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«Die Entwicklung macht mir etwas Angst»

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Autor: Michel Spicher

Sigfrid Perroulaz, nach 14 Jahren Vorstandsarbeit verlassen Sie den Freiburger Fussball-Verband FFV. Haben Sie genug vom Fussball?

Überhaupt nicht, aber man fühlt, wenn es Zeit ist. Ich habe immer gesagt, ich will aufhören, wenn es noch Spass macht und ich mit positiven Gefühlen gehen kann. Ursprünglich wollte ich zehn Jahre bleiben, jetzt sind es vierzehn geworden.

Wo hat es beim FFV in den vergangenen 14 Jahren die grössten Veränderungen gegeben?

Im Umfeld der Informatik, in dem ich am meisten gearbeitet habe, hat sich enorm viel geändert. Als ich angefangen habe, war das Informatiksystem sehr rustikal. Heute sind ausgeklügelte Programme und umfangreiche Datenbanken vorhanden und der ganze Spielbetrieb wird online abgewickelt.

Vereinfacht hat sich auch die Resultatmeldung. Früher musste der Schiedsrichter das Resultat telefonisch dem Verband melden, dort wurde von Hand gerechnet und manuell Ranglisten erstellt, anschliessend musste alles auf Matrizen getippt und verschickt werden. Heute gibt der Schiedsrichter das Resultat im Telefon ein und schon erscheint es zusammen mit der aktualisierten Tabelle im Internet.

Welchen Herausforderungen wird sich der Verband in den kommenden Jahren stellen müssen?

Es passiert immer wieder, dass der FFV gegen einen Verein wegen Reglementsverstössen Sanktionen, zum Beispiel einen Punkteabzug, aussprechen muss. Früher wurden die Entscheide des FFV akzeptiert, in letzter Zeit kommen aber immer mehr Anwälte mit Rekursschreiben auf uns zu. Da ist eine Entwicklung im Gange, die mir etwas Angst macht.

Ganz im Stile eines Christian Constantin …

Im Gegensatz zum Präsidenten des FC Sitten jammern die Freiburger Clubs aber immer wieder über fehlendes Geld. Da frage ich mich dann schon, wie sie sich die ganzen Anwälte leisten können … Zudem sind und bleiben wir nur ein Regionalverband.

Ein Problem, das den FFV in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt hat, ist der Mangel an Schiedsrichtern. Inzwischen sieht sich der Verband deswegen genötigt, Meisterschaftsspiele anzusetzen …

Eigentlich müsste jeder Club für eine Elfer-Mannschaft auch einen Elfer-Schiedsrichter stellen. Viele Vereine tun dies aber nicht und bezahlen lieber eine Gebühr. Der Freiburger Verband wollte bisher keine Teams von der Meisterschaft ausschliessen, nur weil der Club zu wenig Schiedsrichter stellt – auch wenn er dies gemäss Reglement tun könnte. Es ist aber gut möglich, dass man eines Tages diesen Weg beschreiten muss, so wie in anderen Regionalverbänden.

Das Schiedsrichtermanko ist aber nichts Neues. Neu ist hingegen, dass viele Clubs angefangen haben, ihre Partien am Samstagabend anzusetzen, damit die Spieler am Sonntag frei haben.

Bisher konnten wir den Schiedsrichtermangel durch Doppeleinsätze der Unparteiischen ausgleichen. Wenn aber alle Partien am Samstag stattfinden, ist dies nicht mehr möglich. Deshalb sah sich der Verband gezwungen, Meisterschaftsspiele der unteren Ligen am Sonntag anzusetzen.

Worauf führen Sie das Manko an Schiedsrichtern zurück?

Das ist realtiv einfach. Wer irgendwo einen Match besucht und sich achtet, was die Schiris alles zu hören bekommen, der versteht, wieso viele ihre Pfeife an den Nagel hängen.

Was kann der Verband unternehmen, um die Schiedsrichter vor den (verbalen) Aggressionen der Zuschauer zu schützen?

Für den Verband ist es sehr schwer, da etwas zu machen. Im Prinzip müssten die Vereine reagieren. Aus eigener Erfahrung beim SC Düdingen weiss ich, wie schwer es ist, zum Beispiel die Eltern einiger Junioren zum Fairplay gegenüber den Schiris zu bewegen.

Als Verantwortlicher einer Juniorenmannschaft sehe ich es allerdings als meine Aufgabe an, die eigenen Fans zu mässigen. Ein Trainer allein, ohne Hilfe eines Coaches, kann dies allerdings nicht machen, er muss sich aufs Spiel konzentrieren. Und gerade bei den E- und F-Junioren hat es oft sehr junge Trainer, die sich nicht trauen, Eltern zu ermahnen.

Mit der Aktion «100 neue Schiedsrichter» wollte der FFV dem Schiedsrichtermangel entgegenwirken. War das Projekt erfolgreich?

Ziel war es, pro Verein einen neuen Unparteiischen zu rekrutieren. So wäre man auf die einhundert gekommen.

