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Zeit und Stunde

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Kolumne, die Sie gerade lesen, wurde vor ungefähr fünf Monaten geschrieben. Oder andersherum – den Text, den ich jetzt, im Frühling 2022 schreibe, lesen Sie im Oktober. Dieser, nur der Publikationsorganisation geschuldete Umstand, wäre bis vor kurzem kaum der Rede wert gewesen; doch heute bereitet er mir Kopfzerbrechen: Lässt sich das, was ich im Moment zu Papier bringen möchte, in ein paar Monaten so noch sagen? Oder wurde es, wie der Prediger-Text (Kohelet 3,1–3,15), den ich mir in beschaulicher Weise zum Thema machen wollte, von einer kaum für möglich gehaltenen Realität eingeholt?

«Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit», so lesen wir. Und dann werden die Zeiten in wunderbar einfachen, poetischen Gegensatzpaaren aufgezählt: «Eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, eine Zeit zum Klagen und eine Zeit für den Tanz, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen…» Eine beneidenswert klare Welt wird hier beschworen, eine Welt, in der eins auf das andere folgt, in der alles eindeutige Strukturen und seine Richtigkeit hat. «Denn er (Gott) hat alles so gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit.» Wie so anders sieht unsere Gegenwart aus!

Gleichzeitig, oder in atemberaubend schneller Abfolge, werden wir mit den unterschiedlichsten Gefühlslagen und Ereignissen konfrontiert. Und zu diesen Ereignissen gehört nun eben auch ein Krieg in Europa, von dem wir immer schrecklichere Nachrichten und Bilder zur Kenntnis nehmen müssen. Vor ihnen wird der Kohelet-Text zur Herausforderung, wenn nicht gar zur Zumutung, postuliert er doch neben einer Zeit für die Liebe eine Zeit zum Hassen, neben einer Zeit für den Frieden explizit eine für den Krieg. Damit verliert er für mich jede Gemütlichkeit: Ich kann und will nicht glauben, dass die aktuellen Gräuel etwas anderes als Menschenwerk sind oder dass dem Krieg auch nur irgendetwas abzugewinnen wäre.

Und doch lässt sich meiner Meinung nach in der uralten biblischen Aufzählung gegensätzlicher Lebensrealitäten eine elementare Wahrheit erkennen. Es ist dies weniger eine Wahrheit über das Wesen oder den Willen Gottes, als vielmehr eine über die menschliche Fähigkeit zur Hoffnung; einer Hoffnung, die sich aus dem Glauben nährt, dass die Gegenwart nie so dunkel sein kann, dass darüber unsere Sehnsucht nach dem Guten und Schönen verloren ginge.

zvg

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