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Wie ein Freiburger die Hürdenweltmeisterin antreibt

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Laurent Meuwly ist im Langsprint einer der führenden Trainer weltweit. Der 49-jährige Freiburger hat aus der niederländischen Hürdenläuferin Femke Bol einen der grössten Stars in der internationalen Leichtathletik-Szene geformt.

Im Alter von 18 Jahren lief Femke Bol die 400 Meter in 54,33 Sekunden. Eine solide Zeit, mehr aber nicht. Doch bereits ein Jahr später, 2019, war die Holländerin U20-Europameisterin über die 400 Hürden (56,25) und schaffte es bei der WM der Erwachsenen bis in den Halbfinal. Im Coronajahr 2020 stoppte sie bei 53,78 Sekunden, wiederum ein Jahr später schon bei 52,03 und Olympia-Bronze in Tokio. Es sollte nur der Beginn ihres rasanten Aufstiegs sein. Mit Ende 23 hat Bol schon fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Bei der EM 2022 in München holte sie Gold über 400 Meter, 400 Meter Hürden und mit der 4×400-Meter-Staffel. Bei der WM 2023 in Budapest gewann sie die 400 Meter Hürden und mit der 4×400-Meter-Staffel. Die 183 cm grosse Ausnahmeathletin tut dies alles scheinbar mühelos, ihr federnder Schritt sucht seinesgleichen. Ihre Bestzeit über die 400 m Hürden liegt bei 51,45 Sekunden (2023 in London), es ist die zweitschnellste je gelaufene Zeit in dieser Disziplin.

Rekorde und Auszeichnungen

Am vergangenen Wochenende liess Bol wieder einmal aufhorchen. Nachdem sie bereits im letzten Winter bei den niederländischen Hallenmeisterschaften in Apeldoorn über die zwei Bahnrunden (ohne Hürden) mit 49,26 Sekunden den damals mehr als 30 Jahre alten Hallenweltrekord der Tschechin Jarmila Kratochvilova (49,59) unterboten hatte, legte Bol am Sonntag nach. Sie bestätigte ihre grossartige Form und steigerte ihren Rekord um weitere zwei Hundertstel auf 49,24 Sekunden. Bei Hallenmeetings in Frankreich (Metz und Lievin) hatte die Niederländerin die 400 m Anfang Februar schon in 49,69 und 49,63 Sekunden zurückgelegt.

Immer an ihrer Seite und Baumeister dieser Erfolge ist Trainer Laurent Meuwly. Der 49-jährige Freiburger ist seit 2019 Sprint- und Staffelnationalcoach in Holland, nachdem er diesen Job zuvor während zehn Jahren bei Swiss Athletics ausgeübt hatte und mit Lea Sprunger unter anderem den EM-Titel 2018 über die 400 m Hürden feiern konnte. Die Erfolge mit Bol brachten Meuwly im Dezember vom internationalen Leichtathletikverband World Athletics den Coaching Achievement Award ein – mit dem Preis werden Trainer geehrt, die herausragende Leistungen und Beiträge zur Entwicklung, Förderung und Stärkung des Coachings geleistet haben. «Wie er seine Entschlossenheit, sein Engagement und sein Wissen mit mir und meinen Teamkolleginnen teilt, ist wirklich toll», war Bol voll des Lobes, als sie ihrem Trainer höchstpersönlich die Auszeichnung übergab. «Er ist ein unglaublicher Coach, der uns alle zur besten Version von uns selbst werden lässt.»

Im Interview mit den FN erklärt Meuwly, was Bol so schnell macht und wie seine Trainingsphilosophie aussieht.

Laurent Meuwly, als Sie Femke Bol 2019 zu trainieren begannen, hatte die Holländerin mit dem Hürdenlauf noch nichts am Hut. Weshalb orteten Sie bei ihr im Rennen über die Hindernisse das grössere Potenzial?

Das erste Mal gesehen habe ich Femke im April 2019 anlässlich eines Trainingscamps in Florida. Sie galt als Talent über die 400 m. Weil sie sehr gross ist und eine exzellente Ausdauer, aber nicht die Grundschnelligkeit hatte, sah ich sie eher im 400-m-Hürdenlauf. Das Tempo ist weniger hoch, und weil die Rennen ein paar Sekunden länger dauern, ist die Ausdauer wichtiger. Hinzu kommt, dass die Taktik und Technik über die Hürden mindestens so wichtig sind wie die Genetik. Deshalb sind an der Weltspitze der Langhürdler auch mehr Europäer zu finden als auf der Bahnrunde ohne Hindernisse. Also habe ich Femke geraten, es zu versuchen. Zwei Monate später wurde sie bereits U20-Europameisterin.

