Mit gezielten Massnahmen können Firmen zur Linderung von Verkehrsproblemen beitragen. An einem Workshop in Düdingen zum Thema Mobilitätsplan zeigte sich aber auch, dass es auch Lösungen auf regionaler Ebene braucht.
Eine Firma stellt ihren Mitarbeitenden E-Bikes zur Verfügung oder verteilt Gutscheine für die Velowartung. Eine andere bezahlt Angestellten, die per Bus oder Bahn anreisen, einen Teil des Abonnements: Dies sind drei mögliche Massnahmen, die in einem Mobilitätsplan eines Unternehmens vorkommen könnten. Ab Neujahr sind solche Pläne für Firmen und öffentliche Verwaltungen mit mehr als 50 Angestellten Pflicht. Die Agglomeration Freiburg, eine Körperschaft mit zehn Gemeinden rund um die Stadt Freiburg, hat Unternehmen der einzigen Sensler Mitgliedsgemeinde Düdingen eingeladen, um über Mobilitätslösungen zu diskutieren. Immerhin sind in dieser Gemeinde gemäss Syndic Urs Hauswirth 573 Firmen registriert, die umgerechnet 2942 Vollzeitstellen anbieten.
Fast 3000 Arbeitsplätze
Solche Mobilitätspläne sollen dazu beitragen, einen Teil des Verkehrs von der Strasse auf den öffentlichen oder den Langsamverkehr zu verlagern. «Es gibt keine Zauberlösung für die Verkehrsprobleme», sagte Eliane Dévaud-Sciboz, Vorstandsmitglied der Agglomeration Freiburg am Workshop «Mobilitätsplan» vom Mittwochabend: «Vielmehr braucht es ein Paket an kleinen Massnahmen, um eine grosse Wirkung zu erzielen.»
Dass es nicht leicht ist, für das Thema zu sensibilisieren, zeigt das Echo auf die Einladung: Über 100 Unternehmen wurden eingeladen, knapp ein Dutzend sind gekommen. Nach Givisiez hat die Agglomeration Freiburg Düdingen als Standort für einen Workshop gewählt, weil diese Gemeinde gemäss Generalsekretär Félicien Frossard hohe Priorität hat. «Wegen der Arbeitszone Birch, die auf kantonaler Ebene als strategisch wichtig eingestuft worden ist, aber auch wegen der vielen anderen Firmen auf dem Gemeindegebiet.»
Infrastruktur und Umsteigen
Um die Strassen vom Verkehr zu entlasten, brauche es zwei Ansätze, führte Eliane Dévaud-Sciboz aus. Zum einen eine gute Infrastruktur, also sichere Velowege oder auch ein gutes Busangebot, zum anderen auch die Bereitschaft der Autofahrer, umzusteigen. Was die Infrastruktur betrifft, so ist in Düdingen vor einiger Zeit ein Ortsbus eingeführt worden. Auch die Transagglo, ein Langsamverkehrsnetz für Fussgänger und Radfahrer, das auf zwei Achsen das Agglo-Gebiet durchquert, ist ein Puzzlestück der Infrastruktur. Dass es hier noch Verbesserungspotenzial gibt, zeigte die Diskussion am Mittwochabend (siehe Kasten).
Ziel des Abends war es, die Düdinger Unternehmen zu ermuntern, einen Mobilitätsplan zu erstellen. Das auf Januar 2023 in Kraft tretende Mobilitätsgesetz verpflichtet Firmen ab 50 Angestellten, einen solchen Plan auszuarbeiten. Aber auch für kleinere Unternehmen könne dies Sinn machen, so Félicien Frossard. Doch wie kann man Mitarbeitende zum Umsteigen bringen? Eliane Dévaud-Sciboz sagte:
Man muss ihnen etwas bieten, um sie zu einem Wechsel, beispielsweise vom Auto auf den Bus oder aufs Velo, zu animieren.
Ohne Anreize gehe es nicht. Als Beispiele nannte sie einen regelmässigen Beitrag der Firma an Veloservice-Arbeiten oder die Beteiligung am Bus- oder Zug-Abonnement. Felicien Frossard wies auch darauf hin, dass viele Unternehmen die Autoparkplätze gratis zur Verfügung stellen, dass aber Busbenützer ihr Abo gänzlich selber bezahlen.
