Lario Kramer zum zweiten Mal nach 2019 in Zug und die Neueidgenossen Sven Hofer sowie Romain Collaud holten in Pratteln für den Südwestschweizer Verband den Kranz am Eidgenössischen. Der Wünnewiler Michael Wiget ist neu zweifacher Eidgenosse im Berner Teilverband.
Drei Eidgenössische Kränze holte der Südwestschweizer Verband dank Benjamin Gapany, Lario Kramer und dem Waadtländer Steve Duplan 2019 in Zug und beendete damit eine lange Durststrecke, nachdem Hanspeter Pellet zuvor 2010 in Frauenfeld letztmals das begehrte Eichenlaub für den kleinsten der fünf Teilverbände gewonnen hatte. Drei Kränze, das war laut Christian Schmutz, dem Technischen Chef der Südwestschweizer, auch in Pratteln die Messlatte. So viele sollten es am Wochenende mindestens wieder sein, daran wollten sie gemessen werden. Dieses Ziel wurde durch Lario Kramer (Galmiz) und die Neueidgenossen Sven Hofer (Kerzers) und Romain Collaud (Vallon) erreicht. Der Weg dorthin war aber lang.
Drama um Gapany
Vor dem 7. Gang hatte mit Gapany (Hauteville), Kramer (Galmiz), dem Überraschungsmann Hofer (Kerzers) und Wiget, dem für den Berner Verband schwingenden Wünnewiler, zumindest ein Freiburger Quartett – die Waadtländer waren nach der verletzungsbedingten Absage von Duplan ohne Erfolgsaussichten nach Basel-Land gereist – eine vielversprechende Ausgangslage auf den Kranz. Ein Sieg aus den letzten beiden Gängen würde dafür jeweils reichen.
Für Gapany sollte der frühe Sonntagnachmittag jedoch zum Albtraum werden. Als zu diesem Zeitpunkt bestklassierter Freiburger unterlag er im 7. Gang nicht nur dem Eidgenossen Domenic Schneider, sondern zog sich zudem eine Fussverletzung zu. Der Greyerzer, der in dieser Saison drei Kranzfestsiege feiern konnte, blieb im Sägemehl liegen und musste von der Sanität mit der Bahre aus der Arena geführt werden. Eine Teilnahme am abschliessenden 8. Gang war ausgeschlossen – und damit für Gapany auch der Traum vom zweiten eidgenössischen Kranz. Bitter für den Romand – und ein herber Schlag für die Kranzjagd der Südwestschweizer.
Kramer im 7. Gang
Ganz anders die Gemütslage bei Lario Kramer: Der 24-jährige Galmizer setzte sich wie bereits 2018 bei seinem Sensationssieg auf dem Stoos gegen den Innerschweizer Eidgenossen Marcel Bieri durch. Mit seinem dritten Sieg am Sonntag und 66,75 Punkten war Kramer der zweite eidgenössische Kranz nicht mehr zu nehmen. Er konnte sich im 8. Gang gar eine Niederlage erlauben, um die nötigen 74,75 Punkte zu erreichen. Gegen Schwingerkönig Christian Stucki war die wahrlich nicht auszuschliessen. Letztlich stellten die beiden, und Kramer beendete sein drittes Eidgenössisches im 8. Rang.
«Ich bin sehr zufrieden, es ist ein gutes Gefühl. Ich wollte den Kranz und durfte ihn erreichen», erklärte Kramer. Noch einmal so ein Tag wie am Samstag, als er gegen die Eidgenossen Armon Orlik und Fabian Staudenmann verlor, wäre dem Kranz im Weg gestanden, so der Seeländer. «Deshalb waren die drei Siege in Serie sehr wichtig – ich gab Vollgas.» Ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen, als der Kranz schon nach sieben Gängen festgestanden sei. «Ich habe dann noch auf eine gute Paarung für einen Spitzenplatz gehofft. Mit Stucki war das nicht ganz einfach…» Mit dem gestellten Gang bei der Duell-Premiere konnte der neu zweifache Eidgenosse Kramer freilich gut leben.
Hofer legte Grundstein am Samstag
Derweil war der weitere Seeländer Sven Hofer zum Abschluss noch einmal gefordert. Mit drei Siegen aus vier Gängen, unter anderem gegen den Eidgenossen Patrick Räbmatter, war der Kerzerser aus Freiburger Sicht der Mann des Samstags. Dank einem vierten Sieg am Sonntagmorgen konnte der ehemalige Fussballer trotz der Niederlagen gegen Werner Schlegel und Schwingerkönig Stucki weiter auf den Kranz hoffen. Dafür nötig war ein Sieg zum Abschluss gegen Thomas Stüdeli. Und Hofer, den kaum einer auf der Rechnung hatte, erfüllte die Aufgabe mit Bravour und sicherte sich mit einem weiteren Sieg seinen ersten eidgenössischen Kranz. «Ich wusste, dass ich noch dreimal die Chance habe, um den Kranz zu schwingen, wenn ich den 5. Gang gewinne.» Er sei vor dem letzten Gang dann doch sehr nervös geworden und sei sicher zwei Kilometer im Zelt gelaufen. «Nach dem Sieg gegen Stüdeli hatte ich über 1000 Gedanken im Kopf. Ich freue mich extrem!» Er habe gar nicht mit dem Kranz gerechnet, sagte Hofer mit einem Bier in der Hand. «Ich wollte einfach acht Gänge schwingen. Aber Eidgenosse Hofer, das nehme ich sehr gerne.»
Collaud – mehr als ein Talent
Berechtigte Hoffnungen auf das Eichenlaub konnten sich vor dem letzten Gang auch Romain Collaud machen. Als einziger Freiburger am Samstag ungeschlagen (bei zwei Siegen), wahrte sich der 20-jährige Youngster aus Vallon am Sonntag mit zwei weiteren Erfolgen die Möglichkeit zum Kranz. In seinem letzten Duell gegen den ebenfalls jungen Reto Kaufmann holte sich der Sieger des Eidgenössischen Nachwuchsschwingertages von 2018 den Titel des Eidgenossen, den einzigen für einen Romand in Pratteln. Nicht nur das, mit 75,25 Punkten war Collaud auch der bestklassierte Freiburger. «Es ist ein perfekter Tag! Nach meiner Niederlage am Sonntagmorgen durfte ich keinen Fehler mehr machen. Ich musste meine Mentalität ändern, um die drei letzten Gänge zu gewinnen.»
Stehaufmännchen Wiget
Währenddessen stellte Michael Wiget seine unglaubliche Wettkampfqualität einmal mehr unter Beweis. Der Wünnewiler, der erst kürzlich nach einer einjährigen Verletzungspause sein Comeback gab, sicherte dem Berner Verband einen von total 16 Kränzen und für ihn persönlich den zweiten Eidgenössischen Kranz nach 2019. Der fünfte Sieg im 8. Gang gegen Urs Doppmann machte Wiget zu einem der Sieger des Tages.
Moser geht leer aus
Zu den unglücklichen Verlierern gehörten am Ende Steven Moser (Rechthalten) und Johann Borcard (Villars-sous-Mont). Auch sie hatten vor dem 7. Gang noch leise hoffen können, Moser verlor aber zweimal, unter anderem gegen Schwingerkönig Kilian Wenger, und Borcard verpasste trotz einem Remis und einem Sieg den Kranz um einen halben Punkt.
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