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Tabu-Thema Armut: «Bezüger schämen sich»

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Autor: Carolin Foehr

Kurz vor 14 Uhr sammelt Schwester Pia in der Eingangshalle zum Saal Père Girard die Bezugskarten ein. Nur wer den gültigen Nachweis einer Freiburger Sozialfachstelle vorweisen kann, darf gleich seine Einkaufstaschen füllen. «Ich nehme das Geld entgegen, stemple die Karten ab und gebe sie dann dem Helfer, der die Person begleitet», beschreibt die Schwester ihre Arbeit.

Jede der 65 Abgabestellen von «Tischlein deck dich» geht so vor. Die Bezugskarten seien nötig, um Missbräuche zu vermeiden, so der Geschäftsführer Samuel Sägesser. Gleichzeitig schütze dieses Vorgehen die Bezüger, indem der Warenfluss kontrolliert werde. «Denn oft fühlen sich die Kunden unwohl, schämen sich gar», verrät die Verantwortliche Anna Wassmer.

Grossfamilien aus der Stadt

In Freiburg stellen die reformierte Kirche, das Sozialamt und Caritas die zeitlich begrenzten Bezugskarten aus – sechzig Bezüger sind es momentan. Nach sechs Monaten muss die Beratungsstelle ihre Situation neu einschätzen. «Wir haben rund zwanzig neue Gesuche pro Jahr», hält Stéphane Blanc vom Freiburger Sozialamt fest. Familien aus der Stadt mit drei oder mehr Kindern haben Priorität. Aber auch Working Poors und Alleinerziehenden wird unter die Arme gegriffen.

«Wichtig ist, dass die Hilfe an jene geht, die nicht schon von sozialer Unterstützung profitieren», erklärt Blanc weiter. Zum Beispiel wer knapp über dem Existenzminimum lebt, aber weiterhin Steuern und Krankenkasse zahlen muss. Oder wer plötzlich seine Stelle verliert und nicht über die Runden kommt.

Eine dritte Abgabestelle?

Initiantin der Freiburger Abgabestelle war 2006 Schwester Pia vom Vinzenzorden, die noch heute regelmässig donnerstags aushilft. «Viele Notbedürftige kommen zur Klosterpforte und bitten um Hilfe», erzählt sie. Besonders für Grossfamilien habe es kaum Alternativen gegeben. Hilfsorganisationen wie die Cartons du Coeur erleichterten ein Familienbudget nur hin und wieder. Auf der Suche nach einer dauerhaften Lösung sei sie per Zufall auf «Tischlein deck dich» gestossen.

«Der Erfolg war unglaublich», erinnert sich die Schwester. Und Nachfrage gebe es weiterhin genug. In Bulle ist deshalb vor einem Jahr eine zweite Abgabestelle entstanden. In Murten hat die Freie Evangelische Gemeinde ebenfalls mit der Nonprofit-Organisation Kontakt aufgenommen. Die Öffnung sei im Januar 2010 geplant, bestätigt Caroline Schneider von «Tischlein deck dich».

Im Kanton Freiburg sind 2,3 Prozent der Bevölkerung auf die Unterstützung der Sozialdienste angewiesen. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche.

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