Am vergangenen Sonntag fand in Riggisberg im dritten Anlauf das Mittelländische Schwingfest statt. Rund 6200 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie 190 Schwinger fanden sich in der Arena ein.
In Riggisberg befindet sich hinter dem Schulhaus Äbnit normalerweise nur eine grüne Wiese, die Kühen zum Grasen dient. Heute sind sich hier jedoch keine Tiere, sondern Menschen, und zwar viele: Rund 6200 Zuschauerinnen und Zuschauer fanden am Sonntag fürs Mittelländische Schwingfest ihren Weg ins 3100-Personen-Dorf. Die Vorfreude darauf war gross – und lang: Ursprünglich war der Anlass fürs 2020 vorgesehen, musste aber wegen der Coronapandemie mehrmals verschoben werden (die FN berichteten).
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Bild: Martina Schmid
Entsprechend gut ist auch die Stimmung vor Ort, verstärkt durch den strahlenden Sonnenschein und die frühlingshaften Temperaturen: Das Motto «Charftort im Festfieber» wird zur Realität. Vor der Kulisse des umliegenden Bergpanoramas, allen voran das markante Stockhorn, stehen drei riesige Tribünen. Die Plätze dort waren noch vor Festbeginn ausverkauft: Wer spontan vorbeikommt, muss an der Tageskasse am Lindengässli ein Stehplatzticket erwerben. Hier lassen sich im Gewusel auch diverse Essensstände, Festbänke und Barzelte ausmachen.
Wer Hunger hat und sich gerne hinsetzen möchte, wählt zur Verpflegung das Festzelt. Bild: Martina Schmid Die Ehrendamen weisen die Gäste ein. Bild: Martina Schmid
Besonders auffällig: Ein eleganter Holzunterstand mit vier Rindern. Vor allem Kinder betrachten den Muni «Gantrisch» und die Rinder «Sunny», «Merita» und «Petra» mit grossen Augen. Die Mutigen unter ihnen wagten es sogar, die eindrücklichen Tiere zu streicheln. Diese lassen es friedlich über sich ergehen. Er habe das Rind er aufgrund dessen Charakters ausgewählt, bestätigt Walter Aeschbacher, Petras Besitzer und Mitglied des Viehzuchtvereins Riggisberg: «Mit einem nervösen Tier ist man hier nicht wohl.»
Das Rind «Merita» und Stier «Gantrisch» im Hintergrund. Bild: Martina Schmid Die (Noch-)Eigentümer der Lebendpreise (v.l.n.r.): Kanis Kohler, Walter Aeschbacher und Roland Knutti. Es fehlt: Samuel Trachsel. Bild: Martina Schmid
Seit frühmorgens stehen er und seine drei Kollegen auf der Matte, unterhalten sich mit den Neugierigen und geben Auskunft. Die Teilnahme sei für sie Ehrensache: «Die Lebendpreise sind im Schwingsport Tradition», betont Roland Knutti, Eigentümer des Stiers. Dass er diesen am Ende wirklich dem Sieger abgeben muss, ist aber unwahrscheinlich: Die meisten Schwinger wählen inzwischen lieber den Gegenwert in Form von Geld.
Ein Schwinger gönnt sich eine kurze Abkühlung vor dem Kampf. Bild: Martina Schmid Bereit fürs nächste Duell. Bild: Martina Schmid
In der Arena jubeln die Zuschauerinnen und Zuschauer. Offenbar haben sich zwei der 190 Schwinger – vielleicht sogar einer der 17 Eidgenossen? – gerade einen besonders spannenden Kampf geliefert. Zu sehen gibt für das Publikum immer etwas: In fünf Ringen laufen die Duelle jeweils parallel. Und wenn gerade einmal nicht so viel los ist, lanciert der Speaker eine Laola, die um den Platz herum von Tribüne zu Tribüne verläuft.
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Bild: Martina Schmid
Schnelles Ende durch Regen
Gegen den späteren Nachmittag ziehen immer mehr Wolken auf und der Wind nimmt an Fahrt auf. Den Wetterbericht hat das OK schon überprüft und die Gänge nach der Mittagspause absichtlich nahe aneinandergereiht, um früher fertig zu sein. Doch es reicht knapp nicht: Ein Gewitter zieht auf, zwar Riggisberg vorbei, doch den begleitenden Regenschauer bekommt das Dorf kurz vor dem Schlussgang trotzdem ab. So verziehen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer, die zuvor gemütlich am Rand der Arena sassen, schnell auf die überdachten Tribünen. Statt Edelweisshemden, T-Shirts und Trachten sind jetzt Ponchos, Regenjacken und Schirme zu sehen.
Derweil liefern sich Curdin Orlik und Fabian Staudenmann im Schlussgang ein Duell im strömenden Regen.
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Bild: zvg Barbara Loosli
Nach nur vier Minuten geht der Guggisberger Staudenmann als Sieger hervor und sichert sich so gemeinsam mit Adrian Walther den Festsieg. Lange feiern wollen danach aber die wenigsten Besucherinnen und Besucher: Die meisten begeben sich schnell Richtung Parkplätze und Postautos, um im trockenen Zuhause den Sonntagabend ausklingen zu lassen.
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Bild: zvg Barbara Loosli
Bilanz
«Wir sind sehr zufrieden», meinte Hans Jörg Rüegsegger am späten Sonntagnachmittag. Nicht nur das Mittelländische Schwingfest selbst, sondern auch das Rahmenprogramm wie beispielsweise der Alpaufzug am Freitag oder der Musikabend am Samstag seien gut besucht gewesen. Sein erklärtes Ziel: durch das Fest die lokalen Vereine zusammenzubringen. «Wir wollten zusammen etwas reissen, das über die Region hinausstrahlt», so Rüegsegger. Das sei gelungen. Zu den vier Trägervereine gehören der Viehzuchtverein Riggisberg, der Jodlerklub Alpenrösli Mühlethurnen-Riggisberg, die Musikgesellschaft Riggisberg und der Sportverein Riggisberg. Besonders hebt der OK-Präsident das ehrenamtliche Engagement hervor, der Grundpfeiler des Anlasses: In 1400 Schichten seien über die fünf Tage rund 900 Helferinnen und Helfer im Einsatz gewesen.
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