die sich für etwas interessieren und es zu ihrer Leidenschaft machen. In der Gesellschaft wird es anfangs belächelt und verspottet. Aber dann wird es zu einem Teil der Gesellschaft. Jetzt werden Videospiele viel höher wertgeschätzt als früher. Die Spielkultur ist etwas Einzigartiges. Es ist eine Gemeinschaft, eine Industrie und eine soziale Bestätigung. 

Bei den Ateliers werden bestimmte Spiele gespielt, hier zum Beispiel «Valorant». 
Bild Aldo Ellena

Was ist der Unterschied zwischen Videospielen und E-Sports? Oder anders gefragt: Wann sprechen wir von Gamen und wann von E-Sport?  

E-Sport ist die wettbewerbsorientierte Praxis des Videospiels, also die des elektronischen Sports. Im Allgemeinen ist E-Sport alles, was mit Wettkampfspielen zu tun hat. Es gibt verschiedene Ziele, die erreicht werden müssen, es gibt einen Gewinner und einen Verlierer. Es handelt sich dabei um Spiele, bei denen man gegen andere Spieler antritt. Es sind meistens auch Spiele, bei denen eine Gemeinschaft von Menschen dahintersteckt, die sich für die Profiszene interessieren. Die Profis sind sozusagen ihre Idole, und sie sind die Fans. Und als solche verfolgt man die Profis, ihre Matchs, ihre Ergebnisse. Dass es als Sport definiert wird, ist eigentlich diesem Show- beziehungsweise Spektakelaspekt geschuldet. Es gibt sogar grosse öffentliche Turniere, bei denen, wie beim normalen Sport auch, die Fans ganze Stadien füllen. E-Sportler haben auch Sporttrainer, Psychologen, Ernährungsspezialisten und Osteopathen, um Verletzungen zu vermeiden. 

Der Gaming-Verband Noetic gibt es schon seit 2006.
Bild Aldo Ellena

Was bietet der Gaming-Verband Noetic an? 

Den Hauptservice, den wir bieten, ist die Akademie. Diese haben wir 2019 gegründet. Das Ziel ist es, die jungen, aber auch die älteren Spielerinnen und Spieler zu betreuen und begleiten. Es ist wichtig, ihnen einen Raum zu bieten, in dem sie sich über ihre Leidenschaft ausdrücken können. Es ist auch ein Raum, in dem wir ihnen helfen, Fähigkeiten rund um die verschiedenen Spiele zu entwickeln. Dabei geht es auch um eine Sensibilisierung. Also in Bezug auf die Hygiene, die Umwelt, ihre Spielzeit, den Umgang mit Emotionen und Stress oder das Geld, das die Spielerinnen und Spieler in Videospiele investiert haben. Wir bieten auch Ateliers im Bereich Gaming an, vor allem für Jugendliche. Aber auch für Eltern, um ihnen zu zeigen, was Videospiele ausmacht. 

Seit 2019 gibt es die Akademie, bei denen Noetic verschiedene Ateliers anbietet – auch für Eltern. 
Bild Aldo Ellena

Sie erwähnen Ateliers für Eltern. Ich nehme an, es geht darum, ihnen zu zeigen, was ihre Kinder beim Gamen machen. 

Das stimmt. Es geht darum, zu vermeiden, dass Videospiele dämonisiert werden. Eltern haben häufig ein sehr negatives Verhältnis zu Videospielen. Denn oft ist es so, dass Videospiele zum Thema werden, wenn es innerhalb der Familie Probleme gibt. «Du hast zu viel gespielt», «du hast dich geärgert», «du hast geschrien» – das sind oft Sätze, die dann fallen. Es handelt sich um ein Spiel, es ist normal, sich ab und zu aufzuregen. Aber fast nie sprechen die Eltern mit den Kindern darüber, was beim «Zocken» passiert ist. Sie stellen keine Fragen wie zum Beispiel, was passiert ist, ob das Kind gewonnen hat oder warum es traurig ist. Wenn aber beispielsweise ein Kind Fussball spielt, dann sind die Eltern sehr oft engagiert, bringen das Kind zum Fussball, sie trösten es, wenn sie verlieren. Aber bei Videospielen existiert das nicht. Meistens kommt das Kind nach dem Videospiel spielen an den Tisch fürs Abendessen, es wird nichts gefragt, auch wenn es ganz traurig aussieht. Man hilft dem Kind also nicht, damit umzugehen. 

