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Wie drei Frauen das härteste Hochgebirgsrennen der Welt schaffen wollen

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Diese Woche startet unter besonderen Vorzeichen das härteste Hochgebirgsrennen der Welt. Seine Magie ist ungebrochen. Ein Treffen auf 3500 Metern Höhe zeigt, warum Frauen in die Männerbastion drängen.

Die Sonne knallt auf die weissen Berggipfel. Nur wenige Schleierwolken zieren den blauen Himmel. Scharenweise Wintersportler zieht es bei diesem Postkartenwetter in die Berge – auch zur Hütte Testa Grigia oberhalb von Zermatt. Auf der rappelvollen Terrasse lassen Skifahrerinnen und Snowboarder im T-Shirt den Winter ausklingen.

Mit einer Ausnahme: Drei Frauen mit moderner Skitourenausrüstung haben die grösste Herausforderung der Wintersaison, ja ihres Lebens, noch vor sich. Ein 57 Kilometer langer Höllenmarsch im Schnee und 4400 Höhenmeter warten auf Marine van Campenhoudt (27), Noëlle Haudenschild (27) und Corinne Schmalz (46). Sie logieren am letzten Wochenende vor der Patrouille des Glaciers (PdG) auf 3500 Metern Höhe, um rote Blutkörperchen zu bilden und vornehmlich nachts zu trainieren.

Das Skitourenrennen zwischen Zermatt und Verbier gilt als härtester Hochgebirgswettkampf der Welt und beginnt diese Woche. Die eine Hälfte der Dreierteams, Patrouillen genannt, zieht am Dienstag kurz vor Mitternacht los, die zweite am Freitagabend.

Bereiten sich von der Hütte Testa Grigia auf das Rennen vor (v.l.): Corinne Schmalz, Karine Fragnière (Trainerin), Marine van Campenhoudt und Noëlle Haudenschild.
Bild: Alex Spichale

Alle zwei Jahre findet der Traditionsanlass statt – heuer unter besonderen Vorzeichen. Vor einem Monat rüttelte ein Bergunglück die Schweiz auf. Eine Gruppe Skitourengänger, die für die Patrouille des Glaciers trainierte, kehrte von ihrer Tour auf dem Teilstück zwischen Zermatt und Arolla nicht zurück. Fünf Personen haben die Rettungskräfte nahe der Tête Blanche, dem höchsten Punkt der Patrouille, leblos aufgefunden. Eine Frau bleibt bis heute verschollen.

Unglück bewegt, aber bremst nicht

Von der Terrasse der Hütte Testa Grigia ist die Tête Blanche nicht zu sehen. Das Matterhorn verdeckt den 3700 Meter hohen Berg. Doch in den Köpfen der Sportlerinnen ist er allgegenwärtig. «Das Unglück am Tête Blanche nimmt mich schon sehr mit», sagt Noëlle Haudenschild aus Olten, die in Solothurn als Gymilehrerin arbeitet. Sie überlege sich immer zweimal, ob sie zu einer Tour aufbrechen wolle, auch mit Blick auf ihre Familie. «Trotzdem überwiegt für mich die Liebe zum Berg und zum Sport.»

So war es auch acht Tage nach dem besagten Unglück, als sie mit ihren Teamkolleginnen und Guides von Arolla aus zu einer seit längerem geplanten Tour zur Tête Blanche aufbrach. Dort legten sie Blumen nieder. «Natürlich haben wir uns gefragt, ob es respektlos ist, so unmittelbar nach dem Drama die Unglücksstelle zu passieren», sagt Marine van Campenhoudt aus Nyon VD, die an der ETH Lausanne in Neurowissenschaften doktoriert.

Sie sei sich aber sicher, dass man so den Verunglückten am besten ihre Ehre erweisen könne. «Wir Alpinistinnen und Alpinisten sind eine grosse Familie und halten zusammen», ergänzt Corinne Schmalz. Die Waadtländerin hat sich in der Kommunikationsbranche selbstständig gemacht.

Noch vor einem halben Jahr haben sich die drei Frauen nicht gekannt. Zusammengefunden haben sie dank der Triathletin und Extremsportlerin Karine Fragnière, die das Trio und eine weitere Frauenpatrouille als Coach begleitet. Mit ihrem Projekt «Reaching Summits» will sie Frauen dazu verhelfen, über sich hinauszuwachsen und das Bild der Patrouille des Glaciers als Männerdomäne aufzubrechen.

Nur sechs Prozent Frauen-Patrouillen

«Es geht mir nicht um ein feministisches Projekt gegen Männer, sondern darum, dass Frauen an sich glauben lernen», betont Fragnière. «Ich möchte ihnen die Möglichkeit geben, ihre Grenzen zu überschreiten, damit zukünftige Generationen dies als selbstverständlich ansehen.» Das komme der Gesamtgesellschaft zugute und helfe den teilnehmenden Frauen über den Sport hinaus. Denn wer eine Grenze verschiebe, überwinde auch kommende Hürden viel einfacher, etwa im beruflichen Umfeld.

