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Anfang unserer Hoffnung – 2022

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Wir leben im Jahr 2022 – «nach unserer Zeitrechnung», sagen die einen, vielleicht «nach Christi Geburt» oder «nach Christus» die anderen. Wer kam auf die Idee, die Jahre so zu zählen, wie es in der westlichen Welt mehrheitlich der Fall ist? Dieser Frage gehe ich nach: Erfunden hat unsere Jahreszahlen der Mönch Dionysius im 6. Jahrhundert!

Bei den Römern war es zunächst üblich, die Zeit nach den Konsuln im Amt anzugeben. Später übertrug man diese Methode auf den Regierungsantritt der Kaiser. Nach dem Rücktritt des Kaisers Diokletian am 1. Mai des Jahres 305 begann man bei den Nachfolgern nicht wieder von vorne bei eins zu zählen, sondern setzte die Zählung fort.

Schon in Beschreibungen der Martyrien des hl. Polykarp von Smyrna (gest. 23. Febr. 165) oder des hl. Pionius (gest. 12. März 250) halten die Verfasser fest, dass diese zur Zeit der «Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus» hingerichtet worden sind. So begannen Christen damit, die Jahre zu rekonstruieren, die seit dem Tod bzw. der Auffahrt Jesu Christi, wie sie Lukas im Neuen Testament erzählt, vergangen sind. Für sie begann die «Herrschaft» Jesu, die «Jahre des Herrn» (vgl. «Anno Domini») mit seiner Aufnahme in den Himmel: Nach dem Sieg über den Tod hat sich Christus mit dem «Vater auf seinen Thron» gesetzt, wie es im Buch der Offenbarung heisst (Kapitel 3, Vers 21).

Der Mönch Dionysius stellte diese geistige transzendente Regierungsidee Jesu auf die Beine, besser gesagt auf den Erdboden, auf dem Jesus als Mensch gelebt hat: Er wollte die Zählung der Jahre nicht mit dem Todesjahr oder der Auffahrt beginnen, sondern mit der Menschwerdung, der Inkarnation Jesu hier in unserer Welt. Damit ist die Empfängnis Jesu gemeint, die im christlichen Kalender am 25. März gefeiert wird. Denn mit diesem Tag, dem Tag der Empfängnis, leuchtet «der Beginn unserer Hoffnung» auf, aber zugleich auch die «Ursache unserer Erlösung», das heisst das Leiden und Sterben Jesu, das für Dionysius ebenfalls auf einen 25. März fällt. Die Abdankung des Kaisers Diokletian hatte er für das Jahr 305 AD (Anno Domini) errechnet.

Die Geburt, die neun Monate nach der Empfängnis erfolgt, fällt somit auch in das erste (Regierungs-)Jahr: das «Jahr des Herrn» 1 oder «Anno Domini» 1. Man kann deshalb auch sagen: Nach dem ersten Jahr, in dem Christus (empfangen und) geboren worden ist. Diese Jahreszählung «nach Christi Geburt» verbreitet sich im Lauf des Mittelalters schrittweise in Europa.


Franz Mali ist Vizerektor der Universität Freiburg und Professor für Patristik und Alte Kirchengeschichte.
zvg

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