Woran liegt das? Wieso ist es bei Videospielen anders als beispielsweise einem Hobby wie Fussball?

Ich denke, das liegt daran, dass sich Eltern oft von der Welt der Videospiele überfordert fühlen oder denken, dass Videospiele Zeitverschwendung sind oder dumm machen. Ich verstehe, dass es nicht einfach ist. Es ist eine komplizierte Welt, die schwer zu verstehen ist. Wenn ich mich selbst nicht auf dem Laufenden halte, dann bin ich auch verloren. 

Bei den Ateliers wird zuerst gespielt, danach gibt es eine Nachbesprechung, wo gewisse Situationen im Spiel analysiert werden. 
Bild Aldo Ellena

Wie reagieren Sie auf mögliche Kritik von Eltern? 

Wir sagen den Eltern oft, dass wir kein Präventionszentrum sind. Es gibt Jugendliche, die zu uns kommen, und schon einen Überkonsum von Videospielen haben. In solchen Fällen können wir nicht viel tun, weil wir nicht über die richtigen Kompetenzen verfügen. Wir sind keine Präventionsexperten und wir bieten keine Spieltherapie an. Wir versuchen, die Erwartungen der Eltern zu nuancieren. Denn für sie ist es oft ein Wunder, dass wir existieren. Wir sind ihre letzte Anlaufstelle, ihre letzte Hoffnung. In einem solchen Fall von Überkonsum arbeiten wir aber mit anderen Strukturen und Mitgliedern unseres Netzwerks zusammen, wie zum Beispiel dem gemeinnützigen Verein Reper in Freiburg. Dessen Aufgabe ist die Gesundheitsförderung und Prävention von Sucht und Risikoverhalten, insbesondere bei Jugendlichen. 

In einem sicheren Rahmen können die Jugendlichen bei Noetic Videospiele spielen. 
Bild Aldo Ellena

Können Sie das ausführen? 

Das Gamen zu verbieten, funktioniert nicht. Ich denke nicht, dass es der richtige Weg ist. Das Kind wird es dann sowieso nur noch mehr machen. Eigentlich ist es noch schlimmer, wenn das Kind es im Verborgenen tut und somit keinen Dialog mehr mit den Eltern hat. Man muss ein Vertrauensverhältnis mit dem Kind schaffen, damit es mit den Eltern sprechen kann, falls eines Tages etwas Schlimmes beim Gamen passiert. Häufig gibt es diese Situation: Die Eltern sagen ihren Kindern, dass sie mit dem Spielen aufhören sollen. Das Kind hört nicht auf sie, und dann ziehen die Eltern einfach den Stecker, ohne etwas zu erklären. Wir versuchen also, den Eltern andere Techniken zu zeigen oder Tipps zu geben, damit es zu keinen Konflikten kommt. 

Was wäre beispielsweise so ein Tipp? 

Zum Beispiel was die Spielzeit angeht: Die Eltern sagen den Kindern, dass sie aufhören sollen zu spielen, weil es in 15 Minuten Essen gibt. Diese antworten, dass sie nur noch die Partie zu Ende spielen wollen. Eltern können jetzt sehr viel von dem Spiel beziehungsweise vom Bildschirm ihres Kindes ablesen. Bei «Fortnite» beispielsweise wird oben im Bildschirm eine kleine Karte angezeigt und darunter können viele Informationen abgelesen werden. Es gibt ein Männchen mit einer Zahl daneben. Das symbolisiert die Anzahl Spieler, die noch im Spiel sind. Das Spiel beginnt mit 100 Personen. Wenn also dort beispielsweise die Zahl 27 steht, dann weiss man, dass das Spiel fast zu Ende ist. Wenn die Zahl also nach 15 Minuten wieder bei 70 steht, dann hat das Kind wieder eine neue Partie angefangen. Dieser Tipp erfordert nicht viel Aufwand, und so können Eltern ein bisschen mehr Kontrolle über das Spielen ihrer Kinder haben. Denn so ist nicht mehr nur das Kind Experte. 

Noetic bietet auch Gaming-Camps an, bei denen die Jugendlichen zuerst Sport machen und danach Videospiele spielen. 
Bild Aldo Ellena 

Ihr Verband bietet auch Gaming-Camps an. Was muss ich mir darunter vorstellen? 

