Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Steuerverwaltung steht Red und Antwort: «Ich gebe zu, wir haben Verspätung»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die kantonale Steuerverwaltung bearbeitet jährlich rund 206’000 Dossiers. Weil die Bevölkerung wächst, nimmt auch die Belastung des Personals zu. Es kommt zu Rückständen. Die FN haben nach den Hintergründen gefragt. 

Alle Jahre wieder: Steuererklärung ausfüllen. Steuern zahlen. Für die wenigsten ein Vergnügen. Manche erhalten die Veranlagung sehr spät, andere finden Fehler. Alain Mauron, Vorsteher der kantonalen Steuerverwaltung, beantwortet den FN Fragen, rund um das Thema Personalmangel, Verspätungen, steigender Arbeitsaufwand und die automatisierten Systeme.

Alain Mauron, immer wieder wird Kritik an der kantonalen Steuerverwaltung geübt. Es gebe Verspätungen, die Mitarbeitenden seien überlastet, und zu viele Fehler würden geschehen. Was sagen Sie dazu?

Es gibt jedes Jahr Kritik und solche Bemerkungen. Viele Leute denken, wir sollten schneller und besser arbeiten. Ich gebe zu, wir haben Verspätung. Ich schätze, dass dies zwischen 6000 und 7000 Dossiers betrifft. Vor allem bei den Steuerdossiers von den natürlichen Personen sind wir im Rückstand, denn dort gibt es auch kompliziertere Fälle, die eine längere Bearbeitung erfordern. Doch ist dies nicht weiter problematisch, die Verspätung liegt noch im Rahmen.

Ist Personalmangel der Hauptgrund für die Verspätung?

Es stimmt, dass die Mitarbeitenden mit der Arbeitsflut nicht mehr nachkommen und teils überfordert sind. Dies wegen der steigenden Bevölkerungszahl im Kanton. Wir haben versucht, unser Personal entsprechend anzupassen. Von 2011 bis 2023 haben wir 15 zusätzliche Stellen erhalten. Wir haben nach mehr gefragt, aber nicht mehr Stellen zugesprochen bekommen. Die Stellenaufstockung und der Personalbestand entsprechen aber nicht dem steigenden Arbeitsaufwand. Das heisst, unsere Mitarbeitenden müssen immer mehr Dossiers übernehmen. 2011 waren dies 3126 Dossiers pro Person und 2022 bereits 3360. Dieses Problem hat nicht nur unsere Steuerverwaltung, in anderen Kantonen ist die Stellenbelegung noch schlechter. 

Gibt es Aussicht auf Besserung?

Nein, es sieht nicht so aus. Für nächstes Jahr habe ich 5,8 zusätzliche Stellen beantragt und nur 0,5 zugesprochen bekommen. Die gesamte Finanzdirektion hat 20 Stellen verlangt und nur zwei bekommen. 

Wieso so wenig?

Grund dafür ist die finanzielle Lage des Kantons. Die Steuereinnahmen im Kanton Freiburg befinden sich im Vergleich zu anderen Kantonen im unteren Bereich der Tabelle. Der Staatsrat kommt uns so weit als möglich entgegen.

Zahlen und Fakten

15’000 Veranlagungen im Monat

Insgesamt 240 Mitarbeitende arbeiten bei der kantonalen Steuerverwaltung. Davon 71,9 Vollzeitstellen, die sich um die Dossiers der natürlichen Personen kümmern, und 19 Vollzeitstellen bei den juristischen Personen. 2011 bearbeitete ein Mitarbeiter der Steuerverwaltung 3126 Dossiers. Im Jahr 2022 waren es, 3360 Dossiers (plus 5 Prozent). Insgesamt behandelten die Mitarbeitenden vergangenes Jahr 192’000 Dossiers von natürlichen Personen und rund 14’000 Dossiers von juristischen Personen. Jeden Monat verschickt die Steuerverwaltung im Durchschnitt über 15’000 Abrechnungen. Dieses Jahr nahm die kantonale Steuerverwaltung von Januar bis September bereits 130’000 Telefonate entgegen und bearbeitete 29’109 E-Mails und 29’403 Briefe (natürliche Personen und Quellensteuer). Von Juni bis September dieses Jahres kamen 2382 Personen an den Schalter und verlangten Auskunft. km

Nicht nur Mitarbeitende bearbeiten die Steuererklärungen, sondern auch automatisierte Systeme. Seit wann sind diese im Einsatz? 

Seit 2011 durchlaufen alle Steuererklärungen eine Maschine, die sie automatisch prüft. Zwischen fünf und sieben Prozent aller Veranlagungen, werden so komplett automatisch generiert. Bei den restlichen muss immer noch ein Mitarbeiter darüberschauen, denn die Maschine kann noch nicht selbstständig Fehler korrigieren. Das soll sich nächstes Jahr ändern. 

Wie meinen Sie das?

