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Valete, Herr Rektor!

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Matthias Wider kam vor fast 40 Jahren als Lehrer ans Kollegium St. Michael. Die letzten 15 Jahre war er Rektor. Nun geht er in Pension. Anhand des ABC haben die FN mit ihm über seine Erfahrungen mit und seine Sicht auf die Schule gesprochen.

A, wie Anfang:

Als Lehrer am Kollegium St. Michael habe ich 1984 angefangen. Ich konnte während eines Jahres eine Stellvertretung übernehmen und Philosophie unterrichten. Das war eine spannende Erfahrung. Damals hatte man nur wenige Lehrmittel zur Verfügung. Ich kam zudem frisch von der Uni und hatte keine Fachdidaktik gehabt. Also musste ich meinen Kurs selbst zusammenstellen, und das war eine grosse Herausforderung.

B, wie Bildung:

Das ist mein Herzensanliegen. Es ist wichtig, dass wir Sorge tragen zur Bildung. Ich habe mich immer für die bestmöglichen Bedingungen eingesetzt, damit wir unsere Jugend bilden können. Es geht bei der Bildung nicht bloss darum, den Schülerinnen und Schülern Wissen und Kenntnisse zu vermitteln, sondern auch darum, ihnen dabei zu helfen, ihre Persönlichkeit zu entfalten. 

C, wie Corona:

Das war für uns eine ganz, ganz grosse Herausforderung. Auch für die jungen Menschen, weil sie von allen Kontakten abgeschnitten waren, die in diesem Alter sehr wichtig sind. Anlässlich der diesjährigen Maturafeier haben die Schülerinnen und Schüler das auch nochmals betont.

D, wie Direktion für Bildung:

Wir haben im Kanton Freiburg das grosse Privileg, dass wir kurze Wege zur Direktion haben. Man kennt sich, man sieht sich regelmässig, wir haben eine funktionierende Beziehung. Verglichen mit anderen Kantonen ist das Verhältnis viel weniger hierarchisch. Die Direktion ist nicht so gross, weshalb die Schulen vieles selbst organisieren oder selber Antworten auf das suchen müssen, was in anderen Kantonen von oben kommt. Aber das gibt uns auch mehr Autonomie. 

E, wie Elite-Schule:

Gerade bei der Schlussfeier habe ich erneut festgestellt, wie divers wir sind. Es besuchen nicht mehr wie früher nur privilegierte Kreise das Gymnasium. Dass 25 Prozent eines Jahrgangs eine gymnasiale Matura erlangen, kann man als wenig oder als viel erachten. Ich finde den Prozentsatz angemessen.

F, wie Französisch: 

Wir haben zwei Drittel französischsprachige und einen Drittel deutschsprachige Schülerinnen und Schüler. Die französische Kultur prägt die Schule daher stark. Für die Minderheit ist das aber nicht unbedingt ein Nachteil.

Auch wenn die Schülerinnen und Schüler am Ende nicht perfekt zweisprachig sind, so hilft die Zweisprachigkeit doch, die Kultur der anderen Sprachgemeinschaft zu verstehen, und ermöglicht Freundschaften über die Sprachgrenzen hinweg.

Das ist extrem wertvoll. Das Verhältnis zwischen den Sprachgemeinschaften kann man mit jenem zweier Brüder oder Schwestern vergleichen: Man ist sich zwar sehr nahe, aber manchmal möchte man sich doch voneinander abgrenzen. Das macht es spannend und schwierig zugleich. Unter dem Strich ist es aber eine Bereicherung. Die Fronten zwischen den Sprachen, die ich in den 1980er-Jahren noch gespürt habe, sind heute stark aufgeweicht. Gerade bei den jungen Lehrpersonen spürt man das sehr gut. Man muss auch aufpassen, dass man beim Vergleichen nicht sofort ins Werten kommt, also nicht gleich denkt, die eine Seite macht die Dinge besser als die andere.

G, wie Gymnasium:

Das Gymnasium ist eine Herzensangelegenheit von mir. Es bietet eine breit gefächerte Allgemeinbildung, in der die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse und Wissen erwerben und ihre Persönlichkeit formen, um danach tertiäre Studien in Angriff zu nehmen. Rund drei Viertel unserer Abgängerinnen und Abgänger besuchen die Universität. Das Gymnasium ist ein anderer Bildungsweg als der über den Beruf oder die Fachmaturität. Man sollte das aber nicht gegeneinander ausspielen. Mit der dualen Bildung und der Durchlässigkeit haben wir in der Schweiz wirklich ein sehr gutes Bildungssystem. 

H, wie Humanismus:

Das ist ein grosses Wort, das wir an unserer Schule mit dem Begriff des «fordernden Humanismus» zu reaktivieren versucht haben. Er zeigt einerseits, dass man Interesse am Individuum hat und dass es darum geht, die Menschen zu stärken und zu fördern. Andererseits geht es aber auch darum, hohe Ansprüche zu stellen und die jungen Leute zu fordern.

