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Der letzte Eidgenosse tritt ab

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«Ex-Schwinger», antwortete Michael Nydegger gestern gegenüber den FN auf die Frage, ob man nun einen aktiven oder einen ehemaligen Schwinger interviewe. «Jetzt ist es definitiv. Es ist ein Bauchentscheid, der in den letzten Wochen gereift ist.» Überraschend kommt der Rücktritt nicht. Bereits in der vergangenen Saison stieg der Sensler aus Oberschrot nicht mehr ins Sägemehl. Aus Motivationsgründen entschied er sich letzten Frühling dazu, eine einjährige Pause einzulegen. Er liess sich aber bewusst die Möglichkeit offen, noch einmal zurückzukehren. Im Winter absolvierte er ein Aufbautraining, nicht unbedingt fürs Schwingen, sondern um ganz einfach fitzubleiben, wie Nydegger sagt. Mit Schwingtraining hat er danach jedoch nicht wieder angefangen. «Im Frühling habe ich immer klarer gemerkt, dass ich die Motivation nicht aufbringen werde, die es braucht, um den enormen Aufwand auf mich zu nehmen, der mit einem Comeback verbunden gewesen wäre.»

Für einmal völlig gesund

Paradox klingt im ersten Moment der zweite Grund, der für einen Rücktritt sprach: Michael Nydegger ist momentan völlig gesund. «Alles geht gut, und das schätze ich sehr», sagt der Schwinger, der in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde. «Es gibt eine Zeit nach dem Schwingen. Und ich möchte nicht, dass ich in dieser Zeit immer am Knie, an der Schulter oder wo auch immer Schmerzen habe.»

Langweilig wird es Nydegger sicher nicht werden. Der gelernte Maschinenbau-Ingenieur hat auch abseits des Sägemehls genügend um die Ohren. Vor drei Jahren begann er mit seinem Zweitstudium, bald wird Nydegger den Bachelor in Sportwissenschaften machen, den Master hat er ebenfalls bereits begonnen.

Auch deshalb wird er dem Schwingsport fürs Erste auch nicht in einer anderen Funktion erhalten bleiben. «Ich bin Hilfskassier bei uns im Club und werde mich weiterhin für das Schwingen interessieren, werde die Resultate verfolgen und mir sicher auch Wettkämpfe vor Ort anschauen. Aber ich habe nicht vor ein Amt wie Trainer oder Kampfrichter zu übernehmen.»

44 Kränze, 6 Kranzfestsiege

Mit Michael Nydegger tritt der letzte verbliebene Eidgenosse im Südwestschweizerischen Teilverband ab. 2007 gewann der Sensler im Alter von 21 Jahren in Aarau bei seinem ersten Eidgenössischen gleich einen Kranz. Insgesamt holte der Oberschroter in seiner Karriere 44 Kränze und sechs Kranzfestsiege – einen Palmarès, wie ihn keiner der aktiven Südwestschweizer Schwinger vorweisen kann.

Wenn er über die Höhepunkte seiner Karriere spricht, wird Nydegger nostalgisch: Als Erstes erwähnt er seinen ersten Zweig, den er 1994 als neunjähriger Knirps in St. Silvester holte, zwei Jahre nachdem er mit dem Sport angefangen hatte. Noch heute hängt der Zweig bei ihm in der Wohnung.

Als weitere Meilensteine bezeichnet Nydegger den ersten Kranzgewinn, der ihm bereits mit 17 beim Walliser Kantonalen 2003 gelang, sowie den ersten Kranzfestsieg, den er 2011 beim Waadtländer Kantonalen in Oron-la-Ville holte.

In den vergangenen Jahren stagnierte der designierte Teamleader allerdings. Zu schwer wogen die ständigen Verletzungen. «Die Verletzungen sind natürlich die einfachste Ausrede», so der stets selbstkritische Nydegger. «Aber förderlich waren sie sicher nicht gerade», fügt er hinzu – um gleich wieder selbstkritisch zu werden. «Vielleicht war manchmal mein Ehrgeiz grösser als die Vernunft. Ich denke da zum Beispiel an die Volumen der Trainings. Ich habe sehr viel trainiert, da wäre weniger bestimmt manchmal mehr gewesen.»

Nun also wird Nydegger gar nicht mehr ins Sägemehl steigen. Was löst 25 Jahre nach seinen ersten Gehversuchen im Schwingsport diese Vorstellung bei ihm aus? «Soweit fühle ich mich gut, ich wusste ja, dass dieser Moment früher oder später kommen wird. Aber wenn in den nächsten Wochen die ersten Schwingfeste kommen, wird es sicher manchmal schwierig sein, nicht mehr Teil dieses Sports zu sein. Nicht umsonst ist mir der Entscheid zum Rücktritt so schwergefallen…»

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