In den dunklen Wintermonaten sehnt sich der Mensch nach Licht und Wärme. Das kann die Natur nicht bieten, da sie ruht. Kerzenlicht und Spaziergänge über dem Nebel helfen aber, das Manko auszugleichen.
Mit dem heutigen Tag sind wir beinahe am Ende des Jahres 2021 angekommen. Der Monat Dezember ist, wie wir alle immer wieder erleben, der dunkelste Monat des Jahres, und das hängt mit dem Sonnenstand zusammen. Die Sonne hat am 21. Dezember den tiefsten Zenitpunkt am Horizont erreicht (siehe Abb. 1). Diesen Punkt nennt man auch den Wintersonnenwendepunkt. Der 21. Dezember liegt schon hinter uns und war der kürzeste Tag mit der längsten Nacht.
Der Zenitpunkt der Sonne steigt nun jeden Tag ein bisschen höher am Firmament. Die Tage werden wieder länger, aber es geht vorerst nur um Sekunden und Minuten. Bis uns wirklich etwas von der zunehmenden Tageslänge und damit der Helligkeit auffällt, müssen wir bis circa Ende Januar warten.
Die Natur ruht
Die Natur hat sich weitgehend der Tageslänge angepasst. Sie zeigt sich in eintönigen, fast phlegmatischen Farben wie Grau, Weiss und allenfalls noch Blau. Das sind die Ruhefarben mit kalten Farbtönen. Der Mangel an Licht versetzt daher die ganze Natur in eine Ruhephase.
Weil wir Menschen ein Teil dieser Natur sind, steigt auch bei uns das Bedürfnis nach Ruhe und Behaglichkeit.
Wir haben aber verschiedene Möglichkeiten, Wärme zu erzeugen, die uns die Sonne momentan nicht spendet. Zünden Sie noch einmal eine Kerze an. Betrachten Sie nun ein paar Minuten lang das Licht der Kerze.
Man kann in dieses Licht hineinschauen, ohne geblendet zu sein. Das Kerzenlicht strahlt Wärme, Ruhe und Harmonie aus. Seine Lichtstrahlen beleuchten uns selber und Gegenstände in der Umgebung.
Empfangenes Licht
Die Beleuchtungsstärke einer Kerze, die in einem Abstand von einem Meter auf eine Fläche von einem Quadratmeter fällt, nennt man in der Physik ein Lux. Ein Lux sagt also aus, wie viel Licht von der angestrahlten Fläche empfangen wird. In der Natur entspricht ein Lux etwa der Beleuchtungsstärke in einer klaren Vollmondnacht. Erinnern Sie sich: Dieses eine Lux hat gereicht, um damals mit dem Schlitten die Bahn hinunterzusausen.
Der Mond selbst ist eine indirekte Lichtquelle. Er leuchtet nur, weil er von der Sonne angeschienen wird. Die Sonne ist die stärkste direkte und natürliche Lichtquelle. Sie ist rund 150 Millionen Kilometer von unserer Erde entfernt. Wenn die Sonne im Sommer an einem wolkenlosen Himmel scheint, beleuchtet sie die Erde mit einer Beleuchtungsstärke von circa 100’000 Lux. Ist der Himmel mit Wolken bedeckt, dann empfängt die Erde immer noch etwa 5000 Lux Beleuchtungsstärke pro Quadratmeter Fläche.
Aus der medizinischen Forschung weiss man seit den 1980er-Jahren, dass der Mensch am Tag ungefähr 1000 bis 2000 Lux braucht, um das nächtliche Schlafhormon Melatonin abzubauen. Wenn das nicht der Fall ist, können sich Reste dieses Schlafhormons mit der Zeit ansammeln. Bei empfindlichen Menschen kann das zu wiederkehrender Müdigkeit führen oder zu einer Trübung der Stimmung bis hin zu einer Depression.
Gerade in den dunklen Wintermonaten mit den vielen Nebel- und Hochnebeltagen kann man einer Winterdepression vorbeugen. Man lässt viel Licht von einer speziellen Lampe auf sich einwirken oder man flieht vor dem Nebel, indem man für ein paar Stunden über der Nebelgrenze an der Sonne spazieren geht.
Andere erleuchten
Am Ende des Jahres kann man sich beim Betrachten eines Kerzenlichts ein paar Gedanken machen. Das warme Licht der Kerze erfreut Körper und Seele. Dabei denken wir auch an unsere Mitmenschen, und so können wir selber zur Lichtquelle für- und untereinander werden. Wenn jeder und jede der 325’500 Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Freiburg eine «Beleuchtungsstärke» von nur einem Lux ausstrahlen würde, was gäbe das für eine Helligkeit im neuen Jahr! Es würde in Erfüllung gehen, was der Schriftsteller Joseph Osterwalder einmal schrieb:
Ein bisschen Licht und die Welt sieht anders aus
Ein bisschen Wärme und Menschen fühlen sich daheim
Ein bisschen Freude und Menschen fassen Mut
Ein bisschen Nähe und das Leben wird schön
Ein bisschen Verständnis und das Licht beginnt zu strahlen
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein lichtvolles Jahr 2022.
Mario Slongo ist ehemaliger DRS-Wetterfrosch. Einmal im Monat erklärt er in den FN spannende Naturphänomene. Weitere Beiträge unter: https://www.freiburger-nachrichten.ch/tag/wetterfrosch/.
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.