Die Aktion war aus meiner Sicht ein Flop – und da muss sich der Verband auch an der eigenen Nase nehmen. Das Projekt wurde zwar vollmundig lanciert, man hat es in der Folge aber versäumt, den Worten Taten folgen zu lassen.

Ich hätte mir gewünscht, dass man die einzelnen Clubs etwas mehr unter Druck setzt, damit sie den Schiedsrichterkandidaten auch wirklich finden. Man hat zwar in jeder Versammlung davon gesprochen, die Clubs auch schriftlich daran erinnert. Man hat aber zum Beispiel nie die Präsidenten der säumigen Vereine direkt kontaktiert und sie in die Verantwortung genommen.

Wird man in den unteren Ligen also bald ohne Schiedsrichter spielen müssen?

Untere Ligen ohne Unparteiische stehen sicher nicht zur Diskussion, warum aber nicht bei Senioren und Veteranen?

Der Freiburger Fussball-Verband hat letzte Saison in den unteren Ligen eine grossangelegte Fairplayaktion durchgeführt. Ihr Fazit …

Die Aktion war insofern ein Erfolg, als die Mannschaften mitgemacht haben. Leider nicht so sehr in der Sensler Gruppe, dafür umso mehr in den anderen. Unter dem Strich hat es, abgesehen von der Sensibilisierung für das Problem, aber wenig gebracht. Verwarnungen hat es gleich viele gegeben wie in den Jahren zuvor.

Ob und wie das Projekt weitergeführt wird, steht noch nicht fest. Solche Aktionen dürfen aber nicht zum täglichen Betrieb gehören, sonst verfehlen sie ihre Wirkung.

Sie haben sich nicht nur beim FFV für die Juniorenförderung eingesetzt, sondern sind auch beim SC Düdingen seit 31 Jahren als Junioren-Coach und Junioren-Trainer tätig. Woher rührt Ihr Engagement für den Nachwuchs?

Zum Fussball bin ich eigentlich über die Jungwacht gekommen. 1978 hatte ich viele Fussballer in meiner Jungwachtgruppe. Diese suchten verzweifelt einen Coach und haben mich mehr oder weniger auf den Fussballplatz geschleppt. So hat meine Karriere als Coach von Marcel Haering bei den Junioren Inter C angefangen.

Die Arbeit mit den Jugendlichen liegt mir sehr am Herzen. Die Jungen hören auf dich, wenn du ihnen etwas erklärst, das Hand und Fuss hat, und sind dir auch dankbar dafür. Das ist bei Erwachsenen-Teams häufig nicht der Fall. Da haben die Spieler ihre eigenen Ideen und du sprichst als Trainer oftmals an eine Wand.

Der Freiburger Verband investiert viel in die Nachwuchsförderung. Trotzdem schaffen kaum Talente aus dem FFV-Team den Sprung ganz nach oben. Wie erklären Sie sich das?

Als ich angefangen habe, gab es bloss zwei Auswahlmannschaften, denen man talentierte Jugendliche nach Schema X und Zufall zugeteilt hatte. Erst vor einigen Jahren wurde mit dem Projekt «Team Freiburg» ein richtiger und wichtiger Schritt getan und die Ausbildung professionalisiert.

Für die Sensler und die Deutschfreiburger war es wegen der Sprachbarriere bisher immer schwer, bei den Nachwuchs-Teams Fuss zu fassen. Hinzu kommt, dass es im Kanton keine Mannschaft gibt, die ganz zuoberst mitspielt und die den Nachwuchs lockt.

Seit diesem Jahr gibt es auch in Düdingen einen Stützpunkt für eine U13-Auswahl. Was erhofft man sich davon?

Bisher gab es nur in Bulle und Freiburg Stützpunkte für den U13-Nachwuchs. In Düdingen hat der Verband nun ein U13-Team Sense-See ins Leben berufen.

Der FFV erhofft sich davon, dass in den kommenden Jahren mehr Deutschsprachige den Sprung ins U14-Team schaffen und nicht in die Bernische Nachbarschaft abwandern. Für die Jungen wird es einfacher sein, den Schritt nach Freiburg zu wagen, wenn sie schon Erfahrungen in einem U-Team sammeln konnten und wenn sie den Schritt zusammen mit anderen deutschsprechenden Kollegen machen können.

Was muss noch passieren, damit man eines Tages beim FFV die Früchte der Nachwuchsarbeit ernten kann?

Ganz erfolglos ist unsere Nachwuchsarbeit ja auch nicht. Ein grosser Teil jener Spieler, die heute bei Düdingen oder Freiburg in der 1. Liga oder irgendwo in der 2. Liga interregional spielen, haben die Nachwuchsabteilung des FFV durchlaufen.

Will man im Kanton Freiburg aber fussballerisch weiterkommen, braucht es ein Umdenken bei den Aktivmannschaften. Man muss die besten Kräfte in einer Mannschaft bündeln und versuchen, diese nach oben zu bringen.

Wie realistisch ist dieser Wunsch wirklich?

Realistisch gesehen dürfte dies schwierig werden. Wenn man sieht, was sich bei Bulle und La Tour abgespielt hat, als diese fusionieren wollten, darf man nicht allzu grosse Hoffnungen hegen.

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