«So ein Orgelfestival mit mehreren Konzerten und einem Meisterkurs gibt es in dieser Form nirgends in der Schweiz», sagte Ruth Lüthi, Präsidentin des Orgelfestivals Freiburg am Mittwoch zu den Medien. Die Orgelstadt Freiburg sei einzigartig, fügte Maurizio Croci, Organist und künstlerischer Leiter hinzu. «In der Stadt sind mehrere Epochen vertreten, von der Manderscheidt-Orgel über die Mooser-Orgel bis hin zum modernen Instrument.»
Gewagtes Programm
Das Programm der 20. Ausgabe ist aussergewöhnlich. Wie wird zum Beispiel die mehrfach prämierte Tanzgruppe Da Motus die Orgelmusik interpretieren? «Es wird für uns eine Herausforderung sein, den Raum der Kollegiumskirche zu füllen und uns unter das Publikum mischen», meint Antonio Bühler, künstlerischer Leiter der Tanzgruppe, schmunzelnd. Am 22. und 23. September werden die acht Tänzerinnen mit drei unterschiedlichen Choreografien Werke von Ligeti, Wolfram Wagner und Pärt interpretieren. «Das Publikum ist eingeladen, sich im Kirchenraum zu bewegen, um die Beziehung zwischen den Klängen der Orgel und den Bewegungen der Körper besser mitzuverfolgen.»
Chappuis zur Eröffnung
Nach dem Liedfestival und dem Auftritt bei Murten Classics singt Marie-Claude Chappuis jetzt auch beim Orgelfestival. Begleitet vom Barockorchester Harmonices Mundi und Maurizio Croci an der Orgel wird die Mezzosopranistin am 15. September in der Franziskanerkirche Werke von Bach interpretieren.
Just mit der Jubiläumsausgabe fällt das Todesjahr von Luigi-Ferdinando Tavigliavini zusammen. Der ehemalige Professor an der Uni Freiburg ist im Juli in Bologna 88-jährig gestorben. 1997 hat er zusammen mit ehemaligen Studierenden die Orgelakademie ins Leben gerufen. Lüthi sagt dazu: «Seine immense Arbeit als Musikologe und Orgelwissenschaftler ehren wir am 21. September.»
Divertimento Vocale
Seit einigen Jahren lädt das Festival auch Chöre ein. Dieses Jahr tritt das Divertimento Vocale in der Kirche Plaffeien unter anderem mit dem Requiem von Gounod in den Dialog mit der Organistin Ekaterina Kofanova.
Croci hob an der Medienorientierung auch die Rezitale in der Kathedrale Freiburg hervor. Auf einer Grossleinwand wird das Publikum beispielsweise am 16. September das virtuose Spiel von Arvid Gast, Organist aus Lübeck, verfolgen können. Im Vorfeld des Konzertes wird der Organist die Werke auf der Empore vorstellen.
Aussergewöhnlich ist ebenfalls der Konzertabend am 21. September mit dem Organistenpaar Michel Bouvard und seiner Frau Yasuko Uyama. Unter dem Motto «Partages musicaux 2,3,4 mains» spielen sie in der Kathedrale Freiburg.
Traditionsgemäss bietet die Orgelakademie auch eine Masterclass und ein «Concert jeune public» mit Wort und Ton an – beides auf Französisch.
Bescheidenes Budget
Klassikfestivals boomen. Jedes Jahr stossen neue dazu – zum Teil mit grossen Budgets. Murten Classics beispielsweise agiert mit knapp einer Million, das Lucerne Festival mit 25 Millionen. Das Orgelfestival Freiburg dagegen muss normalerweise mit einem Budget unter 100 000 Franken über die Runden kommen. «Unser Festival lockt bestimmt nicht das grosse Publikum an», resümiert Ruth Lüthi. «Aber wir führen damit eine Tradition aus dem 19. Jahrhundert fort, wo die Mooser-Orgel der Kathedrale gar Franz Liszt nach Freiburg lockte.»
«Mit dem Orgelfestival führen wir eine Tradition aus dem 19. Jahrhundert fort.»
Ruth Lüthi
Präsidentin Orgelfestival
Programm
Sieben Tage im Zeichen der Orgel
Fr., 15. Sept. 20 Uhr: Eröffnungskonzert mit Marie-Claude Chappuis (Mezzosoprano) in der Franziskanerkirche.
Do., 14. und Fr., 15. Sept. 9 Uhr und 10.15 Uhr: Musikalisches Märchen «Spectacle Jeune Public» in der Kollegiumskirche.
Sa., 16. Sept. 20 Uhr: Kathedrale, Rezitale, Arvid Gast an der Orgel mit Grossleinwand.
So., 17. Sept. 17 Uhr: Plaffeien Pfarrkirche, Charles Gounod, (Requiem), Vierne, Franck, Divertimento Vocale (Freiburg). Michael Kreis (Direktion), Ekaterina Kofanova (Orgel).
Do., 21. Sept. 20 Uhr: « Partages musicaux à 2, 3 et 4 mains » von Michel Bouvard und Yasuko Uyama in der Kathedrale Freiburg.
Fr., 22. und Sa., 23. Sept. 20 Uhr:
Kollegiumskirche, Movimento «en orgue», Ligeti, Franck, Boulanger, Wagner, Respighi, Pärt.
Tanz von Da Motus mit Pier Damiano Peretti an der Orgel.
So., 24. Sept. 17 Uhr: Kirche Bulle,
Orgelmusik aus dem alten Danzig, Siefert, Neunhaber, Gronau, Mohrheim, Volckmar. Mit Krzysztof Urbaniak an der Orgel.
Mehr Informationen unter: www.academieorgue.ch