Nikola Ognjanovic steht auf einem kleinen Bauplatz vor dem neuen Pflegezentrum von Bösingen und legt die Eisen zurecht, auf die später das Fundament gegossen werden soll. Der junge Mann ist Maurerlehrling im dritten Lehrjahr und Teil eines Projekts, das Louis Casali unter das Motto «Junioren für Senioren» gestellt hat. Der Syndic von Bösingen und Präsident der Stiftung Wohnen in Bösingen hatte eine Idee, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: eine Vorgabe des Kulturgüterdienstes erfüllen und den Eingangsbereich von Pflegeheim und den beiden Gebäuden mit Alterswohnungen an der Bachtelastrasse verschönern.

Teil der Baubewilligung

Grosse Teile des Dorfkerns von Bösingen sind im Inventar für schützenswerte Bauten. Ein alter Holzspeicher aus dem Jahr 1732 stand bei der Planung des Pflegezentrums im Weg. Nach langen Verhandlungen hat der Kulturgüterdienst die Baubewilligung erteilt, aber nur unter der Voraussetzung, dass das historische Gebäude später auf dem Gelände wieder ein gutes Plätzchen erhält.

Der Speicher wurde deshalb vor Baubeginn abgebaut, zwischengelagert, restauriert und wird in den nächsten zwei Wochen per Hebekran in zwei Stücken wieder montiert. Künftig befindet er sich etwa 100 Meter von seinem früheren Standort entfernt, dafür in direkter Nachbarschaft zu einem alten Bauernhaus und einem Ofenhaus.

Die Restauration des Speichers ist aufwendig. Viele Balken sind nicht mehr intakt. Louis Casali schätzt, dass etwa ein Drittel des Holzes ersetzt werden musste. Ein spezialisiertes Unternehmen muss nicht nur die beschädigten Balken ersetzen, sondern diese auch mit den originalen Schnitzereien versehen. Allein diese Holzarbeiten kosten rund 90 000 Franken.

Firmen schicken Lernende

Um zumindest die Kosten für die Vorbereitungsarbeiten im Rahmen zu halten, liess der Bösinger Syndic seine Überzeugungskraft spielen. Er hat einige am Bau beteiligte Unternehmen für sein Projekt «Junioren für Senioren» gewinnen können. Die Firmen–vom Geometer, Sanitärinstallateur, Maurer bis zum Elektriker, Spengler und Gartenbauer–setzen nun ihre Lehrlinge ein, um das Terrain für die Installation des Speichers vorzubereiten. Mit von der Partie sind auch die Lernenden des Gemeindewerkdienstes. Die jungen Berufsleute sind in diesen Tagen im Einsatz. Das freut Louis Casali, der selber auch Hand anlegt. «Es ist ein generationenübergreifendes Projekt, das mir grosse Freude bereitet.»

Ein Mini-Museum

Der Speicher wird im Übrigen nicht nur einem dekorativen Zweck dienen. Teil des Projekts von Louis Casali ist es, darin ein Mini-Museum einzurichten. Die Vereinigung Pro Bösingen wird Glasvitrinen mit Teilen ihrer heimatkundlichen Sammlung gestalten. «Zwei-, dreimal im Jahr werden die Ausstellungsstücke ausgewechselt–so haben die Besucher wie auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegezentrums etwas davon», erklärt er. «Der alte Speicher war mal ein grosses Ärgernis für uns», sagt Louis Casali. «Am Ende wird aber ein richtiges Bijou daraus.» Der Zufahrtsweg zu den Gebäuden und den Einstellhallen erhält deshalb auch den passen- den Namen: Spicherweg. Das Pflegeheim hat dann die Adresse Spicherweg 1, die bei- den Wohnhäuser die Nummern 3 und 5.