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«Wir haben alles zu verlieren»

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Alain Birbaum, Sie haben mit Gottéron 2009 in Davos und 2010 in Genf zweimal ein entscheidendes siebtes Spiel absolviert–und zweimal verloren. Welche Lehren ziehen Sie aus diesen Spielen für die heutige Partie?

Ganz vergleichbar sind diese Spiele mit der heutigen Situation nicht. Wir waren in beiden Serien nicht favorisiert. Gegen Davos war es sogar der Halbfinal, die Saison war für uns damals ohnehin schon relativ erfolgreich. Dieses Mal wissen wir allerdings, dass ein Viertelfinal für Gottéron nicht mehr genug ist. Wir haben alles zu verlieren.

 

Das klingt nach grossem Druck. Bereits am Donnerstag wirkte Gottéron zu Beginn des Spiels ziemlich nervös.

Ich denke nicht, dass wir nervös in die Partie starteten. Dann aber haben wir dumme Tore kassiert, da ist es normal, dass man nervös wird. Für das Spiel vom Samstag müssen wir den Druck als positiven Druck betrachten können. Wir können als Eishockey-Spieler unserer Leidenschaft nachgehen. Wir müssen Freude am Spiel haben. Es gibt schlimme Dinge auf dieser Welt, Kriege, oder Menschen, die ohne Grund sterben; für uns hingegen geht es darum, ein Eishockey-Spiel zu gewinnen oder nicht.

 

Trainer Hans Kossmann sagt vor der Belle Ähnliches. Ist es eine Strategie, die Nervosität zu senken, indem man die Bedeutung des Spiels zu relativieren versucht?

Wir wissen, dass die Erwartungen hoch sind–diejenigen der Fans und auch unsere eigenen. Deswegen schadet es sicher nicht, sich von Zeit zu Zeit in Erinnerung zu rufen, dass es nur ein Eishockey-Spiel bleibt, selbst wenn dies natürlich unser Beruf ist. Mit einem Sieg können wir unsere Fans und den ganzen Kanton glücklich machen. So müssen wir das betrachten, und dafür müssen wir kämpfen und alles geben. In der Qualifikation haben wir Biel fünf von sechs Mal besiegt, weil wir einfach und unbeschwert aufgespielt haben. Zuletzt hingegen haben wir uns wiederholt verkrampft.

 Ist es ein Vorteil, das entscheidende siebte Spiel zu Hause austragen zu können?

Spontan bin ich geneigt zu sagen Ja. Wenn wir gut ins Spiel starten, wird das Publikum ebenfalls früh in die Partie finden. Wenn wir allerdings schlecht starten und das Publikum frustriert wird, kann es auch zum Nachteil werden. Unter dem Strich gilt: Wir Spieler haben es selbst in der Hand. Weder das Publikum noch das Umfeld des Clubs, noch unsere Eltern oder sonst irgendwer, sondern nur wir.

 

 Dennoch: Bereits am Dienstag gab es bei misslungenen Aktionen der Freiburger im St. Leonhard vereinzelt Pfiffe. Wie gehen Sie als Spieler damit um?

Natürlich hat es einer Mannschaft noch nie weitergeholfen, vom eigenen Publikum ausgepfiffen zu werden. Man stellt sich dann infrage und das Selbstvertrauen schwindet. Gleichzeitig habe ich auch Verständnis für die Pfiffe. Einige Fans geben einen nicht unerheblichen Teil ihres Salärs aus, um uns spielen zu sehen. Mit unserer starken Qualifikation haben wir Erwartungen geweckt und die Leute zum Träumen verleitet. Da ist es klar, dass die Zuschauer frustriert sind, wenn es nicht läuft. Aber ich hoffe, dass sie uns am Samstag von Anfang bis Ende unterstützen und immer an uns glauben. Sollten wir verlieren, ist es ihr gutes Recht, uns nach dem Spiel auszupfeifen.

 

 Was muss Gottéron besser machen als in den letzten drei Spielen?

Wir müssen unbedingt gut in die Partie starten und dürfen nicht in Rückstand geraten. Wenn es nach dem Startdrittel 0:0 steht, bin ich zufrieden. Klar, wenn wir führen, umso besser, aber in der Schlussphase der Partie haben wir bereits in den letzten Spielen jeweils dominiert. Jetzt gilt es, den Start besser zu handhaben.

