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Warum sich in St. Ursen besonders viele Frauen politisch engagieren

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In St. Ursen sitzen mehr Frauen als Männer im Gemeinderat, und die Gemeinde ist die einzige im Sensebezirk mit einer Gemeindepräsidentin. Zufall? Oder doch nicht? Die FN haben sich auf Spurensuche begeben.

«Ich weiss nicht, ob ich Ihre Fragen beantworten kann», sagt Marie-Theres Piller gleich zu Beginn des Gesprächs. Sie ist seit diesem Frühling die neue Gemeindepräsidentin von St. Ursen und die einzige Frau in diesem Amt im Sensebezirk. Sie sitzt nun die zweite Legislatur im Gemeinderat. Schon in der letzten Legislatur sassen in St. Ursen mehr Frauen im Gemeinderat als Männer, und auch in dieser Legislatur ist es so: vier Frauen, drei Männer. Auf den Kandidatenlisten für die Gemeindewahlen im März figurierten mehr Frauen als Männer – auch damit war St. Ursen im Sensebezirk allein. Und in der Gemeindeverwaltung arbeiten bis auf einen Lehrling nur Frauen.

Ist St. Ursen ein besonders feministischer Ort? Auf den ersten Blick ist die Gemeinde mit 1360 Einwohnerinnen und Einwohnern im Sense-Mittelland eine wie jede andere im Sensebezirk. Mit Beiz, Kirche, Vereinen. Ein spezielles Frauenförderungsprogramm gibt es hier nicht. St. Ursen liegt nicht weit von der Stadt Freiburg entfernt und hat deshalb in den letzten Jahren einige Neuzuzüger angezogen – das Gleiche gilt aber auch für andere Sensler Gemeinden in Stadtnähe oder an der Bahnlinie.

«Nicht extrem speziell»

«Es ist natürlich schön, dass bei uns so viele Frauen engagiert sind. Aber ich glaube nicht, dass wir ein extrem spezielles Dorf sind», sagt Marie-Theres Piller. Sie überlegt und sagt dann: «Die St. Ursnerinnen und St. Ursner sind vielleicht politisch engagierter als andere Gemeinden.» An den Gemeindeversammlungen nehmen regelmässig mindestens 50 Personen teil, was viel ist im Vergleich mit anderen Gemeinden ähnlicher Grösse. An einen Zukunftsworkshop in der vergangenen Legislatur kamen rund 100 Personen aller Altersgruppen – auch das ist deutlich mehr als anderswo.

«Viele Jüngere kommen jeweils, das ist sehr erfreulich. Ich hoffe, dass das so bleibt.» Der Syndique ist es wichtig, dass die Kommunikation zwischen Gemeinderat und Bevölkerung funktioniert. Sie findet sogar: «Wir wollen das noch intensivieren und uns verbessern.»

Schwierige Kandidatensuche

Dennoch: Genau wie in anderen Gemeinden war die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeindewahlen im März nicht ganz einfach. «Wir waren froh, hatten wir am Schluss zwölf Kandidatinnen und Kandidaten gefunden für die sieben Sitze», sagt Marie-Theres Piller.

«Ich habe ziemlich oft auch von Männern gehört, dass sie nicht kandidieren wollten, weil sie sonst zu wenig Zeit für die Familie hätten. Dass dieses Argument nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern kommt, finde ich ermutigend.» Sie fügt an: «Wenn sich junge Frauen mit Kindern im schulpflichtigen Alter für so ein Amt bewerben, braucht es auch Männer, die ihnen den Rücken freihalten. Und umgekehrt.» 

Könnte es sein, dass die vielen schon in der vergangenen Legislatur in der Politik engagierten Frauen weitere Frauen motiviert haben? Das sei durchaus möglich, sagt Marie-Theres Piller. «Dass der Gemeinderat ein reines Männergremium ist, das ist hier schon länger vorbei.» Wenn Frauen sähen, dass andere Frauen das Amt ausübten, trauten sie es sich vielleicht eher zu. Oder Frauen sprächen ihre Freundinnen an und motivierten sie, mitzumachen. «Das ist alles möglich. Aber es ist wirklich schwierig, einen konkreten Grund für die Frauenmehrheit zu nennen.»

