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Verhütungspille für Menschen mit Penis?

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In einer heteronormativen Beziehung zweier Cis-Menschen liegt die Schwangerschaftsverhütung grösstenteils in der Hand der Frau. Könnte sich dies aber in einigen Jahren ändern? Christine Sieber, Projektleiterin bei Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGCH), gibt dazu ihre Prognose.

Das Kondom und die Antibabypille sind gemäss dem Bundesamt für Statistik die am häufigsten benutzten Verhütungsmittel in der Schweiz. Doch gerade jüngere Generationen haben immer stärkere Zweifel an der hormonellen Methode. Gleichzeitig wird der Ruf nach einem Äquivalent für Menschen mit Penis immer lauter. Das bemerkt auch die Freiburger Fachstelle für sexuelle Gesundheit (FFSG), die seit einiger Zeit eine Zunahme der Anfragen und des Interesses im Zusammenhang mit der Verhütung für Menschen mit Penis feststellt. Die FFSG verfolgt die Entwicklung der Verhütungsmittel und stützt sich bei ihrer Aufklärungsarbeit auf die Empfehlungen der Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGCH). Typisch Jung nahm Kontakt auf zur SGCH, um mehr über das Thema zu erfahren.

Christine Sieber, Sie sind zuständig für das Thema Verhütung bei SGCH. Wie definieren Sie Verhütungsmittel für Menschen mit Penis?

Unter dem Begriff «Verhütungsmittel für Menschen mit Penis» verstehe ich Verhütungsmittel für Männer oder einfach Menschen mit Penis und Hoden. Wir gehen davon aus, dass nicht nur Cis-Männer, also Männer, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, eine Verhütung brauchen. Zum Beispiel gibt es Trans-Frauen oder sich als non-binär (nichtbinäre Geschlechtsidentität, Anm. d. Red.) identifizierende Menschen, die einen Penis und Hoden haben. In der Schweiz gibt es für alle diese Menschen nur das Kondom und die Vasektomie. Hormonelle Verhütungsmittel für Menschen mit Penis existieren nicht auf dem Markt.

Verzeichnet SGCH in letzter Zeit mehr Anfragen zu hormonellen Verhütungsmitteln für Menschen mit Penis?

Ja, unsere Mitglieder, die ja in den einzelnen Regionen tätig sind, spüren das. Es gibt zunehmend Anfragen von Paaren oder von Menschen mit Penis, die sich dafür interessieren. Das Thema hat dank gesellschaftlichen Änderungen stark an Sichtbarkeit gewonnen. Menschen mit Penis wollen ihre eigene Fruchtbarkeit kontrollieren, Verantwortung übernehmen oder ihre Partner und Partnerinnen von den Nebenwirkungen der Pille entlasten.

Können diese hormonellen Verhütungsmittel in der näheren Zukunft auf den Markt kommen?

Darüber bin ich mir nicht sicher, weil die Forschung dazu von Pharmafirmen und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor vielen Jahren eingestellt worden sind. Es braucht die Investorinnen und Investoren, um alternative oder hormonelle Verhütung zu entwickeln. Da stehen wir überhaupt nicht kurz davor.

Wieso wurden die Studien abgebrochen?

Die Pharmafirmen haben lange investiert, um Verhütungsmethoden für Menschen mit Penis zu entwickeln. Aber sie haben Forschungsgelder zurückgenommen, weil diese keine kommerzielle Zukunft hätten. Die Verteilung der Verantwortung werde nach wie vor stärker bei der Frau liegen, schätzen zumindest die Pharmafirmen. Zudem würden sie damit das lukrative Geschäft mit den Verhütungspillen für Frauen konkurrenzieren. Die WHO hat auch ihre eigene Forschung eingestellt. Die Personen haben Nebenwirkungen wie Kopfweh, Schwindel, Übelkeit und Lustverminderung gehabt. Das war ein Grund, obwohl das genau die gleichen Nebenwirkungen der Pille für Menschen mit Uterus sind.

Wie sieht also Ihre Prognose aus?

Meine Prognose ist ein bisschen düster, vor allem was die hormonelle Verhütung angeht. Ich denke, dass es noch sehr lang geht, bis Menschen mit Penis in der Schweiz und weltweit hormonelle Möglichkeiten für die Verhütung von ungewollten Schwangerschaften haben. Hingegen bei der thermischen Verhütung wird es mit den Studien schneller vorwärtsgehen, vielleicht kann die eine oder andere Methode in 10 Jahren auf den Markt kommen.

Wie ist die Haltung von SGCH dazu?

Wir wünschen uns, dass alle Menschen, die eine ungewollte Schwangerschaft verhindern wollen, gute Verhütungsmittel zur Auswahl haben. Es soll ein breites Spektrum für alle Geschlechter geben, die Verhütungsmethoden anwenden wollen. Wir wissen auch: Je breiter das Spektrum ist, also je mehr Methoden zur Auswahl stehen, desto besser können sich Menschen für diejenige Methode entscheiden, die gut passt. Dann wird kein Mensch gezwungen, eine Methode zu wählen, womit er eigentlich gar nicht zufrieden ist. Darum ist unsere Vision, dass es gleich viele Möglichkeiten gibt für Menschen mit Penis wie für Menschen mit Vulva, Uterus und Eierstöcken.

Sexuelle Gesundheit Schweiz

Aufklärung für alle

Die Stelle für Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGCH) in Lausanne ist die Dachorganisation aller Fachstellen für dieses Thema in der Schweiz und Partnerin des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Gegründet wurde sie 1992 durch ihre Mitglieder, die heutigen Beratungs- und Fachstellen für Sexualaufklärung und sexuelle Gesundheit. Die SGCH engagiert sich auf nationaler und internationaler Ebene für die Einhaltung der sexuellen Rechte. Ihren Fokus setzt die Organisation bei der Sexualaufklärung und der reproduktiven Gesundheit. Die SGCH erarbeitet unabhängige Informationen über sexuelle Gesundheit und macht diese der Öffentlichkeit zugänglich. Gefördert wird auch die Vernetzung von Fachpersonen und Institutionen. Seit 2009 ist die SGCH das einzige Schweizer Mitglied der International Planned Parenthood Federation. www.sexuelle-gesundheit.ch/ ct

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