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«Wir wollen mehr Mischwald»

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Im Dezember 1999 war Heinz Bucher in einem Holzhaus am Waldrand in Lurtigen zu Hause: «Wir haben gespürt, dass etwas Ausserordentliches kommt», sagt der Revierförster und Betriebsleiter des Forstbetriebs Region Murtensee (FBRM). «Damals war ich für ein Revier mit rund 20 öffentlichen Waldbesitzern zuständig.» Der Sturm Lothar habe sich «wie ein halber Weltuntergang» angefühlt, erzählt Bucher. «Wir konnten zuschauen, wie die Böen kamen und die Bäume mit den Wurzeln ausrissen. Es sah aus wie Wellen im Meer.» Die Situation sei sehr beängstigend gewesen. «Auch weil Lurtigen von Wald umgeben ist, wir konnten gar nicht raus.» In seinen bald 30  Jahren als Förster sei das das schlimmste Ereignis gewesen, «das will ich nicht noch mal erleben», sagt Bucher im Büro des FBRM in Kerzers.

Der Buchenhallenwald

Der Sturm hat die Waldbewirtschaftung stark beeinflusst: «Vor dem Sturm betrug der Bruttoerlös rund 100 Franken pro Kubikmeter. Nach Lothar waren es noch 50 Franken, weil so viel Holz auf den Markt kam.» Bucher rechnet den Kapitalverlust vor: «Von den 1000 Hektaren des Forstbetriebs Region Murtensee befand sich auf rund 400 Hektaren Wald reifes Nutzholz.» Bis zum Sturm Lothar habe der Holzvorrat rund 400 Kubikmeter pro Hektare betragen. Auf 400 Hektaren ergibt das 160 000 Kubikmeter Holz. «Wenn wir diese Zahl nun mit dem um 50 Franken gesunkenen Preis pro Kubikmeter multiplizieren, ergibt das einen Kapitalverlust für den Waldbesitzer von acht Millionen Franken. Und es sind noch keine Waldwege wiederhergestellt und noch keine Jungbäume angepflanzt.»

Auch nach 20 Jahren sei der Wald noch lange nicht wie früher: «Vor allem das Murtenholz war für seinen Buchenhallenwald bekannt.» Grosse Buchen mit langen Stämmen und ein gut begehbarer Waldboden hätten das Bild geprägt. «Der Wald war sogar für einen Waldpreis vorgeschlagen, das hat sich mit Lothar erübrigt.» Lothar habe im Murtenholz auch viele Buchen gefällt. Insgesamt blieben mit Lothar nur 20 Prozent des Waldbestands unbeschädigt. Die Hälfte der Bestände waren völlig zerstört.

Im Murtenholz hätten sie nach dem Sturm rund 50 000 Pflanzen gesetzt: «Vor allem Laubholz wie Eiche, Ahorn, Kirsche, Esche und Linde.» Die Pflanzen und der Wildschutz hätten rund 500 000 Franken gekostet. «Der Schutz vor dem Reh kostet für Material und Arbeit zehn Franken pro ­Pflanze.»

Fichte habe im Flachland keine grosse Zukunft mehr, nicht zuletzt wegen des Klimawandels. Die Douglasie sei klimaresistenter und sturmfester, «weil dieser Baum tiefere Wurzeln hat». Auch komme der Baum dadurch besser an Wasser. Zudem wachse die Douglasie schneller, «so dass die Bäume bereits nach 80 Jahren den gewünschten Zieldurchmesser erreichen». Im Murtenholz habe es einige rund 30-jährige Douglasien. «Wir wollen weniger Nadelholzanteil, also mehr Mischwald.» Auch Nussbäume und Edelkastanien seien inte­ressant. Buchen anzupflanzen, sei schwierig, erklärt Bucher. «Wir haben es versucht, aber Buchen müssen sich natürlich vermehren.»

