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Wiener Walzer mit den Nanas

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Wiener Walzer mit den Nanas

Das KunstHaus Wien zeigt 90 Arbeiten von Niki de Saint Phalle

Jean Tinguely hat im Juli 1991, einen Monat vor seinem Tod, als erster internationaler Künstler im KunstHaus Wien eine Wechselausstellung gestaltet. Jetzt kommt es zum Wiener Rendezvous mit Niki de Saint Phalle: Tinguelys verstorbene Lebenspartnerin ist derzeit mit «Die Geburt der Nanas» im KunstHaus Wien zu Gast.

Von URS HAENNI

«Nanu, die Nanas kommen», staunte eine Wiener Zeitung, als Mitte Mai das KunstHaus Wien die Ausstellung mit 90 Arbeiten Niki de Saint Phalles eröffnete. Es ist nicht mehr die grosse Empörung wie etwa damals, als Niki de Saint Phalle Hannover mit drei Nanas beglückte und sich ein Steinmetz mittels Briefs beim Oberbürgermeister beschwerte, dass da 150 000 Mark für Geschmacklosigkeiten zum Fenster hinausgeworfen würden.

Doch Erstaunen – das vermag de Saint Phalles Werk beim Wiener Publikum auch im Jahr 2004 noch hervorzurufen. Selbst wenn sich die Ausstellung mit Leihgaben des Sprengel-Museums von Hannover vor allem auf Frühwerke der Künstlerin, zumeist aus den Sechzigerjahren, konzentriert.
Zwar haben die Nanas gemäss Pressetext des KunstHauses Niki de Saint Phalle zur «Jahrhundertkünstlerin» gemacht und müssten eigentlich nicht mehr eingehend vorgestellt werden. Das KunstHaus Wien hat sich jedoch mit der Frage auseinander gesetzt, wie es überhaupt zur «Geburt der Nanas» gekommen ist.

«Ich war eine zornige junge Frau»

Die Nanas als Ausdruck starker, emanzipierter, ja gar dominierender Frauengestalten konnten nicht einfach so aus dem Nichts entstehen. Dies umso weniger, als das einstige Fotomodell de Saint Phalle in ihrer Jugend unter gewaltigen negativen Einflüssen zu leiden hatte. Sie durchlitt die Vergewaltigung durch den Vater, eine tyrannische Klostererziehung und schliesslich eine gescheiterte Ehe, die sie in eine Nervenheilanstalt brachte.

Männer mit Macht dominierten die damalige Umwelt de Saint Phalles, weshalb sie auch sagte: «1960 war ich eine sehr zornige junge Frau. Zornig auf die Männer, auf ihre Macht.»

Ein erstes Attentat auf Kennedy

Ein erstes Auflehnen gegen diese Männerwelt deutet sich bereits in ihrer 1956 bis 1958 auf eine Holztür gemalten «Joan of Arc» an. Die Jungfrau von Orléans – ein Symbol für eine starke Frau.

Doch um wie die Jungfrau von Orléans als Frau an die Macht zu gelangen, musste Niki de Saint Phalle die Männer erst einmal zerstören. Dies tat sie mit einer künstlerischen Aktion, die gleichermassen einfach wie genial war. Sie erstellte Gipsreliefe von Männern, versteckte unter der Oberfläche Farbbeutel und liess mit einem Gewehr darauf schiessen. Sie hatte ihre Scheu verloren. In Heads of State (Study for King Kong) fliesst die Farbe wie Blut aus den Beuteln über die Köpfe der Mächtigsten der Welt: Kennedy, Chruschtschow, Fidel Castro. Attentate von Künstlerhand.

Platz für starke Frauen

Diese für die Künstlerin wegweisende schöpferische Geste ist im KunstHaus Wien detailliert rekonstruiert. Man sieht nicht nur das grosse Bild der schiessenden de Saint Phalle, man kann auch das Gewehr, den Schiessanzug und gar den von Jean Tinguely gebauten gepanzerten Schiessstand bewundern, der ihre Kunst zu einer Art Schiessbudenattraktion machte.