Falls eine Person beim Ausfüllen der Steuererklärung beispielsweise einen höheren Betrag, als den Maximalbetrag des Säule-3a-Kontos oder die falsche Zahl aus dem Lohnausweis angibt, dann kann das die Maschine noch nicht selbst korrigieren. Sondern sie meldet, dass es bei diesem Dossier irgendwo einen Fehler gibt. Die Mitarbeitenden müssen dann die Dokumente abrufen und den Betrag selber korrigieren. Wir möchten das ändern, sodass die Maschine selbstständiger arbeitet und auf diese Weise auch die Mitarbeitenden entlastet. Der automatisierte Prozess soll auch die Verspätungen verringern, die wir derzeit haben. Bereits nächstes Jahr hoffen wir, dass 15 bis 20 Prozent aller Veranlagungen automatisiert entstehen. Dafür müssen wir aber die Datenqualität verbessern und den Algorithmus anpassen. Nächstes Jahr soll ausserdem auf der Veranlagungsanzeige stehen, dass diese automatisch erstellt wurde. Aus Transparenzgründen und wegen des neuen Datenschutzgesetzes. 

Arbeitet die Steuerverwaltung mit künstlicher Intelligenz?

Wir haben es versucht, aber wir haben derzeit zu wenig nutzbare Daten, um mit künstlicher Intelligenz zu arbeiten. Vielleicht versuchen wir es in fünf Jahren nochmals. 

Alain Mauron ist seit 2011 Vorsteher der kantonalen Steuerverwaltung. 
Bild Marc Reidy

Wie verlässlich ist diese automatisierte Arbeit?

Maschinen machen Fehler, aber auch Menschen. Wir können nicht alles überprüfen, was die Maschinen verarbeiten, und auch wir Menschen müssen mit den von uns verursachten Fehlern leben. Wir arbeiten ja zum Glück «nur» mit Zahlen. Wenn wir Fehler machen, dann ist es nur Geld, das wir verlieren. Es liegt aber auch in der Verantwortung jedes Steuerzahlers, die Veranlagung zu überprüfen. Idealerweise vergleicht der Bürger oder die Bürgerin bei Erhalt der Veranlagung die Zahlen mit denen, die man bei der Steuererklärung deklariert hat. Denn für unsere Mitarbeitenden besteht keine Pflicht, auf der Veranlagung zu notieren, was nicht anerkannt wurde.

Haben sich dieses Jahr mehr Freiburgerinnen und Freiburger wegen Fehlern in der Veranlagung als in den vergangenen Jahren bei der Steuerverwaltung gemeldet? 

Die Anzahl Reklamationen ist ziemlich stabil. Es sind dieses Jahr nicht aussergewöhnlich mehr als die anderen Jahre. Es gibt Monate, wo es mehr Fragen und Beschwerden gibt, wie beispielsweise im August. Dies, weil im Juli aufgrund der Ferien keine Veranlagungen verschickt werden. Das heisst, im August werden in der Regel doppelt so viele verschickt. 

Auch viele Gemeinden beklagen, dass sie vom Kanton die Veranlagungen verspätet erhalten und deswegen ihre Budgetplanung nicht voranbringen können oder diese nicht auf die aktuellsten Zahlen abstützen können. 

Jedes Jahr beschweren sich die Gemeinden deswegen. Wir haben etwas Verspätung, das ist so. Diese Kritik von den Gemeinden gehört zum Spiel. Jedoch sollten die 6000 Steuererklärungen, mit denen wir im Verzug sind, keinen allzu grossen Unterschied in der Budgetplanung der Gemeinden machen. Jede Gemeinde sollte ihre Steuerzahlerinnen und -zahler nämlich gut kennen und vielleicht auch proaktiv bei ihren Unternehmen nachfragen und deren Steuerdaten verlangen. Dann könnten sie auch besser planen. Es ist für uns nicht einfach, Prognosen zu machen und den Haushalt für das kommende Jahr zu schätzen. 

Können Sie ein Beispiel geben?

2015 hob die Schweizer Nationalbank den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken auf. Die Stimmung war eher negativ deswegen, und wir haben für 2016 sehr vorsichtig prognostiziert. Doch schliesslich war 2015 ein Rekordjahr. Das hätte man nie erwartet. Auch während der Corona-Pandemie war man vorsichtig und hat mit viel weniger Steuereinnahmen gerechnet fürs kommende Jahr. Doch das war nicht wirklich der Fall – auch hier wurden wir überrascht. Manchmal liegt man halt daneben. 

Zur Person

Seit 2011 im Amt

Seit fast 13 Jahren ist Alain Mauron, geboren 1968, mittlerweile Vorsteher der Freiburger Steuerverwaltung. 1993 schloss er an der Universität Freiburg sein Studium mit einem Lizenziat in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ab. Im Jahr 2000 erwarb er auch das Steuerexpertendiplom. Mauron hat als Bankenrevisor bei der Revisuisse Price Waterhouse gearbeitet und war dann als Steuerrevisor bei der Abteilung juristische Personen der Freiburger Steuerverwaltung tätig. Danach war er zuerst als Manager und dann als Direktor in der Steuerabteilung der Pricewaterhouse Coopers AG in Lausanne und Genf tätig. Im September 2009 kehrte er zur Freiburger Steuerverwaltung zurück, als Chef der Abteilung juristische Personen. Und im Februar 2011 hat er die Nachfolge von Raphaël Chassot als Vorsteher der kantonalen Steuerverwaltung angetreten. km

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema