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Vom Sinn der Arbeit

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Wenn am morgigen Sonntag, dem 1. Mai, der Arbeiterbewegung gedacht wird, dann steht dieser Tag in einer Tradition, in der es einst um den Einsatz für menschenwürdige Arbeitsbedingungen ging. Im Zentrum stand dabei eine Reduzierung der täglichen Arbeitszeit auf angemessene acht Stunden.

Nun bleibt diese Forderung sogar noch deutlich hinter dem zurück, was der antike Schriftsteller Lukian von Samosata (120-190 n. Chr.) als Idealzustand ansieht: «Sechs Stunden Arbeit genügen; die folgenden Stunden des Tages rufen mit deutlicher Schrift ‹Lebe!› den Sterblichen zu.» Ein solches Verhältnis von Arbeit und Freizeit, das die Arbeiterbewegung wohl zu Begeisterungsstürmen hingerissen hätte, war in der Antike jedoch den gesellschaftlich Privilegierten vorbehalten: Musse musste man sich leisten können, Arbeit hingegen war Schufterei, Fron, Last und das tägliche Brot der sozial niederrangigen Gesellschaftsmehrheit.

Doch das Anliegen einer Änderung dieser Lebensbedingungen findet sich nicht erst bei der Arbeiterbewegung. Der entscheidende Impuls zu einer Demokratisierung von Musse – von Freizeit – ging bereits von der alttestamentlich-jüdischen Tradition aus. Denn die in den Zehn Geboten enthaltene Weisung, am siebten Tage zu ruhen, bezieht sich nicht allein auf die freien Angehörigen des Volkes Israel, sondern ausdrücklich auch auf Sklaven und Fremdlinge. Jeder Mensch sollte an einem Tag in der Woche Zeit für sinnerfülltes Tun haben – insbesondere für eine Öffnung auf Gott hin, eine Pflege und Vertiefung der Gottesbeziehung.

Doch die jüdisch-christliche Tradition demokratisiert nicht nur Zeiten der Musse und Rekreation, sondern sie kennt auch eine Bewertung von Arbeit als sinnstiftendes menschliches Tun. Wenn sogar Gottes Schöpferhandeln in Bildern aus dem Bereich von Gartenbau und Handwerk geschildert wird, dann ist damit ganz offensichtlich auch eine entsprechende Wertschätzung von Arbeit verbunden. Für den Menschen bedeutet das: Nicht nur die freie Zeit ist der bevorzugte Ort von Sinnerfahrung, sondern auch Werktätigkeit kann zu einer Bereicherung menschlichen Lebens werden. Insofern stellen Arbeit und Musse gemäss dieser Tradition keine einander ausschliessenden Gegenpole dar, sondern können als komplementäre Orte von Sinnerleben betrachtet werden. Und dies ist letztlich die Zentralintuition des benediktinischen Mottos «Ora et labora» – «Bete und arbeite».

Thomas Schumacher ist Professor für die Exegese des Neuen Testaments an der Universität Freiburg.
zvg

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