I, wie Informatik:

Informatik ist aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken und für gewisse Bildungswege ganz entscheidend. Deshalb können wir am Gymnasium nicht sagen, das interessiert uns nicht. Das ist der eine Aspekt. Der andere besteht darin, dass wir mit der Informatik unglaubliche Chancen und Möglichkeiten bekommen haben, was aber im Gegenzug einen kritischen Umgang erfordert. 

K, wie Kollegium:

Das Lehrerkollegium umfasst in etwa 150 Personen mit ganz verschiedenen Biografien, Ansichten und Ideen. Diese Vielfalt ist spannend. Es ist aber nicht immer einfach, alle hinter einer Idee und auf gemeinsame Projekte hin zu vereinen. Mit einem Kollegium von 150 Personen hat man zwar viele Freuden, aber eben auch Sorgen: Lehrpersonen, die Probleme haben, die krank sind, und so weiter. 

L, wie Latein: 

Ja… (seufzt). Das ist etwas, das allmählich aus der gymnasialen Landschaft verschwindet. Auf alle deutschsprachigen Schülerinnen und Schüler im Kanton, die sich fürs Gymnasium anmelden, entscheiden sich noch knapp zehn für Latein. Das ist bedauerlich. Latein führt einem vor Augen, wo unsere kulturellen Wurzeln sind. Unser Rechtssystem zum Beispiel ist stark von den Vorstellungen der Römer geprägt. Auch in der Literatur gibt es einen unglaublichen Reichtum. Latein ist zudem die Grundlage der romanischen Sprachen. 

M, wie Matura: 

In der Schweiz haben wir das einmalige Privileg, dass die Matura ein Ausweis ist, der zu jedem Studium berechtigt.

Das ist sehr wertvoll und darf nicht unterschätzt werden. In den meisten europäischen und angelsächsischen Ländern muss man Eintrittsprüfungen machen, es gibt Elite-Universitäten, in die man nur kommt, wenn man Geld hat. Die Matura ist zudem auch der Ausweis, dass die Schülerinnen und Schüler in den vier Jahren viel gelernt haben.

N, wie Nein:

Spontan kommt mir da in den Sinn, dass man heute Mut braucht, um Nein zu sagen. Ich stelle auch fest, dass die Jugendlichen mehr und mehr Mühe haben, ein Nein zu akzeptieren. Das hat mit der heutigen Erziehung zu tun. Aber ein Nein muss manchmal sein. Man kann die Menschen nicht jederzeit vor Frustrationen schützen. 

O, wie Organisation:

Ein wichtiger Aspekt im Schulbetrieb. Wenn man nicht gut organisiert ist, hat man ein Chaos, was niemand mag. Man muss möglichst klar organisieren.

P, wie Pensionierung:

Lange Zeit war das ein Thema der anderen. Jetzt betrifft es mich selber. Wenn man so lange dabei ist wie ich, kommt eben mal der Moment des Abschieds. Es gibt viele andere Abschiede im Leben. Ich durfte so viel Schönes erleben, aber auch das Schwierige formt einen.

Ich empfinde eine Genugtuung, eine Zufriedenheit in mir, sodass ich gut sagen kann: Voilà, am 31. Juli ist es so weit.

Q, wie Qualität:

Dank dem kantonalen Qualitätskonzept, das in einer Arbeitsgruppe entwickelt wurde, konnten wir den Schulen einen sehr positiven Impuls geben. Wir haben uns überlegt, wie wir Schule als Ganzes vorwärtsbringen können – beispielsweise durch eine ausgewogene Feedbackkultur. Denn der Gymnasiallehrer ist vielfach ein Einzelkämpfer. 

R, wie Rektor:

Es ist ein sehr spannendes und herausforderndes Amt, das einen jung hält, wohingegen die Schülerinnen und Schüler immer gleich alt bleiben. Und auch die Lehrkräfte kommen und gehen; die jüngsten sind im Alter meiner Kinder. Diese ständige Bewegung und die vielen sozialen Kontakte finde ich sehr bereichernd. Aber auch die Kontakte, die man über die Schule hinaus hat, mit der Bildungsdirektion, mit den Kolleginnen im Kanton, in der Westschweiz, im Rest der Schweiz. Als Rektor hat man eine übergeordnete Sicht auf die Schule. Im Kollegium St. Michael drückt sich das interessanterweise auch in der Architektur aus, denn das Rektorat befindet sich im ersten Stock mit Blick auf den Innenhof. Das haben die Jesuiten bestimmt bewusst so eingerichtet.

S, wie stolz:

Stolz? Das ist etwas, das ich nicht kenne. Ich spüre, wie gesagt, Genugtuung.

Zum Beispiel an einer Schlussfeier, wenn ich fast 300 junge Menschen mit dem Maturazeugnis sehe, die sich freuen, deren Eltern sich freuen. Zu sehen, dass es wieder funktioniert hat, 300 Jugendliche so weit zu bringen, dass sie einen Ausweis in der Hand halten, der sie weiterbringt.  

T, wie Tradition. 