Die mächtigen Männer der Welt aus dem Weg geräumt, war nun Platz geschaffen für starke Frauen. Den Prototyp einer starken Frau entdeckte Niki de Saint Phalle auf Zeichnungen des amerikanischen Künstlers Larry Rivers, der seine hochschwangere Frau abbildete. Ein solcher nackter, runder weiblicher Körper stellte für de Saint Phalle Stärke dar. Genau das, wonach sie gesucht hatte.

Die Nanas – minutiös bis monströs

Zuerst auf Skizzen, dann als Skulpturen, zuerst in bunten Badekleidern, dann nackt wie von Gott erschaffen erblickten die Nanas das Licht der Welt. Die ersten Nanas 1965 bestanden noch aus bemalter Pappmaché oder aus Maschendraht und Stoff, die «Nana pour Jean» (1967) aus Gips. Doch diese Nanas waren der Künstlerin bald zu klein. Grösser, ja gar monströs mussten sie werden.

Und so schuf sie ab 1966 zusammen mit Jean Tinguely in Stockholm die 29 Meter lange, neun Meter breite und sechs Meter hohe Riesen-Nana «Hon», welche nebst ihrer Grösse auch dadurch provozierte, dass die Besucher durch ihre Vagina ins Innere treten mussten. Tinguely installierte dabei in der linken Brust der «Hon» ein Planetarium und in der rechten eine Milchbar. Wenn auch die Riesen-Nana natürlich nicht in den engen Räumen des KunstHauses Wien Platz hat, so entdeckt der Besucher zumindest die Maquetten, die «Hon» vorausgegangen waren.

Rendezvous mit Jean Tinguely

Ständiger Wegbegleiter durch die Ausstellung «Die Geburt der Nanas» ist Jean Tinguely. Er ist nicht nur als Co-Kreator einiger der ausgestellten Kunstwerke, als Gesprächspartner auf ihren Siebdrucken, sondern auch auf Fotos, im Ausstellungsprospekt oder in einem durchgehend gezeigten Video-Film an der Seite von Niki de Saint Phalle präsent. Tinguelys skurriler Humor schimmert als Akteur in de Saint Phalles Film «Camélia et le Dragon» durch und veranschaulicht, wie sich das Künstlerpaar gegenseitig inspirierte und ergänzte.

Eine Inspiration, die ihnen über den Tod hinaus zu einem intimen Rendezvous in Wien verholfen hat.

Niki de Saint Phalle, «Die Geburt der Nanas», KunstHaus Wien. Die Ausstellung ist bis zum 26. September täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Informationen: www.kunsthauswien.at.
Keine öffentlichen Gelder

Das KunstHaus Wien sorgte bei seiner Eröffnung vor 13 Jahren für ein Novum: Es war Österreichs erstes privatwirtschaftliches Museum, das ganz ohne Subventionen und öffentliche Mittel auskommt.

Auch wer das KunstHaus gar nicht betritt, hält davor bisweilen einen Moment inne. Gestaltet wurde es nämlich vom bekannten österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser, dessen Handschrift im Innern wie am Äussern des Gebäudes unverkennbar ist. Nur einige Schritte vom noch bekannteren Hundertwasser-Haus entfernt, dominieren auch beim KunstHaus Wien schräge Linien, Unebenheiten, Kurven, Farben und Natur. Entsprechend findet sich im ersten und zweiten Stock des Museums auch die weltweit einzige permanente Präsentation des Werkes von Hundertwasser.

Tinguely, Warhol, Christo, Picasso

Im dritten und vierten Stock finden Wechselausstellungen statt, bei denen sich international bekannte Künstler in bunter Folge abwechseln. Nach dem Start 1991 mit Jean Tinguely waren unter anderem Andy Warhol, Christo, Le Corbusier, Picasso zu sehen. Mit Daniel Spörri war nebst Tinguely und Niki de Saint Phalle gar noch ein dritter Künstler der Gruppe «Nouveaux Réalistes» im KunstHaus Wien zu Gast. uh

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