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Übersetzer fürchten wegen künstlicher Intelligenz um Zukunft

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Auf künstlicher Intelligenz basierende Programme liefern immer bessere Übersetzungen. Die dafür beim Staat angestellten Personen sehen sich daher einer ungewissen Zukunft voller Chancen, aber auch Risiken gegenüber. 

Übersetzungen mit künstlicher Intelligenz (KI) werden immer genauer. Mit jeder Verwendung lernen Programme wie Deepl oder ChatGPT mehr und mehr dazu. Für die Berufsgruppe der Übersetzenden bedeutet dies eine ungewisse Zukunft: Aktuell kommen die Programme meist nicht ohne menschliche Überprüfung aus – aber könnte sich das bald ändern?

Diese Frage beschäftigt auch die 13 Übersetzerinnen und Übersetzer, die aktuell in den sieben Direktionen der Kantonsverwaltung und bei der Staatskanzlei angestellt sind. «Derzeit wird diskutiert, ob Deepl-Pro-Lizenzen für alle Angestellten der Kantonsverwaltung angeschafft werden», verrät Chefübersetzer Andreas Schor. Aus Datenschutzgründen sei es den Staatsangestellten nämlich derzeit strikt untersagt, die kostenlose Version des Übersetzungsprogramms für vertrauliche Dokumente zu benutzen. Denn bei der Verwendung des Gratisprogramms werden die Daten von Deepl gespeichert und dazu benutzt, die künstliche Intelligenz weiter zu trainieren. Bei der Pro-Version verspricht das Unternehmen, dass das nicht der Fall sei, wie Schor erklärt.

Deepl als Unterstützung

Die Übersetzerinnen und Übersetzer des Kantons benutzen Deepl Pro bereits seit 2021. Das Programm dient aber nur als Ergänzung für ein sogenanntes CAT-Tool. Dabei handelt es sich um ein eigenes Tool zur computerunterstützten Übersetzung («Computer aided translation»), das an die Bedürfnisse der Benutzerinnen und Benutzer angepasst ist und ohne künstliche Intelligenz auskommt. Stattdessen wird es mit Referenzmaterial gefüttert und speichert jeden Satz, der im Programm übersetzt wurde. Falls derselbe oder ein stark übereinstimmender Satz wieder auftaucht, wird dann diese Übersetzung übernommen.

«Deepl kann direkt in das CAT-Tool integriert werden», erklärt Schor. «Wenn dieses im Referenzmaterial nicht fündig wird, fragt es dann einmal, ob es den Satz an Deepl senden dürfe. Bejaht die Übersetzerin oder der Übersetzer die Frage, so erhält sie oder er während der Übersetzung jedes Mal, wenn im Referenzmaterial nichts Brauchbares vorhanden ist, automatisch Vorschläge von Deepl.» Diese Vorschläge würden entsprechend gekennzeichnet und können allenfalls noch überarbeitet werden. 

Das KI-basierte Übersetzungsprogramm Deepl hat inzwischen sogar gelernt, sehr spezifische Begriffe wie etwa «Staatskanzlei» zu übersetzen.
Bild: Screenshot Deepl

Allein für die Staatskanzlei wurden gemäss dem Chefübersetzer im vergangenen Jahr über 450 Übersetzungsaufträge erteilt. «Deren Umfang geht von einem Satz bis zu 67 Seiten.» Dabei handelt es sich aber ausnahmslos um Übersetzungen vom Französischen ins Deutsche. In die andere Richtung übersetzen die Übersetzenden der Kantonsverwaltung nämlich nicht. «Für Übersetzungen vom Deutschen ins Französische verfügt die Staatskanzlei über einen Kredit von 43’000 Franken, der von der ganzen Kantonsverwaltung in Anspruch genommen werden kann. 2023 wurden über diesen Kredit 35 Aufträge an externe Übersetzerinnen und Übersetzer vergeben», so Schor.

KI macht noch viele Fehler

Die Menge der Texte, die übersetzt werden muss, nimmt immer weiter zu – gerade für den Internet- und Social-Media-Auftritt des Kantons. KI-Programme können da helfen, diese Menge zu bewältigen, ist Schor überzeugt. Er mahnt jedoch:

Man muss sich der Grenzen der KI bewusst sein und sie mit gesundem Menschenverstand gebrauchen.

Andreas Schor
Chefübersetzer der Staatskanzlei

Neben den Bedenken beim Datenschutz gebe es nämlich auch oft Probleme bei der sprachlichen und inhaltlichen Korrektheit. «Unterdessen hat die KI ein ansehnliches Qualitätsniveau erreicht, ist aber nicht vor Fehlern gefeit», erklärt Schor. Daher dürfe man den Übersetzungen von Deepl nicht blind vertrauen, gerade wenn es um Metaphern oder Redewendungen gehe. «Deepl übersetzt in solchen Fällen meist auf der konkreten Ebene, was natürlich falsch ist.» Deshalb müssen Texte, die für ein Publikum ausserhalb der Verwaltung bestimmt sind, gemäss den Richtlinien des Kantons von einer Übersetzerin oder einem Übersetzer gegengelesen werden. 

Von Deepl übersetzte Texte zu überarbeiten, ist aber eine eher unbeliebte Arbeit. Wenn das Programm innerhalb der Verwaltung breiter genutzt wird, befürchten die Übersetzerinnen und Übersetzer gemäss Schor, in Zukunft nur noch mit dem sogenannten Post-Editing beschäftigt zu sein. «Das ist keine besonders erfreuliche Perspektive, denn oft dauert es länger, einen vorübersetzten Text zu überarbeiten, als ihn von Anfang an selber zu übersetzen.»

Studie

Mehr Aufwand trotz KI

Künstliche Intelligenz macht Übersetzungen nicht unbedingt schneller oder einfacher. Das belegt eine kürzlich vom Schweizerischen Berufsverband der Autorinnen und Autoren (A*dS) durchgeführte Studie. «Einen durch KI vorübersetzten Text zu bearbeiten, bedeutet im besten Fall keinen Zeitgewinn, im schlechtesten hingegen einen enormen Zeitverlust», schreibt der Verband in einer Medienmitteilung.

Der A*dS warnt daher vor der Automatisierung der Übersetzungen im Bereich der Literatur: «Der Glaube, dass literarische Übersetzung ohne kreative, reflexive, menschliche Komponente auskomme, gefährdet nicht nur einen Beruf, sondern droht auch, eine spürbare Verarmung der Sprache herbeizuführen.»

Zudem bestehe bei maschinell generierten Übersetzungen ein Problem mit dem Urheberrecht. Denn die KI-basierten Programme funktionieren nur, «weil die Maschine die Arbeit von Übersetzerinnen und Übersetzern ausbeutet». Konkret heisst das: Die KI benutzt als Grundlage eine grosse Datenbank an früheren menschlichen Übersetzungen, die teils urheberrechtlich geschützt seien. 

Aufgrund dieser Bedenken fordert der A*dS mehr Transparenz beim Einsatz von KI für Übersetzungen sowie eine klare Regulierung durch den Bund. (cam)

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