Ursula Krattinger-Jutzet war 25 Jahre lang im Grossen Rat. Für die SP hat sie sich unter anderem dafür eingesetzt, dass die Schulleitungen nach dem Vorbild Deutschfreiburgs im Gesetz verankert werden.
1996 ist Ursula Krattinger-Jutzet auf einer Frauenliste der SP Sense in den Grossen Rat gewählt worden. Was sich damals «ziemlich unerwartet» ergeben hatte, wie sie sich erinnert, war für die Düdingerin der Start in eine spannende Zeit, die sie im Rückblick nicht missen möchte. «Ich bin dankbar, dass ich mitreden und gestalten durfte und dass ich immer wieder gewählt wurde. Es war eine schöne Erfahrung.»
Neue Einblicke
Sie habe die Arbeit im Grossen Rat, vor allem aber auch in der Finanzkommission, als sehr bereichernd und lehrreich empfunden. Dies habe ihr die Möglichkeit gegeben, neue Einblicke zu gewinnen, etwa auch als Mitglied der Parlamentarischen Untersuchungskommission zur Umfahrung von Bulle. «In der Finanzkommission hatte ich zudem direkten Kontakt mit den Staatsräten und den Generalsekretären und konnte auf diese Weise auch mal ein Anliegen direkt vortragen.»
Graben Deutsch-Welsch
Ein Highlight war für sie, als die Schulleitungen auf Primarschulstufe 2014 im Schulgesetz verankert wurden. «Deutschfreiburg hat dieses System jahrelang erprobt und die Kosten dafür aus eigener Tasche bezahlt.» Es sei nicht einfach gewesen, die Vorteile auch den französischsprachigen Parlamentsmitgliedern klar zu machen.
Den Graben zwischen Deutsch- und Welschfreiburg hat sie auch bei ihrem Vorstoss zu spüren gekommen, die Zweisprachigkeit im Schulgesetz zu verankern. «Das hätte ermöglicht, in der Partnersprache zu unterrichten.» Im Grossen Rat fand sie damit zwar Mehrheiten und bei der Volksabstimmung sagte der Sensebezirk klar Ja, doch die französischsprachige Bevölkerung lehnte die Vorlage ab.
«Ich habe allgemein das Gefühl, dass wir in Sachen Zweisprachigkeit in letzter Zeit Rückschläge erleiden», sagt sie und spricht etwa das Vorgehen der Communauté Romande du Pays de Fribourg beim Fusionsprozess in Grossfreiburg an. Enttäuschend sei auch die Wischiwaschi-Politik des Kantons beim Spital Tafers.
Einsatz für Pensionspreise
Auf die Rettung des generationenübergreifenden Projekts «Senior Plus» blickt sie gerne zurück. Als langjährige Präsidentin der Stiftung St. Wolfgang hat sie es zudem 2018 erreicht, dass die Pensionspreise in Pflegeheimen zu Gunsten der Betagten leicht erhöht worden sind – gegen den Willen des Staatsrates.
Schwierig sei hingegen das Sparmassnahmenprogramm 2013 gewesen, das viele Diskussionen ausgelöst habe. «Das Sparen ging vielfach zulasten des Personals.» Die Weisung, dass jede Direktion pro Jahr nur eine neue Stelle ins Budget aufnehmen durfte, sei total daneben gewesen, findet sie auch heute noch. «Später hatten deswegen mehrere Dienste starken Aufholbedarf, etwa das Jugendamt oder die Polizei.»
Dieses Jahr ist Ursula Krattinger 60 Jahre alt geworden und hat deshalb auf eine erneute Kandidatur verzichtet. «Jetzt ist es Zeit, dass Jüngere nachkommen.» Sie gehe mit einem guten Gefühl und ohne Wehmut.
In einer losen Serie ziehen die «Freiburger Nachrichten» Bilanz mit langjährigen Grossrätinnen und Grossräten, die am 7. November nicht mehr zur Wahl angetreten sind oder die abgewählt wurden.
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