 

 Wie wollen Sie das konkret angehen? Sie sind ja in den letzten Spielen bestimmt nicht mit Absicht schlecht in die Partie gestartet …

Wir dürfen keine dummen Strafen mehr kassieren. Das Bieler Powerplay ist momentan heiss, in den letzten zwei Spielen haben wir jeweils früh in Unterzahl das 0:1 kassiert. Ausserdem müssen wir defensiv solider sein. Immer drei Tore zu kassieren, ist zu viel. Benjamin Conz hat in dieser Saison meist weniger als drei Tore kassiert. Er durchlebt momentan eine nicht allzu leichte Phase. Wir müssen ihm deshalb bestmöglich helfen.

 

 2009 gegen Davos und 2010 gegen Genf hatte Gottéron in der Serie ebenfalls 3:1 geführt und am Ende 3:4 verloren. Warum soll es diesmal anders werden?

Wir sind ein besseres Team als damals. Wir sind diesmal der Favorit und müssen diese Favoritenrolle nun auch annehmen. Es ist der Moment, um zu zeigen, dass wir reifer geworden sind. Falls dies wirklich der Fall ist, dann müssen wir als Qualifikationssieger–bei allem Respekt vor Biel–den Qualifikationsachten einfach besiegen. Wir können und werden uns nun nicht mehr sagen: Ach, dann qualifizieren wir uns halt im nächsten Spiel. Kommen wir nach diesem Zwischentief doch noch weiter, kann das mental für die restlichen Playoffs sehr hilfreich sein und uns beflügeln. Und wir dürfen auch auf keinen Fall sagen: Ach, dann greifen wir halt nächstes Jahr wieder an. Die nächste Saison wird nicht dieselbe sein. Man wird nicht jedes Jahr Qualifikationssieger. Es ist zudem das Jahr, in dem der Club den 75. Geburtstag feiert, und das Jahr, in dem unser Präsident, der so hervorragende Arbeit geleistet hat, verstorben ist. Es ist ein Jahr, in dem wir nicht scheitern sollten, eine Ausgangslage, die wir nutzen müssen. Ich will nicht vom Titel sprechen, aber mit einem Finaleinzug würden wir dem Club und dem Kanton bereits ein schönes Geschenk machen.

 

Kevin Schläpfer: «Ich bin total beeindruckt»

B iels Trainer Kevin Schläpfer äussert sich im Interview zur unglaublichen Geschichte seines Teams und der Möglichkeit, Qualifikationssieger Freiburg in den Viertelfinals auszuschalten.

 

Kevin Schläpfer, Biel hat trotz vieler Verletzten mit drei Siegen in Serie zum 3:3 ausgeglichen. Woher nimmt das Team die Energie?

Das Geheimnis ist sicher – das tönt jetzt vielleicht ein bisschen blöd – , dass man sich nicht mit dem befasst. Zu Beginn der Saison entschuldige ich mich schon im Voraus, dass ich die Verletzten eigentlich gar nicht beachte. Ich entschuldige mich, dass ich nicht anrufe und mich nach dem Befinden erkunde. Ich versuche, die Verletzten wegzuschieben. Das mache ich seit drei Jahren so. Mittlerweile ist dies ein Vorteil geworden. Auch wenn wir Verletzte haben, geht es einfach weiter. Was wollen wir darüber reden? Natürlich können wir sagen: Ja, schlimm. Wir wollen das bei uns aber nicht als Kultur einreissen lassen. Bei uns ist klar: Wenn einer verletzt ist, ist er weg, und dann kommt der Nächste. Das lebt die Mannschaft im Moment vor. Man sieht auch, wie die neuen Spieler sich einfügen, beispielsweise Neininger von La Chaux-de-Fonds. Man könnte meinen, dass er schon von Anfang an dabei ist.

 

Aber ich nehme an, dass die Mannschaft Sie überrascht?

Ja, sicher. Das ist klar. Ich bin total beeindruckt von meiner Mannschaft, von der Leistung, die sie bringt. Ich bin der Mannschaft sehr dankbar.

 

Was gab Ihrer Meinung nach den Ausschlag, dass Biel ein 0:3 aufholen konnte?

Von mir aus gesehen waren alle sechs Spiele sehr eng. Es gibt ja eine ganz verrückte Geschichte. Die ersten drei Spiele hatten wir viel mehr Schüsse als Freiburg, verloren aber dreimal. Und nun hatte Freiburg viel mehr Schüsse als wir und verlor dreimal. Das ist etwas komisch. Ich habe einfach das Gefühl, dass alle Partien immer auf beide Seiten hätten kippen können. Aber gesamthaft gesehen ist das 3:3 sicher gerecht.

Im vergangenen Jahr ist der EHC Biel in den Playoffs mit der gleichen Konstellation klar ausgeschieden. Ist in diesem Jahr der Unterschied, dass Sie mit dem Erreichen der Playoffs nicht mehr zufrieden waren und einen Schritt vorwärts machen wollten?

