Eine leicht säuerliche Duftnote von altem Schweiss hängt in der Luft zwischen den Kletterwänden am Murtentor. Sie zeugt von der 30-jährigen sportlichen Geschichte des Gemäuers, das Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. An die alten Steinmauern sind Metalverstrebungen angebracht, an denen wiederum die Kletterwände fixiert sind. Seit diesem Sommer wurden eine Wand sowie die Verstrebungen dafür völlig neu aufgebaut. «Die Kletterwände sind eine Art Würfel im Würfel», sagt Christophe Zahno, Vorsitzender der Kommission für Kletterwände der Sektion Moléson des Schweizerischen Alpenclubs (SAC), über die Konstruktion.
Seine Sektion eröffnete vor dreissig Jahren im historischen Murtentor die erste öffentliche Kletterwand der Schweiz. Damals, Ende der 1980er-Jahre, ermöglichte die Stadt Freiburg Vereinen, die leer stehenden Stadttürme für ihre Aktivitäten zu nutzen. Die Auflagen des Kantons waren ähnlich wie beim Bezug einer Mietwohnung. «Wir müssen alles wieder abmontieren, sollten wir einmal aus dem Turm ausziehen», erklärt Zahno und blickt entlang der schweren Konstruktion hoch in den Turm.
Professionelles Material
Diesen Sommer montierte die Kommission für Kletterwände der Sektion Moléson des SAC nichts ab, sondern baute dazu. Die rund neun Meter hohe Wand zur rechten Seite im Murtentor wurde ausgewechselt und von 25 auf 30 Meter in der Breite erweitert. Das Material der Kletterwand besteht nicht mehr aus den synthetischen sogenannten Pyramidenplatten. «Der Name des Materials kommt von der Marke Pyramide, welche die Platten für Kletterwände seit den 1970er-Jahren herstellt», sagt Zahno.
Neu besteht die Wand aus Holzplatten. Diese haben den Vorteil, dass sie nicht mehr nur vereinzelt Löcher haben, um die Griffe anzubringen, sondern dass viele solcher Löcher in einer Rasterform angebracht sind. Dies ermöglicht eine grössere Vielfalt an Kletterstilen und neuen Routen. Die Wand wurde von der Kommission für Kletterwände der SAC Sektion Moléson finanziert; die Kosten betrugen rund 50 000 Franken.
Die neue Wand sei zudem professioneller, schreibt die SAC Sektion in einem Communiqué. Freiburg entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Hochburg des Kletterns. Der Grundstein dafür wurde am Murtentor gelegt. Zahno sieht aber nicht zuletzt auch das Kletterzentrum in Givisiez als Grund dafür. Dennoch würden Elite-Kletterer, die an europäischen und weltweiten Wettkämpfen teilnehmen, auch noch regelmässig im Murtentor trainieren. Trotz ihren Erfolgen in den Höhen von Kletterwänden sind sie auf dem Boden geblieben: «Unter Kletterern herrscht eine grosse Bescheidenheit, daher suchen sie die Öffentlichkeit nicht.»
Für alle Niveaus
Das Murtentor hat Routen vom Anfängerniveau 4a bis zum Fortgeschrittenenniveau 7b. Unterhalb der Kletterwand, die sich über zwei Etagen des Turms erstreckt, befindet sich zudem ein Boulder-Block. «Insbesondere junge Kletterer wollen nicht mehr immer Seil und die komplette Ausrüstung mitnehmen, sondern einfach in die Kletterfinken schlüpfen und loslegen.» Dennoch sei das Klettern an der Wand nach wie vor sehr beliebt, und daher sei die Renovation notwendig gewesen. Am Vorabend seien rund zwanzig Leute in der Kletterhalle gewesen. «Das ist das Maximum, sonst wird es doch sehr eng», sagt Zahno, der regelmässig dort klettert.
Während der Experte von der neuen Wand erzählt, gesellen sich zwei Kletterinnen dazu. Sie nutzen die Chance, ihn um Rat zu fragen. Schnell verfallen die drei in ein Fachsimpeln über den einfachsten Routeneinstieg in der neuen Kletterwand und darüber, ob die Körpergrösse beim Erreichen der Decke eine Rolle spielt. Für den gross gewachsenen Zahno, der auch beim Freiburger Basketballklub Olympic engagiert ist, eine echte Frage. Sie kommen zum Schluss: Die neue Kletterwand ist für alle zugänglich.
«Wir müssen alles wieder abmontieren, sollten wir einmal aus dem Turm ausziehen.»
Christophe Zahno
SAC Sektion Moléson, Präsident Kommision für Kletterwände
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