Wegen des Klimawandels Baumarten aus fremden Ländern zu importieren und anzupflanzen, erachtet der Revierförster als heikel: «Wir wollen keine Arten einführen, die später Probleme verursachen könnten. Solche Versuche überlassen wir deshalb lieber der Wissenschaft, die dies prüfen kann.» Vor Lothar habe der Wald der Region je zur Hälfte aus Nadel- und Laubholz bestanden. Heute seien es 80 Prozent Laubholz und 20 Prozent Nadelholz.

Schwarze Zahlen

Eine gewinnbringende Waldbewirtschaftung im Flachland mit dem vorhandenen hohen Laubholzanteil ist laut Heinz Bucher erst ab einer gewissen Betriebsgrösse möglich: «Die Waldfläche eines Forstreviers sollte im Mittelland rund 1500 bis 2000 Hektaren umfassen.»

Der Forstbetrieb Region Murtensee sei mit seinen 1000 Hektaren und den nach Lothar vorherrschenden Laubholzbeständen etwas zu klein, um allein mit dem Holz einen Gewinn zu erzielen. Seit 15 Jahren schreibe der Betrieb zwar schwarze Zahlen, «aber das ist unter anderem auf Arbeiten für Dritte zurückzuführen». Denn der Betrieb habe zwei Standbeine: einerseits die «Waldwirtschaft mit Beiträgen von Kanton und Bund für die Jungwaldpflege», andrerseits moderne Dienstleistungen, also «Arbeiten für Dritte wie die Garten- und Bachuferholzerei, die Baumpflege oder das Mähen von Strassenrändern und Böschungen». Der Jahresumsatz des Forstbetriebs Region Murtensee betrage rund 1,5  Millionen Franken.

Zur Erholung in den Wald

Im Einzugsgebiet des Forstbetriebs seien aktuell wenig erträgliche Baumarten vorhanden: «Die Preise für Eichen wären gut, doch wir haben kaum mehr welche.» Auch der Preis für Lärchen sei gut, aber auch von dieser Baumart gebe es kaum mehr Exemplare in der Region. Die Preise für Eschen liessen sich ebenfalls sehen. «Wegen der Krankheit Eschenwelke mussten wir sie aber zwangsweise nutzen. Gerade in Erholungswäldern mussten wir die Esche aus Sicherheitsgründen entfernen, sonst wäre es für die Waldbesucher zu gefährlich geworden.»

Im Seebezirk gibt es drei Forstbetriebe. Insgesamt beträgt deren Umsatz laut Heinz Bucher rund drei Millionen Franken. Die Anzahl Arbeitsplätze beläuft sich auf rund 20 inklusive Auszubildende. «Die Forstbetriebe sind also ein interessanter regionaler Arbeitgeber», sagt Bucher. Die öffentlichen Wälder im Seebezirk würden so optimal gepflegt und genutzt. «Für die Bevölkerung sind die Wälder als Naherholungsgebiete sehr wichtig, das dürfen wir nicht unterschätzen».

«Die Douglasie ist klimaresistenter und sturmfester, weil dieser Baum tiefere Wurzeln hat.»

Heinz Bucher

Revierförster und Betriebsleiter

Aufruf

Wie haben Sie den Lothar-Tag erlebt?

Im Rahmen einer Sommerserie begibt sich die FN-Redaktion auf die Spuren des Sturms Lothar: Was geschah am 26.  Dezember 1999 im Kanton Freiburg, wie sahen die Sofortmassnahmen aus, und wie haben sich die betroffenen Wälder seither entwickelt? Vielen Menschen ist dieser Sonntag vor 20 Jahren noch sehr präsent, sie wissen ganz genau, wie sie den Sturm erlebt haben. Wie ist es mit Ihnen? Schildern Sie uns in zwei oder drei Sätzen, wie Sie den Sturm Lothar erlebt haben, als Privatperson oder in beruflichem Auftrag. Ihre Erinnerungen publizieren wir im Laufe des Sommers in den FN. Einsendungen bitte per Mail: redaktion@freiburger-nachrichten.ch mit dem Betreff «Lothar-Erinnerungen».

im/Bild key/a

«Der Preis für Eichen wäre gut, doch wir haben kaum mehr welche.»

Heinz Bucher

Revierförster und Betriebsleiter

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