Tradition bedeutet am Kollegium St. Michael, dass man sich in etwas einreiht, das vorher schon da war. Ich war beispielsweise ein Rektor, dem schon siebzig andere vorangingen. Das Kollegium existiert seit 441 Jahren und hinterlässt uns einen enormen Reichtum, wofür ich sehr dankbar bin. Es hat für den Kanton und die Stadt eine andere Bedeutung als die anderen Gymnasien, die deswegen aber nicht weniger interessant sind. Die modernen Gebäude des Heilig-Kreuz- und des Gambach-Gymnasiums sind für gewisse junge Leute womöglich noch interessanter als die alten Gemäuer hier. Aber wenn man hier durch die Gänge geht, spürt man die Geschichte. Wir haben auch Traditionen, an denen wir hängen, wie die St. Nikolaus-Feier, die wir für die Stadt organisieren, und das Valete. Für gewisse Leute sind das möglicherweise alte Zöpfe, aber für unsere Schule sind es wichtige Ereignisse, die Identität schaffen.

U, wie und:

Und verbindet. Das war mir stets ein Anliegen, das Brückenbauen: zwischen Jung und Alt, Deutsch und Welsch, Schüler und Lehrperson, zwischen den vielen Leuten, die in einer Schule ein und aus gehen. Ich hatte zudem immer grosse Freude, die Fanfare oder den Chor auf ihren Reisen zu begleiten und Schüleraustausche zu ermöglichen, das sind alles Dinge, die mir wichtig waren.

V, wie Valete:

Das ist eine schöne Feier. Hunderte von Schülerinnen und Schülern, die das Schuljahresende ausgelassen feiern, herumspringen, jubeln, Spass haben. Eine gute Sache.

W, Weisungsgebundenheit:

Es gibt natürlich Situationen, in denen es für einen Rektor nicht viel zu diskutieren gibt. Wenn vom Staatsrat die Weisung kommt, ihr müsst sparen, dann ist das so. Oder wenn der Staatsrat einen Massnahmenkatalog beschliesst, dann kann man nicht sagen, ich will nicht. Bis vor ein paar Jahren beispielsweise wurden die internen Lehrpersonen, die als Examinatoren bei der Matura im Einsatz sind, dafür speziell entschädigt. Dann wurde das gestrichen. Es hiess, das gehört zu eurem Pflichtenheft. Das kam bei den Lehrpersonen nicht gut an, weil die Matura einen grossen Aufwand für sie darstellt. Sie fühlten sich missachtet. Diese Sparmassnahme den Lehrpersonen begreiflich zu machen, hat nur schlecht funktioniert. Wenn man jemandem etwas wegnimmt, ist es eben immer schwierig.

X, wie Variable X:

Gerade im Umgang mit Menschen gibt es keine Variablen. Jeder und jede ist wichtig. Jedes Individuum hat seinen Platz und seine Aufgabe. 

Y und Z, wie Generationen Y und Z (Anm. Redaktion: Das sind die Generationen, die zwischen 1980 und 2010 geboren sind, und die Wider in seiner Zeit als Schulrektor erlebt hat. Sie sind von Terrorismus, Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel geprägt. Die Generation Z im Speziellen gilt als aufgeschlossen und Teil einer ersten globalen Kultur, da ihre Merkmale aufgrund der Digitalisierung und der weltweiten Vernetzung konvergieren. Sie gilt als besonders fordernd, ungeduldig sowie gesundheits- und umweltbewusst. Viele von ihnen sehen ihre Zukunftsaussichten gefährdet).

Mir kommt dabei vor allem in den Sinn, dass eine zentrale Aufgabe der Pädagogen darin besteht, den jungen Menschen Hoffnung zu machen.

Es kann nicht sein, ihre Unsicherheit oder ihren Fatalismus noch zu verstärken. Wir müssen ihnen Perspektiven aufzeigen und sie stärken. Wir sollten nicht in den gesellschaftlichen Diskurs des Weltuntergangs einstimmen. Das hilft niemandem. Ich finde es ganz schlimm, wenn junge Menschen verzweifeln, wenn sie hoffnungslos sind. Es ist wichtig, dass sie trotz aller Probleme, die wir auf dieser Welt haben, Zuversicht entwickeln.

Zur Person 

Der erste deutschsprachige Rektor?

Matthias Wider wurde 1958 in Düdingen geboren. Er besuchte von 1970 bis 1977 das Kollegium St. Michael und erwarb dort die Matura Typus B. Er studierte an der Universität Freiburg Deutsch und Philosophie. Ab 1984 war Wider als Lehrer am Kollegium St. Michael tätig. 2002 wechselte er in die Schuldirektion und übernahm dabei die Tätigkeit des Vorstehers des deutschen Gymnasiums. 2008 wurde er zum Rektor ernannt. Dass er der erste deutschsprachige Rektor am Kollegium war, wie gerne kolportiert wird, stimme nicht ganz, sagt Wider selbst. Er sei zwar der erste Sensler in diesem Amt, aber zu Zeiten der Jesuiten habe es einige Rektoren aus dem süddeutschen Raum oder aus der Deutschschweiz gegeben. Damals habe man mit dem Latein allerdings eine Lingua franca zur Hand gehabt, die – wie heute das Englische – eine Brücke geschlagen und das Zusammenleben einfacher gemacht habe. Wider wohnt in Düdingen, ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. rsa 

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