Inzwischen läuft Bol von Bestmarke zu Bestmarke. Provokative Frage: Wann wird sie den Weltrekord von Sydney McLaughlin über die 400 m Hürden (50,68 Sekunden) brechen?

Wir arbeiten daran, so nahe wie möglich dran zu sein, um die Amerikanerin bei den Olympischen Spielen von Paris schlagen zu können. Man darf sich aber nicht nur auf eine Gegnerin konzentrieren. Es geht darum, sich möglichst viele Waffen anzueignen, um gefährlich zu sein.

Eine dieser Waffen ist die Anpassung der Schrittzahl auf die letzte Saison hin. Waren es zuvor auf der ganzen Distanz 15 Schritte zwischen den Hürden, sind es neu 14 bis zur siebten Hürde und danach wieder 15.

Das war eine ziemlich grosse Umstellung. Dadurch spart sie Energie und kann auf der zweiten Streckenhälfte zusetzen. Seit der Änderung konnte sich Femke bereits um eine halbe Sekunde steigern. Ich bin überzeugt, dass sie sich im zweiten Jahr und mit den Fortschritten über den Winter noch einmal verbessern wird. Prognosen bezüglich der Zeiten abzugeben, ist aber schwierig. Die 400 m in der Halle sind immer eine wichtige Standortbestimmung und sagen viel über die Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer aus. Der Weltrekord vom letzten Wochenende zeigt, dass wir gut gearbeitet haben, und ist ein gutes Zeichen.

Nur eine Athletin war bisher schneller als Femke Bol über die 400 m Hürden.
Archivbild: Keystone

Bol ist schon jetzt absolute Weltspitze. Wie schafft man es, einmal auf diesem Niveau, die zusätzlichen Hundertstelsekunden herauszuholen?

Femke ist noch eine junge Athletin, sie wird am Freitag ja erst 24. Allein durch regelmässiges, verletzungsfreies Training und mit der dadurch verbesserten Physis und der Erfahrung sind Fortschritte möglich. Mit zunehmendem Alter wird es schwieriger. Dann geht es darum, die Technik und Taktik zu adaptieren, so wie wir es mit der Verkürzung der Schrittzahl getan haben. Aber man muss auch darauf vorbereitet sein, dass es nicht immer eine lineare Steigerung gibt.

Eine Fortentwicklung erhoffen Sie sich auch durch das sogenannte polarisierende Training. Was genau steckt dahinter?

Für mich muss eine Läuferin über 400 m oder 400 m Hürden die Schnelligkeit und Kraft wie eine Sprinterin und die Ausdauer einer 800-m-Läuferin haben. Wir fokussieren uns deshalb einerseits stark auf hohe Intensitäten beim Kraft- und Schnelligkeitstraining, andererseits legen wir aber auch viel Wert auf hohe Umfänge bei niedriger Intensität mit dem Ziel, die aerobe Kapazität auszubauen. Wir vermeiden lange, intensive Laktattrainings, bis die Athleten teils erbrechen müssen, um auf diese Weise – so wie es andere Trainer praktizieren – Fortschritte zu erzielen. Ich arbeite weniger in diesem Graubereich, sondern bevorzuge die beiden Extreme.

Woher holen Sie als Trainer die Inspiration für Ihre Arbeit?

Aus einem Mix von drei Punkten. Da ist zum einen die Ausbildung und Trainingslehre, zum anderen berücksichtige ich meine Erfahrungen, die ich selbst mit den Athleten gemacht habe. Was hat funktioniert? Was weniger? Und schliesslich beobachte ich, was um mich herum passiert. Ich habe meine eigene Philosophie, versuche aber, zu verstehen, weshalb etwas bei der Konkurrenz gewinnbringend ist oder eben nicht. Dann versuche ich, Neues in mein Training zu implementieren, indem ich optimiere, aber nicht alles ändere.

Die Philosophie mit einer Athletin wie Femke Bol teilen zu können, muss für einen Trainer pures Glück sein…

Sie ist schon sehr aussergewöhnlich. Wenn ich die Physis und Technik von Femke mit jener von einigen Amerikanerinnen oder Jamaikanerinnen vergleiche, hat sie nicht dieselben Voraussetzungen. Was aber bewundernswert ist, wie sie auf jedes noch so kleine Detail achtet. Wie Femke plant, der Erholung Rechnung trägt, mental stark ist und antizipiert, habe ich in meinen 30 Jahren als Leichtathletiktrainer noch nie erlebt.

Heisst das, sie ist einfach zu coachen?

Das Vertrauen ist tatsächlich sehr gross. Anders als andere Athleten kann man sie fast per Autopilot machen lassen und nur beobachten. Femke ist sehr unabhängig und braucht manchmal nur einen Leitfaden und Sicherheit in dem, was sie tut. Für mich ist das eine sehr interessante Herangehensweise.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis als Trainer?

