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Feinarbeit mit Schere und Papier

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Genau dreissig Jahre ist es her, seit in der Schweiz zum ersten Mal eine grosse Ausstellung von Scherenschnitten stattgefunden hat: 1985 im Gewerbemuseum Winterthur. «Die Scherenschnittkunst hat in den letzten Jahren einen beachtlichen Aufschwung erlebt», hiess es damals im Begleitkatalog. Langsam, aber stetig ist dieser Aufschwung seither weitergegangen: 1986 wurde der Verein Freunde des Scherenschnitts gegründet, es gibt Ausstellungen und Kurse, Bildbände und Anleitungsbücher. Eine junge Generation von Papierschneidern sprengt den Rahmen der traditionellen Scherenschnitte mit Alpaufzugs-, Vogel- und Blumenmotiven. Ihre Themen sind vielfältig, ihre Arbeitsmaterialien sind nebst Papier oder Karton auch mal Leder oder Metall, und ihre Werke verlassen die Zweidimensionalität und werden zu raumgreifenden Skulpturen oder Installationen.

Traditionell und modern

Was sich hingegen bis heute nicht verändert hat, ist der Stellenwert des Papierschnitts im Kunstbetrieb: An Kunstschulen und in Kunsthäusern ist die Technik kaum ein Thema; gesammelt werden Scherenschnitte allenfalls in ethnografisch ausgerichteten Institutionen wie dem Greyerzer Museum in Bulle.

Das Landesmuseum Zürich setzt dem jetzt eine Sonderausstellung mit dem Titel «Schnipp, schnapp, Scherenschnitt» entgegen. Sie schlägt den Bogen von den Anfängen des Scherenschnitts in der Schweiz über den traditionellen, von Johann Jakob Hauswirth geprägten Schweizer Scherenschnitt bis zu zeitgenössischen Arbeiten.

Neu interpretiert

Diese aktuellen Werke stammen aus einem Wettbewerb, den die Freunde des Scherenschnitts 2012 durchführten. Die Mitglieder des Vereins setzten sich dabei mit der Tradition des Scherenschnitts auseinander, interpretierten diese neu und variierten traditionelle Sujets. Über 100 dieser Arbeiten sind in der Zürcher Ausstellung zu sehen. Ergänzt werden sie von drei Installationen, die eigens für die historischen Räume des Landesmuseums entstanden sind. Sie stammen von den Künstlerinnen Camille Scherrer, Ana Strika und Marianne Vogler.

 Diesen neuen Werken stehen historische Scherenschnitte gegenüber, allen voran der Alpaufzug-Klassiker von Johann Jakob Hauswirth aus dem Jahr 1858. Der Berner Köhler und Tagelöhner, der in seiner Freizeit feinste Papierschnitte schuf, gilt als Vater des traditionellen Schweizer Scherenschnitts. Die Kunst des Papierschneidens reicht allerdings noch wesentlich weiter zurück.

Kloster und Oberschicht

Die Ursprünge des Scherenschnitts finden sich vor über tausend Jahren in China. Von dort gelangte das Schnittbild um 1600 nach Mitteleuropa; in Deutschland etwa ist ein Scherenschnitt aus dem Jahr 1612 nachgewiesen. Im 17. Jahrhundert nutzten Nonnen in den Klöstern die Technik, um Andachtsbilder zu fertigen, etwa mit Motiven von Heiligen. Im 18. Jahrhundert kamen Silhouettenporträts in Mode, und die Oberschicht pflegte das Papierschneiden als gesellschaftlichen Zeitvertreib. Schliesslich verbreitete sich der Scherenschnitt immer mehr auch auf dem Land und in der Unterschicht und fand mit Motiven aus dem ländlich-alpinen Alltagsleben Eingang in die Schweizer Volkskultur.

Die traditionellen Sujets sind bis heute verbreitet, doch hat sich parallel dazu eine enorme Vielfalt an Formen, Motiven und Techniken entwickelt, wie die Ausstellung im Landesmuseum Zürich eindrücklich unter Beweis stellt.

Landesmuseum Zürich.Bis zum 19. April. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Do. 10 bis 19 Uhr. www.landesmuseum.ch

Eigens kreiert: «Rondo» von Marianne Vogler. Bild zvgKlassiker: «Alpaufzug» von Johann Jakob Hauswirth (1858). Bild zvgZeitgenössische Interpretation: «Herde unter Bäumen» von Bruno Weber (2012). Bild SNM, zvgHistorisches Vorbild: «Herde unter Bäumen» von Antoinette Lisette Fäsi (1801). Bild Sammlung H.-J- Glatz, zvgModerner «Liebesbrief»: Estrellita Fauquex (2012). Bild SNM, zvg

Definition

Vom kunstvollen Entfernen von Material

Als Scherenschnitt bezeichnet man sowohl ein kunsthandwerkliches Verfahren als auch dessen Ergebnis. Felicitas Oehler, Präsidentin der Freunde des Scherenschnitts, definiert Scherenschnitte in ihrem 2013 erschienenen Buch «Querschnitt» als «Bilder, deren Motive mit einem Schneidewerkzeug aus Papier, Pergament oder einem verwandten Material herausgeschnitten sind». Charakteristisch sei, dass das Bild durch das Entfernen von Material entstehe. Dazu verwenden die Künstler längst nicht nur Scheren, sondern auch Messer, Cutter oder chirurgische Instrumente. Viele bezeichnen sich darum nicht als Scherenschneider, sondern als Papierschneider.cs

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