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Wo bleiben die Freiburger an den Olympischen Spielen?

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Robin Godel ist der einzige Freiburger Sportler, der an den Olympischen Spielen in Tokio dabei ist.
Charly Rappo

116 Schweizer Sportlerinnen und Sportler nehmen an den Olympischen Spielen in Tokio teil, darunter befindet sich nur ein einziger Freiburger. Ist es eine ungünstige Momentaufnahme oder läuft bei der Nachwuchsförderung im Kanton etwas falsch? Benoît Gisler, Dienstchef beim Amt für Sport des Staates Freiburg, nimmt im Interview Stellung.

Benoît Gisler, unter den 116 Schweizer Sportlerinnen und Sportlern, die sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert haben, ist mit Robin Godel ein einziger Freiburger. Macht Sie diese Zahl nachdenklich?

Wir überdenken solche Zahlen immer, aber nicht, weil dieses Jahr nur ein Freiburger an den Olympischen Spielen dabei ist. Es gibt andere Kantone, die haben gar keine Olympiateilnehmerinnen oder -teilnehmer. Das Wallis, das etwa gleich gross ist wie Freiburg, stellt ebenfalls nur eine Athletin.

Anstatt mit dem Wallis könnte man sich auch mit dem Kanton Thurgau vergleichen: Der ist kleiner als Freiburg, dennoch schafften es acht Thurgauer Sportlerinnen und Sportler nach Tokio.

Im Sport gibt es immer Perioden, in denen man mehr Erfolg hat, und Phasen mit weniger Erfolg oder eben weniger Olympiateilnehmern. Veronica Vancardo, Steve Demierre, Madeline Coquoz und Sarah Kershaw waren nahe dran an, haben es am Ende aber nicht ganz geschafft. Es gibt keine Garantie für Erfolg, Verletzungen oder andere spezielle Umstände können einem einen Strich durch die Rechnung machen.

Bei den Spielen 2018 in Pyeongchang waren 2 Freiburger unter den 173 Athleten, 2016 in Rio de Janeiro waren es 3 von 105, und in Sotschi 2014 war kein Freiburger unter den 165 Schweizer Teilnehmern. Wie hoch muss die Anzahl Teilnehmer sein, damit Sie von einer guten Quote sprechen können?

Es gibt keine Vorgabe dazu. Das Engagement des Kantons in der Sportförderung ist nicht auf die Elite ausgerichtet, sondern auf die Jungen, so steht es im kantonalen Gesetz über den Sport. Wir sind immer glücklich, wenn Freiburger Elite-Sportlerinnen und – Sportler erfolgreich sind, massgeblich ist für uns aber der Nachwuchs. Und da steht Freiburg gut da.

Woraus schliessen Sie dies?

Im Jahr 2020 waren 128 junge Freiburgerinnen und Freiburger im Besitz einer nationalen Talentkarte von Swiss Olympic, 326 waren mit einer regionalen Talentkarte ausgestattet. Da stehen wir im schweizweiten Vergleich gut da. Rund 400 Junge absolvieren aktuell die kantonale Sport-Kunst-Ausbildung SKA.

Dann ist das kantonale Förderprogramm also zu wenig effizient, wenn es nur wenige Freiburger Sportler an Olympische Spiele schaffen?

Nein, unsere Förderstrukturen sind gut. Freiburg mag mit der Sport-Kunst-Ausbildung einen etwas anderen Ansatz verfolgen als andere Kantone mit ihren Sportschulen, er ist aber ebenso zielführend und effizient. Wir haben viele nationale Talente, es liegt aber auf der Hand, dass nicht alle Karriere machen können.

Worin besteht diese Sport-Kunst-Ausbildung?

Die Ausbildung bietet eine sehr breite Palette an schulischen Erleichterungen, damit Ausbildung und Sport beziehungsweise Kunst in Einklang miteinander gebracht werden können: Unterrichtsdispensen, Reduktion der Stundenzahl, flexibler Stundenplan, Verschieben, Vor- oder Nachholen von Prüfungen, Nachholstunden ausserhalb der normalen Schulzeit mit einem Lehrer als eine Art Privatunterricht, Urlaubsbewilligungen von bis zu 20 Tagen wegen Trainingslagern oder Wettkämpfen, vieles ist möglich. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Schuljahr auf zwei auszudehnen.

Wie viel investiert der Kanton Freiburg jährlich in seine Sport-Kunst-Ausbildung?

Das sind jährlich rund 750’000 Franken. Wenn man diesen Betrag mit jenem der anderen Kantone vergleicht, dann liegen wir im oberen Mittelfeld.

Was von vielen Seiten immer wieder kritisiert wird, ist der Umstand, dass es im Kanton Freiburg keine eigentlichen Sportschulen gibt, so wie zum Beispiel die Feusi, Sportgymnasium und Sporthandelsschule in Bern.

