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«Wie aus nichts Dramen geschehen»

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«Wie aus nichts Dramen geschehen»

Verurteilung vor dem Strafgericht des Seebezirks

Ein 26-jähriger Mann aus dem Kosovo erlebt zum ersten Mal in seinem Leben einen strukturierten Tagesablauf: im Strafvollzug. Dort sitzt er wegen Delikten wie Drohung, Diebstahl usw. Gestern stand er erneut vor dem Richter.

Von ELISABETH SCHWAB-SALZMANN

«Wenn es einen Ort gibt, wo K. geholfen werden kann, dann dort, wo er jetzt untergebracht ist», sagte der Pflichtverteidiger des Angeklagten, Joachim Lerf, vor dem Strafgericht des Seebezirks.

K. stand unter Anklage wegen mehrfacher einfacher Körperverletzung, eventueller Tätlichkeiten, Diebstahl und Drohung, Sachbeschädigungen (Pneu-Stechereien) und Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu acht Monaten Gefängnis (zuzüglich der am 25. Februar 2003 verhängten sechs Monate), mit aufschiebender Wirkung in allen angeklagten Punkten (ausser den Pneu-Stechereien in Cressier). K. geht zurück in den Massnahmen-Vollzug, bevor er die Gefängnisstrafe absitzen muss. Er muss die Gerichtskosten tragen und den Zivilklägern Genugtuung und Schadenersatz zahlen. Gerichtspräsident Markus Ducret stufte das Verschulden von K. als schwer ein. «Das ist ihre allerletzte Chance, wenn Sie wieder einmal vor diesem Gericht stehen sollten, käme Landesverweis dazu», insistierte Ducret. Man sei sich in dieser Verhandlung wie in zwei verschiedenen Filmen vorgekommen, meinte der Gerichtspräsident. Das Gericht folgte der Version der Geschädigten und nicht der des Angeklagten.

Eine lange Liste von Straftaten

Der erste Vorfall geht auf den 30. November 2002 zurück. Der Angeklagte wurde beschuldigt, einem ihm unbekannten Passanten vor der Irish Tavern in Murten mit einer Bierflasche ins Gesicht geschlagen zu haben. Das Opfer erlitt eine Rissquetschwunde. Der zweite Vorfall passierte nur wenige Stunden später. Der Angeklagte soll in der Bar Cave 49 in Murten, in der er übrigens Hausverbot hatte, einem ihm unbekannten Gast mit einem nicht genau definierten Gegenstand ins Gesicht geschlagen haben. Dieser erlitt Schnitt- und Quetschwunden und musste die Verletzungen im Spital nähen lassen.

Am 22. Dezember 2002 passierte der dritte Vorfall. Die Polizei wurde vor die Bar Irish Tavern in Murten gerufen. Zwei Taxi-Kunden und der Chauffeur waren niedergeschlagen worden. K. wurde angeklagt, die drei Personen niedergeschlagen zu haben. Sie hatten sich verbal dagegen gewehrt, dass der Angeklagte gegen das Taxi uriniert habe.

Am 18. März 2003 wurde aus einem Auto eine Digitalkamera gestohlen. Der Bestohlene konnte sich gleichentags beim Angeklagten seine Kamera zurückholen, wurde aber von diesem mit einem Messer bedroht. Am 25. März schliesslich soll der Angeklagte aus einem Fitnessstudio in Murten 370 Franken gestohlen haben. Als der Bestohlene den Diebstahl bemerkt hatte, gab der Angeklagte das Geld unter der Drohungzurück, es werde etwas geschehen, wenn er es weitererzähle.

Reifen zerstochen

Am 21. März wurde auf K. 2,5 Gramm Marihuana beschlagnahmt. Bei der Polizei erklärte er, im Jahr durchschnittlich rund 72 Gramm Marihuana zu kaufen und zu konsumieren. In diesem Punkt lautete die Anklage auf Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz. Bei 22 Autos wurden Reifen zerstochen. Die Anklage lautet auf mehrfache Sachbeschädigung.

Nora Seravalli, Substitutin der Staatsanwaltschaft, plädierte auf acht Monate Gefängnis, unter Abzug der Untersuchungshaft. Der Vollzug sei zugunsten einer Verwahrung in einer Anstalt aufzuschieben.

Der Pflichtverteidiger, Joachim Lerf, schloss sich grundsätzlich der Staatsanwaltschaft an. Er ergänzte: «Wie man in diesem Fall sieht, können aus einem Nichts Dramen entstehen. Mein Mandant war bei vielen seiner Taten sackbesoffen. Ausserdem erkennt er nur manchmal, wovon man genau spricht. Man kann bei ihm sicher von verminderter Zurechnungsfähigkeit sprechen.»

Dass sein Mandant für die Pneu-Stechereien verantwortlich sei, obwohl er 15 Fälle zugegeben hatte, bezweifelte er. Dieses Delikt-Schema passe nicht zu K. Dieser habe vor allem Mühe, Menschen zu respektieren, die eine andere Meinung vertreten. Anonym Pneus zu zerstechen passe nicht in diese Vorgehensweisen. Der Angeklagte zeigte vor Gericht Reue. «Dort wo ich jetzt lebe, werde ich geheilt, ich will nicht mehr Alkohol und Drogen nehmen», versprach er.

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