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…und hinter Putin stand René Fasel

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IOC-Präsident Thomas Bach äussert sich über die Olympischen Sommerspiele in Frankreich, über den Krieg in der Ukraine, den Konflikt zwischen Israel und Palästina sowie über den Freiburger René Fasel. 

Thomas Bach, wie nehmen Sie den olympischen Geist in der aktuellen Welt mit all den Kriegen und all den terroristischen Bedrohungen wahr?

Ob ich mit Staatsoberhäuptern spreche, mit Freunden oder mit Menschen auf der Strasse – was ich in sehr vielen Gesprächen spüre, hat in der Tat sehr viel mit dem olympischen Geist zu tun. Es geht oft um die Sehnsucht nach Zusammenkommen, nach der Überwindung dieses Hasses, dieser spaltenden Diskussionen, die wir mittlerweile in fast allen Bereichen des Lebens führen. Diese Politisierung von allem in unserer Welt, von der Gesundheit über die Kultur bis hin zur Wirtschaft. Alles wird heute sehr kontrovers dargestellt. Die Menschen suchen nach etwas Positivem. Sie suchen nach einem Signal der Hoffnung, nach etwas, worüber wir uns alle einigen können. Unter diesem Aspekt halte ich den olympischen Geist für noch wichtiger als in Zeiten, in denen überall Frieden, Wohlstand und Freiheit herrschen.

Sind die Olympischen Spiele in dieser vernetzten Welt des 21. Jahrhunderts, in der wir all die Sportler von überall aus verfolgen können, immer noch so besonders wie in der Vergangenheit?

Sie bleiben etwas Besonderes. Man erkennt es in der grossen Vorfreude bei den Sportlern auf die Olympischen Spiele. Das sieht man auch an ganz konkreten Aktionen. Schauen Sie sich einige Weltmeisterschaften in bedeutenden Sportarten an, die in jüngster Vergangenheit stattgefunden haben. Einige der herausragendsten Athleten haben beschlossen, nicht daran teilzunehmen, weil sie sich auf die Spiele konzentrieren wollen. Oder blicken wir in die USA, wo wir die Stimmen der vielen NBA-Basketballer vernehmen, die in Paris dabei sein wollen. Oder wenn Sie Kylian Mbappé über seine Begeisterung und seinen unbedingten Willen sprechen hören, an den Spielen teilzunehmen. Selbst in diesen hochprofessionellen Sportarten, ich könnte auch die Stars im Tennis erwähnen, behalten die Spiele ihre Einzigartigkeit.

Was erwarten Sie von den Sommerspielen in Paris?

Die Erwartungen sind hoch. Nicht nur jene des IOC und von mir persönlich. Wir teilen die Erwartungen von Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Was man sehen, fühlen und hören kann, ist, dass die Menschen die ganzen Aggressionen, die Gewalt, mit der sie Tag für Tag konfrontiert werden, wirklich satt haben. In ihren Herzen sehnen sie sich nach einem Signal der Hoffnung, nach einem Halt, der ihnen das Gefühl gibt, Teil von etwas Gemeinsamem zu sein. Paris werden die ersten Olympischen und Paralympischen Spiele sein, die vollständig im Einklang mit unserem Reformprogramm stehen. Deshalb können wir uns auf ein spektakuläres Fest der Einheit in der ganzen Vielfalt freuen. Die Welt wird in Paris zu einem friedlichen Wettbewerb zusammenkommen.

Bei der Eröffnungsfeier auf der Seine werden gemäss neusten Planungen weniger Zuschauer zugelassen. Sind Sie von dieser Reduktion enttäuscht?

Nicht die Anzahl der Zuschauer ist entscheidend. Ob mehr oder weniger Leute anwesend sind, ist nicht der bestimmende Faktor für die Gesamtsymbolik und Atmosphäre dieser Eröffnungsfeier.

Glauben Sie, dass wir im Juli in Paris in der Seine baden können, ohne dass dies Folgen für unsere Gesundheit hat?

Ja, wir werden in der Seine schwimmen. Wir sehen uns in Paris in der Badehose.

Welche Chancen geben Sie dem Olympischen Frieden während der Spiele in Paris?