Es war ein politischer Entscheid, dass man sich in Freiburg für die Sport-Kunst-Ausbildung und gegen Sportschulen entschieden hat. Der Vorteil unseres Systems ist, dass es an jeder Schule anwendbar ist und die Sportler bei der Wahl ihrer Ausbildung frei sind. Wer neben dem Sport Griechisch studieren will, kann das. In der Feusi – um bei Ihrem Beispiel zu bleiben – ist das nicht möglich. Da ist das Studienangebot limitiert.

Dafür haben Sportschulen den Vorteil, dass die Sportler mehr frei haben für ihre Trainings.

Allerdings sind diese freien Halbtage fix vorgegeben. Wenn der Dienstagnachmittag frei ist, ich dann trainiere und am Dienstagabend auch wieder Training habe, ist das nicht ideal. Dann wäre es besser, ich könnte schon am Dienstagmorgen trainieren, damit die Trainings nicht zu nahe beisammenliegen. Gleichzeitig ist es ungünstig, am Morgen zu trainieren, wenn ich am Abend vorher ein Spiel hatte und spät nach Hause gekommen bin. Darum: Es braucht Flexibilität beim Stundenplan, und die haben wir in der SKA.

Wird dadurch nicht jeder Sportler zu einer Art Einzelkämpfer, der sich seinen Stundenplan immer neu zusammenbasteln und ständig etwas organisieren muss?

Natürlich braucht es einen gewissen organisatorischen Aufwand. Aus diesem Grund gibt es an jeder Schule einen Koordinator, der zusammen mit den Sportlerinnen und Sportlern schaut, was die beste Möglichkeit ist, und der sie bei der Organisation unterstützt. Einige kantonale Sportverbände haben Nachwuchsverantwortliche, die für ihre SKA-Absolventen die Koordination mit der Schule übernehmen. Allerdings verfügen noch wenige Verbände über solche Strukturen. Da gibt es noch Verbesserungspotenzial.

Wäre es nicht einfacher, wenn zum Beispiel alle Basketballerinnen gemeinsam in einer Klasse wären, dann könnte man den Stundenplan speziell auf ihre Bedürfnisse anpassen?

Wenn alle Basketballerinnen das Gleiche studieren würden, dann ja. Wir haben einmal versucht, alle Sportler in einer Klasse zusammenzufassen und einen Stundenplan zu erstellen, der allen Bedürfnissen entspricht. Es war ein Ding der Unmöglichkeit. Die Basketballspielerin muss von 10 bis 14 Uhr frei haben fürs Training, der Eishockeyspieler von 8 bis 10 Uhr und der Skifahrer am Nachmittag. Dann stellt sich wieder die Grundsatzfrage: Wollen wir ein Förderprogramm, bei dem alle Studienrichtungen an allen Schulen offenstehen, das dafür womöglich einige organisatorische Herausforderungen stellt? Oder wollen wir ein System mit Sportschulen, in dem es organisatorisch etwas einfacher ist, bei dem man aber in der Wahl des Studiums oder der Lehre eingeschränkt ist? Die Politik in Freiburg hat sich für Ersteres entschieden – und das funktioniert ganz gut.

Der U20-Eishockeyspieler von Gottéron, der auf dem Sprung in die 1. Mannschaft war und seine Lehre im 3. Jahr abbrechen musste, weil er das tägliche Training und die Spiele nicht mit der Ausbildung unter einen Hut bringen konnte, dürfte die SKA weniger gut gefunden haben.

Das ist natürlich nicht optimal, aber kennen Sie jemanden, der 2-mal 100 Prozent arbeitet? Das geht nicht. Wenn Gottéron von seinem Junior erwartet, dass er das gleiche Programm absolviert wie die Vollprofis, dann kann er daneben nicht noch 100 Prozent in Lehre und Schule investieren. Das Ziel der SKA ist es, gute schulische Rahmenbedingungen zu bieten. Wir müssen aber verhindern, dass Diplome abgewertet werden.

Wie meinen Sie das?

Ein Diplom, das jemand im Rahmen der SKA erlangt, muss den gleichen Wert haben wie ein normal erarbeitetes. Einzig der Weg zum Diplom kann variieren. Ein Maturand zum Beispiel hat normalerweise zwischen 31 und 34 Wochenlektionen. Im Rahmen der SKA kann er Unterrichtsdispensen erhalten, ein Minimum von 25 Lektionen muss er aber besuchen. Mit den 25 Lektionen sind wir auf dem gleichen Niveau wie die Swiss-Olympic-Sportschulen, wobei diese die Studienzeit oft um ein Jahr verlängern.

Ist es überhaupt ratsam, die Studienzeit um ein Jahr zu verlängern?