Plan wird subventioniert
Die Agglomeration Freiburg unterstützt die Firmen auf diesem Weg mit einem Leitfaden. Er umfasst theoretische Modelle, aber auch praktische Tipps und Beispiele von Firmen, die bereits einen Mobilitätsplan haben. Zum anderen gibt es für Firmen, die diesen Weg auch bestreiten, eine Subvention von 1800 Franken. Und schliesslich beteiligt sich dieser Gemeindeverband auch am sogenannten Job-Abo von Frimobil. Dieses spezielle Jahres-Abonnement haben sechs Transportunternehmen wie beispielsweise TPF, SBB und BLS speziell für Mitarbeitende geschaffen: Wenn sich die Firmen zu mindestens zehn Prozent am Jahres-Abo ihres Personals für Bus oder Bahn beteiligen, geben Frimobil und Agglomeration Freiburg jeweils zehn Prozent als Unterstützung. Das ergibt einen Rabatt von 30 Prozent für die Mitarbeitenden.
Personal ins Boot holen
Werner Halter, Generaldirektor von Climate Services AG, einer Beraterfirma in der Blue Factory Freiburg, gab weitere konkrete Tipps für einen Mobilitätsplan. Zum Beispiel schlug er vor, die Arbeitszeiten so zu organisieren, dass die Mitarbeitenden den Stossverkehr und so das Zuspätkommen vermeiden können. «Stellen Sie beispielsweise ein paar Wochen lang zwei E-Bikes zur Verfügung. So kommt vielleicht der eine oder andere auf den Geschmack, sich eines anzuschaffen.» Sein wichtigster Tipp bei der Umsetzung eines Mobilitätsplans war Transparenz:
Ohne die Beteiligung des Personals wird es nie funktionieren. Kommunizieren Sie offen und versuchen Sie, die Belegschaft ins Boot zu holen.
Es gebe auch keine schnelle und auch keine ideale Lösung. «Es braucht Zeit und Geduld und die Massnahmen müssen für jedes Unternehmen individuell passen.»
Diskussion
Firmen in der Arbeitzone Birch wünschen eine Ortsbuslinie
«Warum verkehrt der Ortsbus abends nicht länger als bis 20.30 Uhr?», war eine Frage, die aus der Runde der Teilnehmenden des Mobilitätsworkshops in Düdingen gestellt worden ist. Für den Ortsbus-Versuch habe die Agglomeration Prioritäten setzen müssen und sich deshalb für einen Viertelstunden-Takt tagsüber entschieden, sagte Agglomerations-Generalsekretär Félicien Frossard. Eine spätere zeitliche und geografische Ausweitung sei möglich.
Keine Lösung für Birch
Vertreter von Firmen in der Arbeitszone Birch würden einen Ortsbus bis zu ihren Standorten begrüssen. «Es gibt Mitarbeiter, die von Tafers lieber über Freiburg fahren, um pünktlich zur Arbeit zu kommen», erklärte ein Teilnehmer die verkehrstechnisch schlechte Erreichbarkeit dieser Arbeitszone. Bis vor kurzem war die geplante Verbindungsstrasse Birch-Luggiwil als Zufahrt für Birch geplant. Sie hätte den Autobahnanschluss via Birch mit der Kantonsstrasse in Richtung Murten verbunden. Mit ihr wären wohl auch die Stauprobleme bei der Autobahnausfahrt gelöst gewesen. Doch das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation hatte 2021 das Projekt negativ beurteilt. Urs Hauswirth sagt:
Das Projekt, wie es geplant war, ist gestorben.
Doch das Bundesamt für Strassen sei in der Pflicht, eine Lösung für diesen Streckenabschnitt zu finden. Ein Pflichtenheft sei erstellt, doch vor Sommer 2023 sei nicht mit Resultaten zu rechnen.
Wieder mit Ampel
Zur Situation auf der Autobahnausfahrt Düdingen, wo zu Stosszeiten Autos auf dem Pannenstreifen im Stau stehen, sagte Urs Hauswirth, dass im Rahmen des Ortsdurchfahrtsprojekts Valtraloc geplant sei, den Verkehr mit computergesteuerten Ampeln zu regeln. Diese würden beispielsweise beim Sika-Kreisel dem Verkehr von der Autobahn den Vortritt geben, wenn sich dort eine Autoschlange staut.
Ein Teilnehmer wies auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Verkehrsproblems hin: Wenn ein Fussgänger ein paar Minuten warten muss, dann kostet das diesen nichts. «Wenn ein Mitarbeiter warten muss, dann hat dies finanzielle Auswirkungen.» Einige Lieferanten würden heute bereits Staupauschalen auf den Preis schlagen, andere berechnen bei den Anfahrtskosten eine Viertelstunde mehr. Ein anderer bemängelt, dass immer nur Lösungen für den Langsamverkehr und die Fussgänger gesucht würden, aber keine für den mobilen Verkehr. im
Kommentar (1)
Die Busse fahren eindeutig zu oft, sie sind meistens leer. Eine Unter- Überfuhrung beim Bahnhof würde das Problem, meiner Meinung nach, deutlich reduzieren.
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