Es ist, wie wir alle wissen, keine verbindliche Resolution der UNO. Der Olympische Waffenstillstand – «Olympic Truce» – hat für die Olympische Bewegung und weit darüber hinaus jedoch eine sehr grosse symbolische Bedeutung. Ich hoffe, dass sich die Regierungen an diese Bedeutung erinnern und auch halten, wozu sie sich mit dem Aufruf und der Abstimmung in der UNO-Generalversammlung ja gegenseitig aufgefordert haben. Man muss aber auch sehen, dass sich Russland und Syrien der Stimme enthalten haben, sich dem Aufruf also nicht angeschlossen haben. Lassen Sie es mich in Bezug auf diese beiden Regierungen so sagen: Wir müssen weniger hoffnungsvoll sein als mit Blick auf die anderen Länder.

Welche Auswirkungen hat die jüngste Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) auf die Pläne des IOC, die Russen in Paris unter neutraler Flagge antreten zu lassen?

Diese Entscheidung ist sehr weitreichend. Sie befasst sich mit den Grundlagen der völkerrechtlichen Rechtsstellung und Struktur des IOC, geht aber auch detailliert auf die Bedingungen für die Teilnahme von unabhängigen, neutralen Sportlern ein. Das CAS sagt, dass diese Bedingungen des IOC fair und sorgfältig formuliert sind, um sicherzustellen, dass einzelne Athleten tatsächlich politisch neutral sind. Ich denke, das sagt alles.

Sind Sie besorgt über weitere Proteste der Ukraine gegen die Teilnahme russischer Sportler?

Die Bedingungen hindern einen ukrainischen Sportler nicht daran, seine Meinung zu äussern, solange dabei die Regeln eingehalten werden. Dies ist Teil einer offenen Diskussion. Was wir sehen können, ist, dass die ukrainischen Athleten unter genau diesen Bedingungen derzeit an Qualifikationswettkämpfen teilnehmen. Wir stellen fest, dass die Regeln auch von ihnen wie von allen anderen Athleten akzeptiert und respektiert werden. Schon aus dieser Perspektive bin ich sehr zuversichtlich, dass die Teilnahme reibungslos verlaufen wird. Ich denke, jeder wird erkennen, welche Chance dies für die Sportler und das Nationale Olympische Komitee (NOK) der Ukraine bietet, die Welt auf ihre Situation und ihre Widerstandsfähigkeit aufmerksam zu machen, indem sie bei diesen Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris mit einer starken und erfolgreichen Mannschaft antreten.

Wird es im Olympischen Dorf in Paris eine Trennung von russischen oder weissrussischen Athleten und ukrainischen Sportlern geben?

Was das Olympische Dorf betrifft, sind wir in der Olympischen Bewegung alle gleich. Dort herrscht Gleichbehandlung für alle. Wir haben auch dafür gesorgt, dass alle Athleten, die im Olympischen Dorf leben und an den Spielen teilnehmen, diese Einstellung nicht nur respektieren, sondern auch schätzen. Dies wird auch in Paris geschehen.

Gab es im IOC auch Überlegungen zu einem Status von neutralen Athleten in Bezug auf den Konflikt im Gaza-Streifen?

Nein. Ich kann dazu auch auf den CAS-Entscheid verweisen. Das Olympische Komitee Russland hatte mit seinem Einspruch beim Gericht das Ziel, seine Suspendierung aufzuheben. Ein Hauptargument dabei war der Verweis auf Israel und den Konflikt im Nahen Osten. Sie fragten das CAS, wieso das IOC Russland suspendiert habe und warum nicht Israel oder andere in einen Krieg verwickelte Länder. Das CAS argumentierte, dass sich die Situation dort erheblich vom Krieg in der Ukraine unterscheidet. Im Gegensatz zu Russland haben die von anderen Konflikten betroffenen NOK’s ihren Zuständigkeitsbereich auch nicht über den eines anderen NOK hinaus ausgedehnt, wie Russland nach der Annexion von Teilen der Ostukraine.

Das Nationale Olympische Komitee von Palästina hat erklärt, dass sich die eigenen Athleten aufgrund der Situation zuhause vielleicht nicht sportlich für die Spiele qualifizieren können. Sind Sie bereit, ihnen Einladungen zu geben, wenn sie diese benötigen?