Wir haben ja in der vergangenen Saison das berühmte letzte Spiel in der Qualifikation verloren. Da hatten wir Glück, dass Servette auch verloren hat. In diesem Jahr haben wir dieses gewonnen. Wir spielen auch in den Playoffs eine bessere Rolle. Es sieht so aus, als hätte die Mannschaft wirklich etwas gelernt. Das zeichnet uns sicher auch aus: dass wir etwas vom Vergangenen mitnehmen.

Nun kommt es heute Abend im Freiburger St. Leonhard zum Showdown. Wie stellen Sie die Mannschaft auf diese Partie ein?

Es ist alles möglich. Der ganze Druck liegt bei Freiburg. Ich wurde zwei-, dreimal gefragt, ob nun wir unter Druck stünden. Es wäre jedoch ein Scherz, wenn wir uns nun unter Druck setzen würden. Wir sind stolz, dass wir bei diesem Showdown dabei sind. Die ganze Liga bestreitet ein siebentes Spiel, und wir auch. Wir sind mittendrin, statt nur dabei. Ich sage immer: Das Wichtigste ist, dass wir einander in die Augen schauen und sagen können, dass wir alles gegeben haben. Zu verlieren haben wir jedenfalls nichts mehr. Si

 

Vorschau: Diesmal mit Suschinsky?

Gottéron-Trainer Hans Kossmann war beim gestrigen Training um keinen Spruch verlegen. Er gab sich sehr locker – und wirkte vielleicht auch gerade deshalb sehr angespannt. Kritik am Spiel seiner Mannschaft mag er nicht mehr hören. «Wir haben in Biel eigentlich sehr gut gespielt», sagt er. «Man muss es ganz klar sagen: Wir haben zwei Tore kassiert, die nicht reingehen dürfen. Das 0:1 war ein Schuss von der blauen Linie, das 1:2 ein Schuss aus sehr spitzem Winkel.» Der erste Treffer war haltbar, den zweiten muss man tatsächlich gar als Ei von Torhüter Benjamin Conz bezeichnen.

Das Glück erzwingen

«Besonders das zweite Tor war sehr bitter. Kurz zuvor haben wir durch einen Shorthander ausgeglichen. Da muss das Spiel eigentlich klar auf unsere Seite kippen», so Kossmann. Er sei zufrieden mit der Energie, die sein Team in Biel an den Tag gelegt habe. «Wir haben in Biel einen ersten Effort gezeigt und unglücklich verloren. Wenn wir am Samstag wieder einen solchen Effort zeigen, werden wir das Glück auf unsere Seite zwingen.» Er versuche seinem Team klarzumachen, dass es nicht darum gehe, zu versuchen nicht zu verlieren, sondern darum, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und zu versuchen, den Match und die Serie zu gewinnen.

Sehr wichtig wäre es für Freiburg, dass sich Benjamin Conz wieder fängt und an seine Leistungen in der Qualifikation und den ersten drei Playoff-Spielen anknüpft. Zuletzt wirkte der 21-Jährige unsicher und liess überraschend viele Abpraller zu. Conz ist jedoch nicht der Einzige, der sich steigern muss. Zu viele eigentliche Leader tauchten zuletzt regelrecht unter. So richtig gefährlich war offensiv nur die Sturmlinie um Andrei Bykow, Julien Sprunger und Benjamin Plüss. Dem Trio gelingt zwar bei weitem nicht alles, aber es zeigt viel Wille und übernimmt Verantwortung.

Jeannin weiter fraglich

Ob der krankgemeldete Sandy Jeannin heute Abend (19.45 Uhr) im St. Leonhard wieder zum Einsatz gelangt, ist noch unklar. Wie viele andere Spieler stand er gestern beim freiwilligen Training nicht auf dem Eis. Noch nicht entschieden hat sich Kossmann, welche vier Ausländer er auflaufen lassen wird. Seine Aussagen lassen aber durchaus die Vermutung zu, dass der russische Stürmer Maxim Suschinsky zu seinem Playoff-Debüt kommt. «Seine Vorteile wären: Biel kennt ihn nicht, er ist stark im Eins-gegen-Eins und wäre vielleicht genau der Stürmer, der unser Spiel deblockieren könnte.»

Ob bei Biel Topskorer Jacob Micflikier spielt, ist noch unklar. Sein Fall ist immer noch beim Rekursgericht hängig. Selbst wenn der Kanadier zum Zug kommen sollte, fehlt Biel immer noch ein halbes Dutzend Stammkräfte. fm

 

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