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Wie zwei Generationen unterschiedlich auf das Frauenstimmrecht blicken

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Olive (links) und Jacqueline (rechts) Haymoz sind beide im Generalrat von Düdingen aktiv.
Aldo Ellena/a

Jacqueline und Olive Haymoz sind Mutter und Tochter und beide politisch aktiv. Die FN haben die Düdingerinnen gefragt, was das Jubiläum des Frauenstimmrechts für sie bedeutet. Ein Gespräch über Stereotypen, Feierabendbier und Generationen.

Olive und Jacqueline Haymoz, wann haben Sie sich das erste Mal Gedanken zum Frauenstimmrecht gemacht?

Olive Haymoz: Ich bin damit aufgewachsen; für mich war das immer normal. Erst als ich mit 18 Jahren selber wählen und abstimmen konnte, habe ich gemerkt: Das Frauenstimmrecht gibt es ja noch gar nicht so lang.

Jacqueline Haymoz: Ich war vier Jahre alt, als das Frauenstimmrecht eingeführt wurde. Damals habe ich das natürlich noch nicht mitgekriegt. Erst als ich älter wurde, ist mir aufgefallen: Das Frauenstimmrecht gibt es ja noch nicht ewig, das wurde erst eingeführt, als ich auf der Welt war. Erst da habe realisiert, was dafür nötig war.

Frauen in der Politik waren in Ihrer Kindheit nicht so normal wie in jener von Ihrer Tochter Olive.

Jacqueline Haymoz: Nein. Als ich aufwuchs, war es normal, dass Männer die Politik machten. Das war eben so. Erst Anfang der 80er-Jahre habe ich als junge Frau realisiert, dass mit Yvette Kaeser erst 1974 die erste und bis dahin einzige Frau in den Gemeinderat von Düdingen gewählt wurde. Dadurch wurde mir bewusst: Okay, das können ja auch Frauen!

Olive Haymoz: In meiner Kindheit war Hildegard Hodel Gemeindepräsidentin von Düdingen. Ich habe darum auch gar nie hinterfragt, ob Frauen das können oder nicht.

“Als ich aufwuchs, war es normal, dass Männer die Politik machten”: Jacqueline Haymoz.
Aldo Ellena

Was bedeutet Ihnen persönlich das Frauenstimmrecht?

Jacqueline Haymoz: Ich bin dankbar für alle, die sich so dafür eingesetzt habe. Ich persönlich finde es traurig und erschreckend, dass die Frauen in der Schweiz so lange als nicht fähig betrachtet wurden, sich politisch einzubringen.

Olive Haymoz: Wenn es das Frauenstimmrecht nicht gäbe, würde ich mich vehement dafür einsetzen. Es bedeutet mir sehr viel und ist ein Zeugnis für die Gleichberechtigung. Auch ich bin den Frauen und auch Männern dankbar, die dafür gekämpft haben.

Ist von der Mentalität, die dazu geführt hat, dass das Frauenstimmrecht so spät eingeführt wurde, heute noch etwas zu spüren?

Olive Haymoz: Ich persönlich spüre von diesen Umständen in der Politik nichts mehr. Ich fühle mich als Generalrätin für voll genommen. Allerdings gibt es andere Bereiche mit Verbesserungsbedarf, zum Beispiel im Berufsleben, wo Frauen teils unterrepräsentiert sind oder weniger verdienen.

Jacqueline Haymoz: Ich finde schon, dass man das noch merkt. Ich denke, die Tatsache, dass heute immer noch weniger Frauen als Männer politisch aktiv sind, hat mit der späten Einführung des Frauenstimmrechts zu tun. Gerade für Frauen meiner Generation ist es noch nicht so selbstverständlich, sich politisch einzubringen, wie für Jüngere, weil sie nicht damit aufgewachsen sind.

Wo sehen Sie die Gründe, warum Frauen Ihres Alters in der Politik untervertreten sind?

Jacqueline Haymoz: Ich kann mir vorstellen, dass das auch mit der Art der Politik zu tun hat. Sie wurde so lange von Männern geprägt; es gibt Machtspiele und eine bestimmte Art des Umgangs, die Frauen vielleicht weniger behagt. So ist es wichtig, dass man nach den Sitzungen anstatt nach Hause noch ein Bier trinken geht, um auch beim informellen «Traktandum» dabei zu sein.

Ist das bei Ihrer Generation anders, Olive Haymoz?

Olive Haymoz: Ich denke schon. Bei uns war immer alles zusammen, es gab keine Geschlechtertrennung in der Schule oder in der Freizeit. Das zeigte sich auch an der Jungen Liste in Düdingen, mit der ich 2015 zu den Gemeindewahlen antrat. Sie war sehr ausgeglichen. Ich glaube aber, es gibt auch bei meiner Generation Tendenzen. Es braucht den Effort aller Generationen, damit Frauen den Schritt in die Politik wagen.

“Ich bin optimistisch. Es kommt eine neue Generation”: Olive Haymoz.
Aldo Ellena

Sie sind beide im Generalrat von Düdingen aktiv. Wie begann Ihre politische Karriere?

Olive Haymoz: Ich bin angefragt worden, um auf der Jungen Liste zu kandidieren. Ich habe ehrlich gesagt nicht mit meiner Wahl gerechnet – aber als ich dann Generalrätin war, habe ich mich wirklich reingekniet. Es gefällt mir sehr, in kleinen Schritten Dinge zu verändern. Mein Elternhaus hat da vielleicht auch eine Rolle gespielt; nebst meiner Mutter ist auch mein Vater politisch engagiert, er ist in der SP.