Wir stehen seit Beginn des Konflikts mit den beiden NOK’s von Israel und Palästina in Kontakt. Beide sind mit Herausforderungen für ihre Sportler konfrontiert. Wir werden sie beide entsprechend ihren Bedürfnissen unterstützen. Wir warten jetzt zuerst einmal ab, wie die Qualifikationsphase verläuft. Erst danach können wir weitere Entscheidungen über Einladungen treffen.

Die israelischen Fussballer haben sich zum ersten Mal seit 1976 für die Olympischen Spiele qualifiziert. Sie müssen dabei vielleicht in Marseille oder in Lyon spielen. Wird es angesichts der grossen Wut in Teilen der Bevölkerung in diesen Städten zusätzliche Massnahmen geben, um die Sicherheit des israelischen Fussballteams zu gewährleisten?

Seit dem abscheulichen Angriff auf die israelische Mannschaft während den Spielen von 1972 in München wurden für israelische Athleten immer wieder besondere Massnahmen ergriffen – in Abstimmung mit dem israelischen Team und den Behörden. Das Gleiche gilt auch für Paris, Marseille oder wo auch immer sie antreten werden.

Was können Sie uns über die Situation insbesondere der weiblichen Sportlerinnen in Afghanistan oder Iran sagen – zu Training, Qualifikation und der Teilnahme an den Spielen? Gibt es Fortschritte?

Wir beobachten die Situation sehr genau und in Bezug auf Afghanistan sieht man das auch darin, dass wir die Afghanin Masomah Ali Zada zur Delegationsleiterin für das IOC-Flüchtlingsteam ernannt haben. Auch das betrachten wir als klare Botschaft an das Land. Wir sehen die Situation vor Ort, was Bildung und Schulen und den Zugang für Mädchen zum Sport betrifft. Im Moment sehen wir keine Verbesserung und wir müssen die Situation weiterhin im Auge behalten. Es gibt Athletinnen, die eine Sperre für ihr Land fordern, es gibt aber auch jene Athletinnen, die uns bitten, ihnen den Weg nach Paris offen zu halten. Denn die Taliban würden einen Ausschluss vielleicht sogar schätzen. Damit würde sich das Thema der weiblichen Vertretung erledigen. Die Machthaber im Land sind sowieso nicht sehr auf ihre internationale Reputation bedacht. Dies ist das Dilemma, in dem wir uns befinden. Wir werden uns Zeit nehmen, bis wir diese Entscheidung treffen – nachdem wir genau beobachtet und sehr aufmerksam zugehört haben.

Die verbalen Attacken auf das IOC aus Russland werden heftiger. Was entgegnen Sie den jüngsten Anfeindungen von Aussenminister Sergej Lawrow oder Umar Kremlew, dem Präsidenten des ausgeschlossenen internationalen Boxverbandes?

Wir sehen Tag für Tag noch aggressivere Äusserungen von Seiten der russischen Regierung oder von Beamten aus dem Umfeld der russischen Regierung. Sie haben Sergej Lawrow erwähnt. Aber er ist längst nicht der Einzige. Diese Äusserungen sind ein weiterer Beweis für die zynische Interpretation der Position des IOC zur Zulassung einzelner neutraler Athleten aus Russland. Und sie unterstreichen die von uns kritisierte Politisierung des Sports. Es ist eine komplette Politisierung, weil die Worte von der russischen Regierung selbst kommen. Und was auch bemerkenswert ist: Diese Aggressivität geht von derselben Regierung aus, die hinter der skandalösen Manipulation des Anti-Doping-Systems vor, während und auch nach den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi steckt. Die russische Regierung ignoriert offenbar die Tatsache, dass sie es war, die uns zum Handeln gezwungen hat. Es handelt sich um ihre Invasion und insbesondere um ihre Annexion von Teilen der Ukraine. Sie verpflichtete sogar das Russische Olympische Komitee, ebenfalls Regionen zu annektieren, die unter der Gerichtsbarkeit des NOK der Ukraine stehen. Das sagt auch das CAS in seinem Urteil. Dieser eklatante Verstoss gegen die Olympische Charta steht am Ursprung und hat uns zu unserem Handeln geführt. Und was ich auch sagen kann: All diese Anschuldigungen und aggressiven Angriffe auf das IOC aus Russland haben die Olympische Bewegung noch mehr geeint.

Und was sagen Sie zu den Beschimpfungen von Box-Präsident Kremlew?

