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Wetterfrosch Mario Slongo fragt: «Ist die Natur noch natürlich?»

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Der Mensch hat im Lauf der Zeit die Kreisläufe der Natur gestört und verändert. Der technische Fortschritt brachte zwar viele Verbesserungen für das Leben, doch wurden die Auswirkungen auf die Natur lange vernachlässigt.

Die Frage, ob die Natur noch natürlich ist, hat seine Berechtigung. Eine Antwort darauf geben der Historiker Christian Pfister und der Naturwissenschaftler Heinz Wanner in ihrem gemeinsamen Buch «Klima und Gesellschaft in Europa – die letzten tausend Jahre». Die Antwort der beiden Autoren ist für uns alle unerfreulich und muss uns zum vertieften Nachdenken anregen. Sie schreiben: «Die Natur hat aufgehört, rein natürlich zu sein, nicht zuletzt, seit menschliche Aktivitäten zum wichtigsten Antrieb des Klimasystems geworden sind.»

Kreisläufe des Lebens

Der Mensch wird als Homo sapiens bezeichnet, das heisst «verstehender, weiser, gescheiter und vernünftiger Mensch». Wir haben in den tausend zurückliegenden Jahren viele Zusammenhänge in der Natur entdeckt und Kreisläufe erkannt. Sie alle bereichern unser Leben und sind für uns auch lebensnotwendig.

Ausgerechnet wir «gescheiten, weisen und klugen Köpfe» beginnen nun, diese Kreisläufe nachhaltig zu stören, auszubeuten und zu verändern. Zukünftige Generationen werden sich an solche Veränderungen erst einmal gewöhnen, akklimatisieren müssen, wenn das dann noch möglich ist.

Da sind wir wieder beim Klima angelangt, diesem langfristigen und nicht sofort sichtbaren und spürbaren Prozess. Klimaveränderungen gab es in den letzten tausend Jahren immer wieder. Sie haben die Bevölkerungsentwicklung, Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig geprägt. Die beiden Wissenschaftler zeigen das in ihrem Buch auf eine spannende und eindrückliche Art und Weise.

Pfister als Historiker entdeckte mit seinen Mitarbeitern eine Fülle von geschichtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufzeichnungen, die in Archiven und Bibliotheken in der Schweiz und in ganz Europa aufbewahrt wurden.

Wetterfrosch Mario Slongo.
Charles Ellena/a

Wanner als Klimatologe bestätigte diese sozioökonomischen Beschreibungen. Er bestimmte mit physikalischen und chemischen Methoden Schwankungen der Lufttemperaturen und Niederschläge aus vergangenen Zeiten (siehe Beitrag «Hallo Wetterfrosch», FN vom 27. Oktober). Diese unterschiedlichen Belege aus Natur- und Geisteswissenschaft führten so zu einer Rekonstruktion von Wetter- und Klimabedingungen in Europa, noch bevor Messinstrumente zur Aufzeichnung von Wetterelementen aufkamen.

Von Warm- zu Kaltzeit

Heute kann man durch diese Forschungsergebnisse für die Zeit vom 11. bis 13. Jahrhundert von einer Warmzeit, einem mittelalterlichen Klima-Optimum, sprechen. Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert wechselte das Klima in eine Kaltzeit, bekannt als Klima-Pessimum oder «mittelalterliche Eiszeit».

Pfister und Wanner zeigen in ihrem Buch aber auch auf, dass die Entwicklungen über all die Jahrhunderte langsam verliefen. Es gab Jahre in der mittelalterlichen Eiszeit, die zum Beispiel enorm warm und äusserst trocken waren, wie das Jahr 1540. Man spricht vom Jahr mit «zehn Monaten Mittelmeerklima» in Mitteleuropa. In diesem Jahr regnete es von März bis November nur an sechs Tagen und so wenig, dass eine grosse Dürre und Hungersnot entstand.

Schon im Jahr 1541 normalisierten sich Wetter und Witterung, und man kennt bis heute die Ursache für dieses Ausnahmejahr nicht. Im Buch werden solche Extremjahre besprochen und mit Dokumenten belegt.

Höhen und Tiefen

Klimaschwankungen hatten ihre Ursache vor allem in grossen Vulkanausbrüchen oder in einer schwachen Sonnenaktivität. Das sozioökonomische Leben der Vorfahren verlief mit Höhen und Tiefen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.

Der riesige Ausbruch des Vulkans Tambora auf Indonesien 1815 (siehe «Hallo Wetterfrosch», FN vom 4. April 2015) leitete dann eine grosse Wende in Europa ein. Man kann diese Wende und die nachfolgende Zeit bis heute als Beginn des anthropogenen Klimawandels bezeichnen.

Technik und Energie

Pfister und Wanner widmen diesem neuen Zeitalter ein eigenes Kapitel. Diese Jahre im 19. Jahrhundert mit andauernden Kältewellen bewirkten grosse Hungersnöte für Menschen und Tiere. Das war der Auftakt zum technischen Zeitalter mit dem Bau von Eisenbahnen, die zum Beispiel die Pferde als Zugtiere ablösten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Braunkohle als neue Energiequelle entdeckt. Das war für die Entwicklung von Lokomotiven, Dampfschiffen und industriellen Verbrennungsmotoren entscheidend.

Gesellschaft und Wirtschaft wuchsen aber weiterhin langsam; das führte zu einem kontinuierlichen Wohlstand in den Industrieländern Europas. Hungersnöte und Krankheitsepidemien gehörten zunehmend der Vergangenheit an.

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fand man riesige Quellen von Erdöl und Erdgas, die die Kohle als Energiespender ergänzten und auch ersetzten. Die Preise für Erdöl waren aber bis 1950 noch sehr hoch.

Verschiedene US-Energiekonzerne erhielten vom saudischen König Ibn Saud die Rechte, nach Erdöl zu bohren und dieses zu fördern. Der saudische Herrscher liess sich aber diese Förderrechte sehr gut bezahlen. So kam immer mehr spottbillige fossile Energie auf den Markt. Die Löhne stiegen und damit der Wohlstand der Menschen in den Industrieländern.

Rasante Erderwärmung

Pfister spricht von einem «einmaligen Kollaps der Energiepreise» und nennt diese Entwicklung «das 1950er-Syndrom». Verschiedene Naturwissenschaftler warnten schon früh vor dem Kohlendioxid CO2, dem Abfallprodukt aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Die Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre führte in den letzten sechzig Jahren zu einer rasanten Erwärmung der Lufthülle rund um die Erde. Diesen von uns Menschen verursachten – anthropogenen –  Klimawandel kannte man in den letzten 2000 Jahren nicht. Die Natur hat also aufgehört, rein natürlich zu sein…!

Das hochaktuelle Buch von Pfister und Wanner ist äusserst spannend zu lesen und enthält auch viele kurzweilige, historische Anekdoten. Wer sich für Einflüsse von Wetter, Witterung und Klima auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Abläufe in Vergangenheit und Zukunft interessiert, kommt hier sehr auf seine Rechnung.

Das Buch von Christian Pfister und Heinz Wanner enthält auch viele kurzweilige, historische Anekdoten.
zvg

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