Es gibt Vor- und Nachteile. Schulisch steht man sicherlich weniger unter Druck, weil man länger Zeit hat, um den Schulstoff zu lernen. Auf der anderen Seite steigen mit dem Alter die sportlichen Anforderungen, insbesondere wenn man in die Elite wechselt. Das kann zur Folge haben, dass das zusätzliche Schuljahr besonders herausfordernd wird.

Dennoch ist Freiburg einer der wenigen Kantone, die über keine Schule mit dem Swiss-Olympic-Label verfügen. Weshalb?

Weil es nicht in unser Konzept passt. Swiss Olympic Sport School ist ein Label, das Swiss Olympic an Schulen vergibt, die sich speziell für die Vereinbarkeit von Spitzensport und Schulbildung engagieren. Grundvoraussetzung für das Label sind unter anderem spezielle Sportklassen und ein Internatsbetrieb. Aber genau das wollen wir nicht. Ein Sportler soll auch in Bulle seine Ausbildung machen können, wenn er will. Dort hat es auch ein Ausbildungszentrum. Fast alle Erleichterungen, die es für die Spitzensportler an einer Swiss Olympic Sport School gibt, sind auch Teil der Sport-Kunst-Ausbildung des Kantons Freiburg.

Ein junger Freiburger Mountainbiker, der gerade eben Schweizer Meister im Downhill geworden ist, möchte die Sport-Kunst-Ausbildung absolvieren. Sein Gesuch ist abgelehnt worden, obwohl es ihm ganz offensichtlich weder an Talent noch an Ehrgeiz mangelt. Warum?

Voraussetzung für die Aufnahme zur SKA ist, dass jemand im Besitz einer Talent Card von Swiss Olympic ist. Damit Swiss Olympic in einer Sportart solche Talent Cards aushändigt, muss der entsprechende nationale Verband über ein spezielles Nachwuchskonzept verfügen. Beim Downhill ist das Problem, dass Swiss Cycling für diese relativ junge Disziplin noch kein solches Konzept besitzt. Der Verband ist momentan dabei, ein solches auszuarbeiten, und führt auch Diskussionen mit Swiss Olympic. Im Fall des jungen Freiburger Downhill-Fahrers dürfte das letzte Wort also noch nicht gesprochen sein.

Dann braucht man sich um die Nachwuchsförderung im Kanton Freiburg keine Sorgen zu machen…

Zurzeit machen rund 20 auswärtige Personen die Sport-Kunst-Ausbildung im Kanton Freiburg, weil sie die gute Qualität der Schulen überzeugt. Wir haben viele Firmen, die sich bei uns melden und junge Spitzensportlerinnen und  -sportler aufnehmen wollen, um ihnen die SKA zu ermöglichen. Das sind zwei positive Entwicklungen, die zeigen, dass wir einiges richtig machen. Aber natürlich ist nicht alles super. Unser Konzept existiert erst seit 2013. Wir führen regelmässig Diskussionen mit allen Involvierten, um herauszufinden, was man verbessern kann. Die Politik gibt den Rahmen vor, innerhalb dessen wir versuchen, unser Konzept weiterzuentwickeln. Veränderte Rahmenbedingungen oder neue Technologien eröffnen immer wieder neue Möglichkeiten.

Zum Beispiel?

Virtuelle Klassen sind ein grosses Thema. Athleten, die in einem Trainingslager sind und sich grad in einer Erholungsphase befinden, könnten so zum Beispiel aus der Distanz am Unterricht teilnehmen.

Gibt es etwas, worum Sie andere Kantone bezüglich deren Nachwuchsförderung beneiden?

Punkto Infrastruktur gibt es einiges, das ich bei uns auch gerne haben würde. So wie zum Beispiel das Sportzentrum OYM, das letztes Jahr in Cham eröffnet wurde. Da gibt es auf fünf Stockwerken jeweils 30’000 Quadratmeter topmodernste und sportspezifische Infrastruktur und alles rund um Gesundheitsmanagement, Ernährung und Forschung. Trainings sind dort jederzeit möglich. Das Zentrum gehört allerdings einem privaten Investor.

Wie schafft man es, dass es künftig mehr Freiburger Olympiateilnehmer gibt?

Wichtig ist, dass wir weiter intensiv mit unseren kantonalen Sportzentren zusammenarbeiten. Solche Leistungszentren gibt es inzwischen für Eishockey, Basketball, Fussball, Ski, Volleyball, Badminton, Schwimmen, Klettern und Judo. Diesbezüglich hat sich Freiburg in den letzten Jahren stark entwickelt, es gibt aber noch Potenzial. Wir sind dabei, ein kantonales Leistungszentrum für Turnen und Tennis auf die Beine zu stellen. Der Weg, den wir mit der SKA eingeschlagen haben, ist gut. Wir müssen ihm weiter konsequent folgen, ihn weiter ausbauen, dann führt er mit Sicherheit einige Freiburger Sportlerinnen und Sportler nach Peking oder Paris.

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