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Zum Abbruch eine Hommage: «Lieber Saal des Hotels Murten…»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Saal des Hotels Murten ist abgerissen, um Platz für Neues zu schaffen. Die Mauern verschwinden langsam. Was bleibt, sind Erinnerungen an die unzähligen Anlässe, die in diesen Mauern stattgefunden haben. Zum Abschied eine Hommage.

Die Bagger sind aufgefahren und reissen Deine Wände ein, sodass Dein Innerstes zu sehen ist. Die überdimensionale Discokugel, Dein Herz und Wahrzeichen, ist schon verschwunden. Kalt und leer stehen die Mauern da. Dabei ist es noch nicht allzu lange her, seit Du wie ein Phönix aus der Asche emporgestiegen bist, und Dich 2009 vom in die Jahre gekommenen, altehrwürdigen Enge-Saal zur stylishen Location gemausert hast, in der sogar Weltstars aufgetreten sind. Ein bisschen surreal war es schon, als Bob Geldof für sein einziges Konzert in der Schweiz ausgerechnet zu uns nach Murten kam, und ihm andere Musikgrössen folgten. Dies, auch wenn Du «zu wenig Dreck» hättest, und «keine Mühle Hunziken» seist, wie einmal eine Besucherin zu mir sagte.

Bob Geldof und seine Band spielten vor elf Jahren im Hotel Murten.
Archivbild Aldo Ellena


Lieber Saal, die Ziegel Deines Dachs sind schon teilweise abgedeckt, und es fühlt sich an, als wären die Geister der vergangenen Veranstaltungen entwichen: Hochzeiten, Fastnachtsfeiern, die Konzerte der Stadtmusik und der Kadetten, die bunten Abende des Turnvereins, Comedy-Events, Bundesratsbesuche,

Generalratssitzungen, Firmenanlässe. Eben noch fegten unsere Füsse zu Salsamusik am zweitgrössten Event der Westschweiz übers Parkett, oder bewegten sich im Takt der Retroklänge an der legendären 80s-Party. Spätestens zu «Ghost Busters» stürmten alle die Tanzfläche, bis Du, lieber Saal, bebtest. Oft sah man alte Bekannte, erinnerte sich gemeinsam an die Schulzeit.

Salsa-Night im Hotel Murten 2009, damals die erste Salsaparty dieser Grösse im Kanton.
Archivbild Aldo Ellena


Die letzten Töne, die letzten Lacher sind schon lange verklungen. Im April 2020 wurdest Du geschlossen. Zu wenig rentabel seist Du gewesen, die Erträge vermochten es nicht, die laufenden Kosten zu decken. Mit 600 Quadrat- und 3600 Kubikmetern warst Du ganz schön gross, zu gross für Anlässe in einer ländlichen Region, wie Deine Betreiber damals schrieben. Dich zu mieten sei zudem günstiger gewesen als in einer grösseren Stadt, dies bei überregional gleichen Ausgaben.

Um Dich am Leben zu halten, hatte Dich die Gemeinde Murten 2008 mit einer Finanzspritze von einer halben Million Franken versorgt, wohl dosiert zu je 100’000 Franken über fünf Jahre. Danach wurde die Dosis auf 30’000 Franken reduziert. Die Hotel Murten AG hat Dich während zehn Jahren zusätzlich mit 1,5 Millionen Franken an Quersubventionen unterstützt. Leider half am Ende alles nichts, und wir mussten Dich gehen lassen.

Hanery Amman ist im März 2015 im Hotel Murten-Saal aufgetreten.
Archivbild Corinne Aeberhard

Was bleibt, sind die Erinnerungen an die schöne Zeit und Deine Gäste. Wen Deine Betreiber nicht alles nach Murten geholt haben… Das Who’s who der Schweizer Musikszene: Den inzwischen verstorbenen Polo Hofer, und später seinen ehemaligen Rumpelstilz-Weggefährten Hanery Amman, der ebenfalls nicht mehr unter uns weilt. Zeitlebens hatte er darunter gelitten, nicht als Komponist des Schweizer Evergreens «Alperose» wahrgenommen und gewürdigt zu werden, wie er nach der Show backstage verriet. Herzlich hatte er mich an den Tisch gebeten, wo ich bis in die frühen Morgenstunden mit dem sichtlich vom Lungenkrebs Gezeichneten, seiner jungen Freundin und seinen Bandmitgliedern zusammensass.

Die Musikerinnen und Musiker fühlten sich alle wohl im Hotel Murten, wo sie familiär empfangen und umsorgt wurden, und sich nach dem Auftritt am liebevoll hergerichteten Buffet mit Suppe, Fleisch oder Käse stärken konnten. Fast alle willigten zu einem Interview ein, zum Beispiel Marc Sway, der rund fünfmal in Murten war, und erzählte, dass er einen Hut im Stedtli gekauft hatte.

Der Musiker Büne Huber hat bei seinem Auftritt im April 2014 das Publikum begeistert.
Archivbild Aldo Ellena

Patent Ochsner, deren Frontmann Büne Huber ich nach langem Warten zum Gespräch treffen konnte, während Gitarrist Disu Gmünder und die anderen am Tisch sassen und sich verpflegten. Büne war leider ein bisschen schlecht gelaunt – ganz anders ein paar Jahre später, als ich ihn nach einer schwierigen Zeit wie ausgewechselt am Festival Stars of Sounds traf. Auch Promis sind Menschen.

Mit der britischen Soulsängerin Joss Stone, die freundlich, unkompliziert und mädchenhaft wirkte, hatte ich mich ebenfalls unterhalten. Trotz aller Unkompliziertheit: Der Manager war stets an ihrer Seite, der Termin am Morgen streng getaktet, eine Rückkehr ein paar Sekunden später trotz einem in der Aufregung vergessenen Porträtfoto unmöglich. Mit Oesch’s die Dritten durfte ich am Konzertabend gar spontan ein Fondue geniessen, vis-à-vis von Jodelkönigin Melanie Oesch, die ihr erstes Kind erwartete, was die Boulevardmedien kurz darauf als grosse Schlagzeile verkündeten.

Sina, Michael von der Heide, Adrian Stern, Seven, Stefanie Heinzmann, das Swiss Jazz Orchestra und viele mehr standen auf Deiner Bühne. Auch britische Musik-Urgesteine wie etwa die Glam-Rock-Band The Sweet samt Frontmann und Originalmitglied Andy Scott, der zu seinem Bart eine lange, wasserstoffblonde Barbie-Perücke aus Kunsthaar trug – jedem das seine, besonders bei Musik-Legenden. Die Fans, inzwischen auch 40 Jahre älter geworden, verziehen ihm die Modesünde.

Ab diesem Herbst entstehen nun dort, wo Du, lieber Saal, einmal standest, 15 Wohnungen und 16 Hotelzimmer für einen mittleren achtstelligen Betrag. Was bleibt, ist Dankbarkeit und ein grosses Merci an diejenigen, die sich für Dich engagiert haben.

Deinen direkten Nachbarn, der Turnhalle und dem ehemaligen Feuerwehrlokal, blüht ein ähnliches Schicksal: Auf ihrem Grund entsteht in Zukunft – man meint, es sei ein Schildbürgerstreich – die neue Kultur- und Sporthalle der Gemeinde Murten. Die Geister der Vergangenheit verabschieden sich, schauen uns wie Polo und Hanery von oben zu, und machen Platz für neue Geschichten.

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