Bereits als Trainer in der Schweiz habe ich mit dem gleichen Modell gearbeitet. Ich baue auf Gruppen von Athleten, die dieselben Visionen haben, die Leistung bringen wollen und bereit sind, sich für den Erfolg in einem System einzuordnen. Das ist die Basis. Ausserdem setze ich auf die Gruppendynamik. Darum sind Staffelerfolge für mich wichtig, damit Athleten, die eigentlich einen Einzelsport betreiben, auch zusammen etwas erreichen und feiern können. Mit Femke und Lieke Klaver trainiere ich die aktuellen Nummern 1 und 2 über die 400 m in der Halle. Sie sind komplett unterschiedlich, können sich aber in den Bereichen helfen, wo die eine stärker ist als die andere. Das ist spannend.

Wir erreichen Sie telefonisch auf Ihrem Weg nach Nordfrankreich, wo sich die Holländerinnen auf die Hallen-WM (1. bis 3. März) vorbereiten werden. Mit welchen Zielen wird Bol in Glasgow an den Start gehen?

Eine Charakteristik von Hallenwettkämpfen ist, dass sie mehr Raum für Taktik und Strategie bieten. Am ersten Tag stehen die Serien und die Halbfinals auf dem Programm, ehe tags darauf der Final ausgetragen wird. Das ist ein guter Mix zwischen Vorläufe gewinnen und einer guten Zeit erreichen, um im Final eine möglichst gute Bahn zu haben und zugleich Kraft aufzusparen. Sicher ist Gold das Ziel von Femke, und falls sie Energie sparen kann, werden wir sehen, was für eine Zeit im Final möglich sein wird. Noch fehlen ihr zwei Goldmedaillen, eine bei einer Hallen-WM und eine an Olympischen Spielen…

Laurent Meuwly führte einst bereits die Schweizerin Lea Sprunger zum EM-Titel über die 400 m Hürden.
Archivbild: Keystone

Die finden im Sommer in Paris statt. Wie sehr dominieren die Spiele die Saisonplanung?

Einige Trainer und Athleten legen ihren Fokus so sehr darauf, dass sie andere Wettkämpfe gar streichen, sei es aus fadenscheinigen Verletzungsgründen oder um genug Energie zu haben. Wir nahmen die Hallensaison bisher immer ernst und hatten damit Erfolg. Es wäre nicht opportun, das zu ändern. Klar ist Paris der wichtigste Wettkampf  – solange Femke aber nicht beispielsweise verletzt ist, gehen wir keine Kompromisse ein.

Sie sind nun bereits seit fünf Jahren höchst erfolgreich für den holländischen Verband tätig. War das Ihre beste Entscheidung in der bisherigen Trainerlaufbahn?

Ich konnte nicht ahnen, dass es so kommen wird. Aber was ich wusste, ist, dass die Voraussetzungen mit dem Trainingszentrum in Papendal für mein Projekt vielversprechend sind. Als ich begann, hatte ich drei Athleten und noch keine Staffeln an grossen Meisterschaften. Bis heute konnten wir inzwischen 22 internationale Medaillen gewinnen. Das ist fantastisch.

Können Sie sich vorstellen, wieder in die Schweiz zurückzukehren?

Mit dem niederländischen Verband habe ich noch bis Ende Jahr einen Vertrag. Diskussionen für eine Verlängerung fanden bereits statt, aber es ist noch nichts unterschrieben. Ich bin nicht in Eile. Ich finde hier ideale Bedingungen vor und kann die Früchte der Arbeit ernten. Es wäre schade, jetzt zu gehen.

Als Freiburger verfolgen Sie sicherlich die Entwicklung von 800-m-Läuferin Audrey Werro, die in Glasgow ihre erste Hallen-WM bei den Erwachsenen bestreiten wird. Wie beurteilen Sie das Potenzial der zweifachen U20-Weltmeisterin?

Man beurteilt Athleten anhand der Resultate bei den Erwachsenen. Einen ersten Schritt hat sie realisiert. Jetzt folgt die kritische Phase, um Erfolge wie bei den Junioren zu feiern. Das hängt von vielen Parametern ab. Momentan hat sie ein sehr familiäres Umfeld und steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine nächste Etappe wäre eine grössere Konkurrenz im Training, und das nicht nur während zwei oder drei Camps im Jahr. Was ich auf der Bahn beobachte, ist, dass es für Audrey schwierig wird, wenn sie nicht den Rhythmus vorgibt und im Mittelfeld läuft. Es fehlen ihr noch die taktische Ausbildung und die Waffen, um sich aus Positionen, in welchen sie sich weniger wohlfühlt, zu befreien. Die Trainingsbedingungen sind für Audrey deshalb entscheidend.

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