Andere Gesprächskultur

Sie selbst startete 2016 in der Gemeindepolitik, als sie in den Gemeinderat gewählt wurde. «Ich war schon 2011 für eine Kandidatur angefragt worden, damals war ich aber mit Familie und Beruf noch sehr ausgelastet. 2016 war unser Sohn grösser, wir lebten seit 20 Jahre in St. Ursen.» Sie habe sich gesagt: «Mir gefällt es hier, es wäre doch schön, etwas zum Gemeindeleben beizutragen.»

Sie übernahm 2016 das Ressort Wasser. «Als Lehrerin hätte mir die Schule mehr zugesagt, aber das war schon vergeben», erzählt sie und lacht. «Ich bin aber im Nachhinein froh, denn ich habe sehr viel gelernt über Wasserbau, Budgets und Technik.» Jetzt als Syndique sitzt sie in der Region Sense als einzige Frau regelmässig mit den Ammännern der anderen Sensler Gemeinden zusammen. «Ich fühle mich sehr wohl im Gremium, wir haben einen guten Austausch.»

Der Sensler Oberamtmann Manfred Raemy, Vorsitzender der Region Sense, sagt: «Es tut dem Gremium gut, wenn Frauen dabei sind. Das gibt eine andere Gesprächskultur.» In der Legislatur von 2016 bis 2021 waren nur Männer darin vertreten, davor gab es einige Syndiques, die dabei waren.

Zufall spielt mit

Raemy hat als Oberamtmann die Übersicht über den ganzen Bezirk. Auch er findet es schwierig, einen Grund zu nennen, warum es gerade in St. Ursen mehr Frauen als Männer im Gemeinderat gibt. «Wahrscheinlich spielt da auch etwas der Zufall mit. Es gibt andere Gemeinden, in denen das Geschlechterverhältnis auch ausgewogen ist.» So sind in Düdingen drei von sieben Gemeinderatsmitgliedern Frauen.

Er beobachtet, dass der Frauenanteil in der Gemeindepolitik in den letzten Jahren zugenommen hat. «Mit Christine Bulliard vertritt auch eine Frau den Sensebezirk im Nationalrat.» Sowieso glaubt er, dass die nationalen Wahlen 2019 eine Rolle spielen könnten, was das vermehrte Engagement von Frauen in der Politik angeht. Denn seither besteht die Freiburger Nationalratsdelegation aus vier Frauen und drei Männern, und mit Johanna Gapany hatte es damals eine Frau in den Ständerat geschafft.

Gleichgewicht erreichen

Für Raemy ist es im Endeffekt wichtig, dass in der Politik möglichst die ganze Breite der Gesellschaft vertreten ist: Frauen und Männer, Jüngere und Ältere und verschiedene Berufsgruppen.

Auch für Marie-Theres Piller ist ein Gleichgewicht wichtig. «Ein reines Frauengremium fände ich auch nicht gut.» Sie glaubt, dass dieses Gleichgewicht nach und nach selbstverständlich werden wird. Aber: «Dass wir noch darüber sprechen, zeigt, dass wir es noch nicht erreicht haben. Wenn es irgendwann kein Thema mehr ist, wie viele Frauen und Männer im Gemeinderat von St. Ursen sitzen, dann sind wir so weit.»

Zahlen und Fakten

Der Frauenanteil in den Sensler Gemeinderäten beträgt fast ein Drittel

Von den derzeit 112 Sensler Gemeinderätinnen und Gemeinderäten sind 32 Frauen und 80 Männer. Das entspricht rund 28 Prozent Frauen und 72 Prozent Männern. In allen Sensler Gemeinderäten sitzt mindestens eine Frau. In Brünisried, Giffers und Rechthalten ist je eine Frau vertreten. In den meisten Gemeinderäten sitzen je zwei Frauen, so in Bösingen, Heitenried, Plaffeien, Plasselb, St. Silvester, Tentlingen, Wünnewil-Flamatt und Ueberstorf. In Düdingen, Schmitten und Tafers sind je drei Frauen im Gemeinderat. St. Ursen ist die einzige Sensler Gemeinde mit vier Gemeinderätinnen.

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