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Was ist mit den Buben los?

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Was ist mit den Buben los?

Guggenbühl über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Buben haben schlechtere Noten als die Mädchen und werden in der Schule öfter als Stör- und Problemfälle wahrgenommen. Den Unterschieden zwischen den Geschlechtern muss vermehrt Rechnung getragen werden, meinte der Referent Allan Guggenbühl am Donnerstag in Bösingen.

Von ILONA STÄMPFLI

Sie sind frech und faul, provozieren die Lehrer, prügeln sich in der Pause und erbringen deutlich schlechtere schulische Leistungen als ihre gleichaltrigen Mitschülerinnen. Die Buben sind heute der grösste Störfaktor in der Schule. «Die Schule wäre traumhaft, wenn es nicht die Buben gäbe», sind sich wohl viele Lehrerinnen und Lehrer einig.

Heute absolvieren mehr Mädchen als Buben das Gymnasium – dafür sind die Knaben in den Sonderschulen eindeutig übervertreten. Buben leiden öfter unter Legasthenie und Aufmerksamkeitsstörungen, sind aggressiver und schwer therapierbar. Was ist passiert? Wer oder was ist für diese neuste Entwicklung verantwortlich?

Allan Guggenbühl, Kinder- und Jugendpsychologe, Hochschullehrer und bekannter Buchautor ging dieser Frage in einem unterhaltsamen und aufschlussreichen Vortrag auf den Grund.

Die neuen pädagogischen Lernformen und Lehrmittel entsprächen den Mädchen besser als den Buben, meint er. Die Stärken und Bedürfnisse der Knaben würden in der Schule zu wenig berücksichtigt. Es sind somit nicht mehr die Mädchen, sondern die Buben, die heute in der Schule benachteiligt werden.

Markante Unterschiede
zwischen den Geschlechtern

Noch immer sind viele Pädagogen der Auffassung, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien nicht biologisch bedingt, sondern «anerzogen», durch die Erziehung und Sozialisation hervorgerufen. Guggenbühl ist anderer Ansicht: «Die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Geschlechter sind unübersehbar. Diese Tendenzen sind aber keine Normen. Es gibt immer Ausnahmen.»

Im Bereich der Sprache beispielsweise sind die Mädchen den Jungen überlegen. «Die Buben sind mundfaul. Sie weisen einen geringeren Gebrauchswortschatz auf, dafür lernen sie viele Wörter, die für den Alltag unbrauchbar sind. Sie wissen über ein bestimmtes Spezialgebiet unheimlich viel.» So bräuchten die Mädchen eher eine «Beziehungssprache», die Buben eine «Sachsprache».

Dies erklärt auch, warum die Mädchen bessere soziale Kompetenzen aufweisen als die Knaben. «Mädchen können soziale Codes besser entschlüsseln.» Die Buben hingegen wissen oft nicht, wie sie auf eine Person zugehen und sich ausdrücken sollen. «Sie wollen nicht über Probleme reden, sondern diese sofort lösen», beschreibt Allan Guggenbühl den grossen Unterschied. Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Psychologe mit dieser Auffassung nicht das unsoziale Verhalten der Knaben zu rechtfertigen sucht.

Buben brauchen Struktur

Buben haben gerne Einzeleinsätze. Sie wollen sich bestätigen. Schwierige Prüfungen sind ein Adrenalinkick, weil da das Risiko besteht durchzufallen. Buben brauchen Grandiositäten, führt Guggenbühl weiter aus. Sie wollen keinen zweiseitigen Aufsatz, sondern einen Roman schreiben, um dann bei der zweiten Seite bereits abzubrechen. Buben brauchen Struktur und Rituale. Sie wollen keine Kerzenstunden und Beziehungsgespräche zum Wochenbeginn, sondern klare Regeln, Hierarchien und Befehle. Buben wollen provozieren. Sie suchen nicht nach Konsens und Harmonie, sondern wollen Reaktionen sehen.

Buben denken, handeln und verhalten sich grundsätzlich anders als Mädchen. «Mädchen wollen in der Schule gute Noten erzielen. Den Buben geht es in erster Linie darum, mit möglichst geringem Aufwand durch die Schule zu kommen», sagt Allan Guggenbühl.

Geschlechtergetrennte
Klassen als Ziel?

Lehrerinnen und Lehrer stehen somit vor einer Herausforderung. Wie können die Bedürfnisse beider Geschlechter berücksichtigt werden? Die Quintessenz ist für Allan Guggenbühl jedoch nicht unbedingt die Trennung der Klassen nach Geschlechtern. «Es bräuchte eine Mischform. Im Alter von sieben bis zwölf Jahren wäre es sinnvoll, in bestimmten Fächern die Klassen zu trennen.»

Anzustreben ist für den Psychologen auch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Lehrerinnen und Lehrern. «Es gibt immer weniger Männer, die sich auf das schwierige Territorium der Primarschule wagen. Bald wird es überhaupt keine Lehrer mehr auf dieser Stufe geben.» Auch die Lehrmittel müssten den Buben angepasst werden. Im Französischunterricht beispielsweise sollten die für die Knaben interessanten Bereiche wie Fussball, Autos, Sport und Technik thematisiert werden. «Ein Dialog wie motiviert die Buben nicht zum Lernen.»

Die Organisatoren (Bibliothek Bösingen in Zusammenarbeit mit der Schule Bösingen, beiden Pfarrämtern und dem Elternverein) konnten mit Allan Guggenbühl und dem provokativen Vortragstitel «Störfall Knaben! Ist die Schule eher für Mädchen geeignet?» ein grosses Publikum mobilisieren. Darunter waren allerdings weit mehr Zuhörerinnen als Zuhörer vertreten. Frauen setzen sich eben mehr mit sozialen Themen auseinander – ein ganz natürlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern.

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