«Wier Seisler» sind wer, können etwas und brauchen uns nicht zu verstecken oder zu ducken. «Wier Seisler» oder «Seiseoberländer» wissen von unseren Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern, dass vor 100 Jahren in unserer Region grosse Not herrschte: Bei den meisten Familien fehlte es an allem. Der umliegende Wald gab Beeren und Pilze, um die leeren Bäuche zu füllen. Er gab Brennholz, um eine einzige Stube mit zehn und mehr
Kindern zu wärmen. Ein Kind ging in die Frühmesse, das andere besuchte das Hauptamt und das dritte Kind die Vesper, einfach weil nur ein einziges Paar Sonntagsschuhe (nicht Schlorggen) vorhanden war. Und deshalb haben «wier Seiseoberländer» ein offenes Ohr für Menschen in Not.
Die vollendete Tatsache, dass aus der Guglera ein Asylzentrum werden soll, hat auch mich vor den Kopf gestossen. Ich habe zuerst einmal leer geschluckt. Allerdings kamen auch gleichzeitig die Bilder von überfüllten Booten und erbarmungslosen Schleppern. Dann hallte die Welle der Empörung in der Sporthalle
Giffers-Tentlingen in meinen Ohren. Und schlussendlich meldeten sich mein Herz und mein Gewissen. Warum nicht Menschen, die oft alles verloren haben, eine warme Stube, eine warme Mahlzeit anbieten? Bei Problemen wird man uns nicht alleine lassen. Das
hat man uns versprochen. Darüber werden wir genau wachen, und wir werden uns zu wehren wissen. Wir sind Sensler, die etwas können
und die etwas im Kopf haben.
Henry Dunant hat mit seinem Roten Kreuz etwas geschaffen, das auch heute noch in die ganze Welt hinausstrahlt und der kleinen Schweiz ein hochgeschätztes Image verpasst hat. Wie wär’s,
wenn «wier Seisler» der übrigen Schweiz beweisen, dass wir eine offene und gastfreundliche Region sind: eine Region mit Herz? Mich persönlich würde dieses Image freuen.