Jacqueline Haymoz: Ich war zwar politisch interessiert, aber vor meiner Wahl in den Generalrat nicht politisch aktiv. Manchmal ging ich an Gemeindeversammlungen, habe mich dann aber zum Teil ziemlich aufgeregt über gewisse Voten. Ich habe mich unter anderem darum eingesetzt für die Einführung des Generalrats. Und als er dann kam, dachte ich: Wer A sagt, muss auch B sagen, und habe mich bei den Freien Wählern als Kandidatin gemeldet.

Sie wollten nicht in die gleiche Partei wie Ihr Mann?

Jacqueline Haymoz: Nein, ich wollte nicht auch in der SP aktiv sein wie er, wollte aber auch nicht unbedingt in eine andere Partei. Ich habe mich für die Freien Wähler entschieden, weil es eine Gruppierung ist, die offen ist und der die Sachpolitik wichtig ist.

Was bedeutet Ihnen beiden die Politik?

Olive Haymoz: Mich hat mein Austauschjahr in Ecuador sehr geprägt. Ich habe dort erlebt, wie wenig die Menschen politisch mitbestimmen und wählen gehen können. Hier in der Schweiz habe ich das Recht, mitbestimmen zu können. Ich sehe das als Privileg.

Jacqueline Haymoz: Politik gehört zu unserem Leben, ob wir das wollen oder nicht. Sie sollte zum Wohl der Menschen da sein, und von den involvierten Personen erwarte ich, dass sie Dienerinnen dieser Menschen sind. Das sehe ich auch als meinen Auftrag als Generalrätin.

Sie beide treten aber an den Wahlen im März nicht mehr für ein Generalratsamt an. Warum?

Olive Haymoz: Ich ziehe um und wohne dann nicht mehr in Düdingen. Zudem fehlt mir neben Studium und Arbeit die Zeit fürs Engagement. Ich schliesse es aber nicht aus, dass ich mich später wieder stärker engagiere. Und dass ich abstimmen und wählen gehe, ist für mich sowieso klar.

Jacqueline Haymoz: Ich habe gemerkt, dass ich keine Politikerin bin. Ich bin eine Macherin! Mir fehlt die Geduld für die teils langatmigen Abläufe in der Politik, und ich mag es nicht, einfach nur zu reden. Dafür ist mir die Energie ausgegangen. Ich glaube aber, man kann sich auch anders engagieren. Wählen und abstimmen an sich ist schon eminent wichtig. Das sieht man gerade jetzt in der Corona-Krise wo nationale und kantonale politische Gremien bis zu einem gewissen Grad über unseren Alltag entscheiden. Das sollte gerade jetzt allen bewusst werden, Frauen wie Männern.

Und da wären wir wieder beim Frauenstimmrecht und dessen Wichtigkeit. Glauben Sie, dass es in Zukunft mehr Frauen in der Politik geben wird?

Olive Haymoz: Ich bin da recht optimistisch und habe Geduld. Es kommt eine neue Generation, die anders aufgewachsen ist. Aber so eine Veränderung dauert lange, das geht nicht mit einem Ruck.

Jacqueline Haymoz: Deine Geduld fehlt mir manchmal. Aber ich habe die Hoffnung, dass mehr junge Leute und damit mehr Frauen in die Politik kommen. Ich bin überzeugt, dass die Dinge anders laufen würden, wenn die Hälfte der Parlamentssitze von Frauen besetzt wären.

Olive Haymoz: Das denke ich auch. Die Bevölkerung von Düdingen besteht ja je zur Hälfte aus Männern und Frauen und nicht nur aus einem Drittel Frauen. Ich bin überzeugt: Je genauer die Gesellschaft im Parlament abgebildet ist, desto besser werden die Entscheide.

Feiern Sie beide das Jubiläum der Einführung des Frauenstimmrechts?

Olive Haymoz: Es sind auch dieses Jahr wieder Aktionen zum Frauenstreik geplant, dort will ich mich engagieren. Am Jubiläumstag selber zünde ich vielleicht eine Kerze an für alle, die sich für das Frauenstimmrecht eingesetzt haben.

Jacqueline Haymoz: Das ist eine gute Idee. Aber das Engagement für die Gleichstellung hört hier nicht auf. Ich werde den Tag feiern, an dem wir in den Parlamenten eine 50/50-Vertretung von Frauen und Männern haben werden, das erste Mal hoffentlich an den Gemeindewahlen vom 7. März.

Die Studentin und die Verbandsmanagerin

Jacqueline Haymoz ist 1967 geboren und arbeitet als Verbandsmanagerin. Seit 2016 sitzt sie für die Freien Wähler im Generalrat von Düdingen. Ihre Tochter Olive Haymoz hat Jahrgang 1996, studiert Naturheilkunde und arbeitet Teilzeit in einem Büro. Sie ist ebenfalls seit 2016 für die Junge Liste im Generalrat von Düdingen. Von 2018 bis 2019 war sie zudem die Präsidentin der Grünen Sense und kandidierte 2019 für den Nationalrat. Jacqueline und Olive Haymoz bilden überdies mit Susanne Aeschlimann das Trio «Macherinne», das seit dem Frauenstreik 2019 Anlässe organisiert, in denen sie Frauen ins Zentrum stellen. nas

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