Die Männerdominanz lässt sich mit Zahlen untermauern. Von den knapp 5000 gemeldeten Teilnehmenden dieses Jahr sind 21 Prozent weiblich (18 Prozent waren es bei der letzten Ausgabe). Darin sind auch die Anmeldungen für die kleine Patrouille berücksichtigt, die von Arolla bis Verbier führt. Bei der grossen Patrouille ist die Geschlechterdiskrepanz grösser. Lediglich 6,5 Prozent der Dreierteams sind reine Frauen-Patrouillen.

Das dürfte damit zusammenhängen, dass Militärkreise den Wettkampf initiiert haben und er bis heute von der Schweizer Armee organisiert wird. Frauen sind zwar seit 1986 zugelassen. Ihre Zahl liege aber nach wie vor unter einer kritischen Grösse, meint Karine Fragnière. So sei es schwierig, Mitstreiterinnen für eine reine Frauen-Patrouille zu finden.

Kein Wunder, fallen van Campenhoudt, Haudenschild und Schmalz auf. Bei einer kurzen Trainingseinheit in der Nähe des Klein Matterhorn werden die drei mit einem blauen Seil verbundenen Sportlerinnen prompt von zwei jungen Männern angesprochen. «Wow, ihr trainiert für die Patrouille?»

Einen Teil der Rennstrecke müssen die Patrouillen angeseilt absolvieren.
Bild: Alex Spichale

Noëlle Haudenschild ist sich Reaktionen auf ihr extremes Vorhaben gewohnt – zumal sie bis zu diesem Winter noch nie ein Skitourenrennen gelaufen ist. Aussagen wie ‹Du spinnst, mach das nicht!› gebe es auf ihrem Umfeld zum Glück nie, sagt die 27-Jährige. «Viel öfter höre ich: ‹Du spinnst, aber ich finde das cool!›»

Ihre Teamkollegin van Campenhoudt betont, dass es ihr nicht darum gehe, andere Frauen zu Extremsportarten zu zwingen. «Entscheidend ist die Frage, ob fehlendes Interesse oder mangelndes Selbstbewusstsein vorliegt», so die Waadtländerin. Der stetig steigende Frauenanteil an der Patrouille – wenn auch auf tiefem Niveau – deute auf letzteres hin.

Bei ihr selbst gab ein Schicksalsschlag die Motivation, sich ins Abenteuer zu stürzen. Marine van Campenhoudt verlor eine Freundin bei einem Lawinenunglück. «Das hat mir vor Augen geführt, wie kurz das Leben sein kann. Umso wichtiger finde ich es, dieses auszunutzen und seine inneren Barrieren zu durchbrechen.»

Der Tipp, damit die Finger nicht gefrieren

Allen im Team ist klar, dass im Hochgebirge auch bei noch so guter Vorbereitung kein Nullrisiko existiert. Fest steht aber auch: Während der Wettkampftage der Patrouille des Glaciers ist die Bergwelt zwischen Zermatt und Verbier so sicher wie sonst nie. Die Armee präpariert die Route, installiert Kontroll- und Sanitätsposten und baut ein Funknetz auf. Rettungskräfte, Lawinenhunde und Helikopter sind jederzeit einsatzbereit – sofern denn Fachleute die Strecke überhaupt freigeben.

Gleichwohl warten auf der Route viele Fallstricke bis zum Erfolg, wie Karine Fragnière aus eigener Erfahrung weiss. Sie hat das Rennen vor zwei Jahren erfolgreich absolviert. Der vierstündige Aufstieg ab Zermatt auf die Tête Blanche blieb ihr als schwierigstes Teilstück in Erinnerung. Als sie oben angekommen sei, habe sie ihre Finger wegen der Kälte nicht mehr gespürt. «Zwei bis drei Stunden lang konnte ich deswegen nichts essen.»

Das Frauenteam übernachtet in der Hütte Testa Grigia auf 3500 Metern über Meer, um rote Blutkörperchen zu bilden.
Bild: Alex Spichale

Ihren Schützlingen will sie diese Erfahrungen ersparen. «Zieht die guten Handschuhe an, bevor ihr auf den Gletscher kommt!», rät Fragnière den drei Frauen in der Hütte Testa Grigia, kurz bevor sie zurück ins Tal fährt. «Esst genug, auch wenn ihr keinen Hunger habt! Und nehmt Salztabletten mit, für den Fall, dass euch wegen der Hitze übel wird!»

Dann folgt eine innige Umarmung. Und die Gewissheit, dass die drei Frauen jetzt auf sich gestellt sind.

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