Ich werde diesem Mann nicht die Ehre einer Antwort erweisen. Ich denke, dass die Bemerkungen, die er macht, ihn selbst diskreditieren und er damit noch mehr Menschen auf seinen wahren Charakter aufmerksam macht – insbesondere auch in der Boxgemeinschaft und unter den Verantwortlichen der nationalen Verbände im Boxen.

Das IOC hat die Internationale Verbände informiert, dass es ein Gremium zur Überprüfung der Startberechtigung einzelner neutraler Athleten einsetzt. Was ist der Zweck dieses Prüfgremiums?

Überprüfen, ob die Auflagen von den Athleten und Funktionären eingehalten wurden.

Teilnehmen dürfen nur Sportler, die den Krieg nicht unterstützen. Wo zieht man hier die Grenze – zum Beispiel für Sportler, die auf Bildern mit einem Z auf dem Dress posieren oder die russischen Truppen mit einem Post in den Sozialen Medien unterstützen?

Es gibt eine klare Linie, die wir von Anfang an so vertreten haben. Die Zurschaustellung des Z ist eine klare Unterstützung des Krieges und kann nicht akzeptiert werden.

In den vergangenen Jahren wurde rund um das IOC so viel über Russland gesprochen. Befürchten Sie, dass Ihr Vermächtnis als IOC-Präsident an Russland gebunden sein wird?

Wir haben in der Zeit meiner Präsidentschaft viele Reformen im Hinblick auf die olympische Agenda durchgeführt. In vielerlei Hinsicht ging es auch darum, den Kampf gegen Doping zu stärken. Zum Beispiel durch die Gründung der International Testing Agency (ITA) oder durch die Stärkung der Ermittlungskapazitäten der WADA und so weiter. Das Thema Russland ist zwar in viele Bereiche eingebunden, aber zumindest ich sehe es nicht als bestimmenden Teil meiner nunmehr 11 Jahre als Präsident an.

Aber Russland ist seit acht Jahren im Sport ein Geächteter!

Mit grossem Interesse und mit Freude habe ich gestern die Begrüssung des russischen Kollegen durch die US-Astronauten in der Internationalen Raumstation miterlebt. Haben Sie gesehen, wie herzlich sie ihn empfangen haben? Es ist ein klares Zeichen dafür, dass einige Dinge in unserer Welt über die Politik hinausgehen müssen und nicht Teil dieser Spaltung und Konfrontation werden sollten.

Das Urteil des CAS gegen die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa bringt erschütternde Details zu Tage. Etwa, dass sie mit 15 Jahren eine beinahe schon lächerlich grosse Menge an Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten einnahm – rund 60 an der Zahl. Es ist ein Fall, in welchem die Sportlerin die Strafe zahlt und das Umfeld trotzdem weitermacht. Wer hält diese Trainer und diese Ärzte davon ab, 2026 bei den Winterspielen in Mailand mit einer nächsten Generation von Teenagern aufzutauchen, denen genau die gleichen Dinge angetan werden?

Ich stimme diesen Worten voll und ganz zu. Ich denke, wir haben dies bereits in Peking deutlich gemacht, als wir sagten, dass dieser Fall ein weiterer Beweis für die dringende Notwendigkeit ist, sich stärker mit dem Umfeld der Athleten zu befassen. Wir müssen nicht nur die Sportler sanktionieren, sondern auch diejenigen, die letztlich für den Verstoss gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verantwortlich sind. Ich kann nur hoffen, dass die WADA, aber auch die jeweiligen internationalen Verbände ihre Überlegungen dazu machen. Es muss nicht nur bei Minderjährigen, aber insbesondere bei Minderjährigen eine Priorität im Kampf gegen Doping sein.

Und wie sehen Sie die Situation von Kamila Walijewa selbst?

Die Sportlerin wurde nun auch noch für politische Zwecke missbraucht, indem sie bei der Eröffnungszeremonie dieser sogenannten «Zukunftsspiele» in Russland neben Präsident Putin auftreten musste. Auf diese Weise wird die Missachtung aller weltweiten Anti-Doping-Regeln zum Ausdruck gebracht und ein politisches Zeichen gesetzt. Das ist wirklich sehr schwer zu ertragen.

Und neben Putin stand der Schweizer René Fasel!

Er stand hinter ihm. Aber wie Sie wissen, ist Herr Fasel kein IOC-Mitglied mehr… und auch nicht IOC-Ehrenmitglied.

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