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Agathasegen: Wenn der Pfarrer in die Backstube kommt

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Die Segnung von Agathabrot ist ein Brauch, der langsam in Vergessenheit gerät. Doch in einzelnen Bäckereien im Sense-Oberland wird er noch gepflegt. Die FN haben in der Bäckerei Rappo in Plasselb nachgefragt.

Freitagabend um 18 Uhr in der Backstube der Bäckerei Rappo in Plasselb. Bäcker Daniel Rappo hat die Vorbereitungen für die Nachtschicht abgeschlossen. Er würde normalerweise eine Pause einlegen, bevor er sich spätabends dann wieder in die Backstube stellt. Doch heute ist es anders. Einmal im Jahr stellt er sein Programm um, um einen besonderen Gast zu empfangen.

Kurze Zeit später betritt Father Joseph Palliyodil die Backstube. Der Priester legt seine Stola um und sagt in der Backstube ein paar Worte. Er erinnert an das Wirken der heiligen Agatha und segnet anschliessend die Backstube, die Zutaten und die Backwaren, die entweder fertig sind oder darauf warten, bald in den Ofen geschoben zu werden.

Bretzelförmiges Gebäck

Einen besonderen Segen gibt der Priester im kleinen Kühlraum der Bäckerei. Dort reiht sich ein grosses Gestell an das andere, alle vollgepackt mit grossen Blechen. Darauf sind Hunderte von geformten Agathabrötchen gelagert. Daniel Rappo hat sie an diesem Tag in Handarbeit hergestellt. Aus Mehl, Wasser, Salz, Zucker, Hefe und Butterstoff hat er einen Teig geknetet und diesen in Rollen von etwa einem halben Meter aufgeteilt. Aus diesen Rollen hat er dann die bretzelförmigen Gebäcke geformt.

Nur noch in wenigen Bäckereien im Sense-Oberland wird seit vielen Jahrzehnten der Brotsegen am Gedenktag für die heilige Agatha am 5. Februar gegeben (siehe Kasten). Während die Geschichte dahinter vor allem der älteren Generation noch recht präsent ist, geht er bei der jüngeren immer mehr vergessen.

Eine Jahrzehnte lange Tradition geht weiter: Daniel Rappo und seine Mutter Bernadette Rappo mit Father Josef.
Charles Ellena

Wie bereits sein Grossvater

Für Daniel Rappo ist es selbstverständlich, diese Tradition weiterzuführen, die schon seit Vater Gilbert und sein Grossvater Otto gepflegt haben. Nur eines hat sich geändert in den letzten Jahren: «Früher ist der Pfarrer am Morgen früh um vier Uhr in die Backstube gekommen und hat die fertigen Brötchen gesegnet, heute kommt er am Vorabend vorbei.» 

Bevor sich diese priesterlichen Besuche in der Backstube eingebürgert haben, wurde der Agathasegen in der Kirche gegeben. Daran erinnert sich die 80-jährige Gemma Neuhaus aus Plasselb noch ganz genau. Das Brot sei jeweils ein Jahr aufbewahrt worden, bis es das Jahr darauf neue gesegnete Agathabrötchen gab.

Der Segen umfasst die Backstube und alle Zutaten.
Charles Ellena

Viele Brötchen auf Bestellung

Etwa 600 Brötchen hat der Bäcker dieses Jahr vorbereitet. Die meisten von ihnen sind vorbestellt: «Viele Familien bestellen gleich mehrere und verteilen sie dann an ihre Kinder und Grosskinder.» Seine Mutter Bernadette Rappo ergänzt: «In der Region kennen viele den Brauch noch und sichern sich ihre Brötchen.»

Die meisten hätten bei der Bestellung ausdrücklich gefragt, ob das Brot denn auch wirklich gesegnet sei. Denn Agathabrötchen werden nicht nur für den Verzehr gekauft, sondern auch als Schutz gegen Feuer und andere Naturkatastrophen aufbewahrt. Bernadette Rappo verrät, dass ihr im letzten Jahr verstorbener Mann Gilbert jeweils auch ein Brot im Lieferwagen mitführte: 

Ein anderes haben wir im Haus aufgehängt, um dieses unter den Schutz der Heiligen zu stellen.

Die bretzelförmigen Gebäcke gehen am frühen Samstagmorgen in den grossen Ofen und kommen zehn bis zwölf Minuten später goldbraun gebacken wieder heraus. Sie schmecken ähnlich wie ein Butterzopf – wer spirituell eine besondere Antenne hat, spürt vielleicht den Unterschied zu ungesegneten Backwaren.

Rund 600 Agathabrötchen hat Daniel Rappo vorbereitet.
Charles Ellena

Zum Brauch

Agatha soll vor Feuersbrünsten schützen

Der Brauch mit dem Agathabrot geht auf Agatha von Catania zurück: eine Frau, die im Jahr 225 auf Sizilien geboren wurde und die heute als Schutzheilige gegen Feuersbrunst verehrt wird. Sie entschied sich als junge Frau, jungfräulich zu bleiben, und wehrte die Avancen des Statthalters deshalb ab. Der liess sie daraufhin verschleppen, foltern und töten. Ein Jahr nach ihrem Tod soll der Vulkan Ätna ausgebrochen sein, und der Lavastrom wurde gemäss Überlieferung nur mit einem Stück Schleier von Agatha gestoppt. Die Heilige Agatha wird auch für den Schutz vor Fieber und Krankheiten in der Brust sowie gegen Heimweh aufgerufen. Ihr zu Ehren wird jeweils am 5. Februar das Agathabrot gesegnet und gegessen. In einigen Teilen der Schweiz wird dieses in Form von kleinen Ringen gebacken. Im Sense-Oberland ist die Bretzelform üblich. Nur noch wenige Bäckereien folgen diesem Brauch. Ganze Agathabrote oder Teile davon werden zur Seite gelegt. Wenn ein heftiges Gewitter aufkommt oder eine andere Naturkatastrophe droht, wird ein Teil des Brötchens verbrannt. In einigen Häusern wird das Brot auch an die Wand oder in den Hauseingang oder Stall gehängt.  im

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