Wir bieten vor allem Tagescamps an. Das sind keine Camps, bei denen die Jugendlichen übernachten. Im Camp gibt es verschiedene Tagesprogramme. Morgens wird Sport in der Turnhalle oder bei schönem Wetter im Freien gemacht. Am Nachmittag wird das eingesetzt, was wir am Vormittag an sportlichen, körperlichen und sonstigen Leistungen erbracht haben. Wenn wir zum Beispiel an der Koordination der Hände und Augen arbeiten wollen, dann machen wir Übungen mit Ballspielen, wo wir die Reflexe testen. Am Nachmittag machen wir das Gleiche am Computer. Danach gibt es ein Debriefing, und wir analysieren die Situation zusammen. Am Ende haben die Jugendlichen über bestimmte Themen einiges gelernt. Es ist quasi eine Zusammenfassung dessen, was wir an der Akademie machen. 

Gab es deswegen Kritik von den Eltern? 

In manchen Fällen fragen Eltern, wie lange die Kinder am Tag spielen werden, also in Stunden ausgedrückt. Natürlich ist die Zeit zu berücksichtigen, aber die Zeit ist nicht das einzige oder das wichtigste Kriterium. Das Wichtigste ist der Zustand, in dem man sich befindet. Ich habe beispielsweise zwei Stunden gespielt und dann geht es um meinen Zustand danach. Wie nervös bin ich? Wie schnell rege ich mich auf? Bin ich frustriert? Bin ich respektlos gegenüber anderen? Das ist es eigentlich, was zählt. 

Ein 3-D-Modell der Kathedrale vom Camp Minecraft 2023.
Bild Aldo Ellena

Welche Visionen verfolgt der Verband für die Zukunft? 

Wir würden gerne ein Projekt auf die Beine stellen, bei dem wir zu den Leuten nach Hause gehen. So etwas wie Coaching zu Hause, also quasi «Home Gaming». Manchmal haben Familien zu wenig Informationen und bräuchten zusätzliche für zu Hause. Dann können Fragen beantwortet werden wie «Ist es gut, einen Computer im Schlafzimmer zu haben?» Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass wir jetzt einen Kurs beziehungsweise ein Atelier auf Deutsch anbieten. Wir warten nur noch auf die ersten Einschreibungen. Wir sind ebenfalls dabei, alle Themen, die wir in den Ateliers behandeln, zu pädagogischen Hilfsmaterialien umzuwandeln. Diese wollen wir dann weitergeben, wie zum Beispiel an die Jugendschutzbehörde, an Sozialdienste in den Schulen oder an das Animationszentrum. 

Kevin Sanders und die anderen Verantwortlichen von Noetic haben verschiedene Projekte für die Zukunft geplant. 
Bild Aldo Ellena

Historik 

Fokussiert auf Betreuung und Coaching 

Der Gaming-Verband Noetic existiert seit 2006. «Es waren Spieler, die sich treffen, kennenlernen und miteinander Videospiele spielen wollten», erklärt Kevin Sanders, Verbandsverantwortlicher. Die Mitglieder haben sogar an ein paar Wettbewerben teilgenommen: «Aber es war eher familiär und gemeinschaftsorientiert.» Ab 2017 haben sie angefangen, über andere Projekte nachzudenken, so Sanders: «Wir haben uns gefragt: Was hätten wir gerne gehabt als wir noch jünger waren?» Aus den Überlegungen heraus sind Projekte wie die Akademie entstanden. War der Verband früher leistungsorientiert, so ist er heute eher auf anderen Gebieten tätig: «Wir machen mehr Events, wir betreuen und coachen, vor allem Jugendliche.» Sie würden auch versuchen, die Welt der Videospiele denjenigen zu erklären, für die es Neuland ist. Das seien unter anderem Eltern und Fachleute aus dem Gesundheits- oder Sozialbereich. «Wir sind also inzwischen fast mehr Ausbilder als Spieler.» Das Ziel des Verbands: Er will ein unverzichtbarer Akteur in der Schweiz sein. «Wir wünschen uns, dass Videospiele auf politischer und sozialer Ebene Ernst genommen werden», führt Sanders aus. Es handle sich nämlich hierbei um eine Frage der öffentlichen Gesundheit. «Wir möchten ein Stück weit als Vermittler fungieren können.» Inzwischen hat Noetic auch eine Akademie in Genf und Lausanne eröffnet. Die nächste Stufe sei dann eine in Tessin und Bern. «Es kann nämlich nicht sein, dass nur die Jugendlichen in Freiburg so etwas brauchen», präzisiert Sanders. Sie würden damit auf eine Nachfrage antworten. agr

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema