Archäologen sind auf dem Holzweg
In Muntelier wurde ein Zugangsweg zu einer Pfahlbauersiedlung entdeckt
Bei Bauarbeiten auf der Dorfmatte in Muntelier wurde ein 5000 Jahre alter Holzweg entdeckt. Die Archäologen sind nun dabei, die Funde schnellstmöglich zu sichern.
Von PATRICK HIRSCHI
Muntelier war schon vor 6000 Jahren ein beliebter Wohnort. Bisher haben Archäologen insgesamt sieben Pfahlbausiedlungen aus der neolithischen Epoche in der Gemeinde am Murtensee entdeckt. Auf die letzte stiess man 1996 im Quartier Dorfmatte, wo in jüngster Zeit zahlreiche Neubauten entstanden sind.
Ein Pfahlbauweg
zur Pfahlbausiedlung
Beim Aushub einer Parzelle etwas oberhalb dieser Siedlung ist man nun auf eine stattliche Anzahl von Holzpfählen gestossen, die sich in drei parallelen Reihen von der Siedlung in Richtung Hauptstrasse erstrecken, und wahrscheinlich sogar noch weiter bis zur Siechenmatt, lautet die Vermutung von Michel Mauvilly. Er ist verantwortlicher Sektorleiter für den Bereich Vorgeschichte bis zur Keltenzeit beim kantonalen Archäologischen Amt.
«Damals war die Gegend sehr moorig», erklärt Mauvilly. So waren die Bewohner der Pfahlbausiedlungen gezwungen, sich einen festen Weg durch das feuchte Gebiet bis zu ihrem Dorf zu bauen. Wie ihre Häuser haben sie auch diese Holzwege auf Pfählen gebaut.
Zu 95 Prozent wurde dazu Eichenholz verwendet. Michel Mauvilly ist überrascht vom guten Zustand des Holzes. «Es ist noch sehr frisch, im Innern noch gelb», sagt er. Um die Pfähle zu entfernen, musste das Archäologenteam sogar auf eine Motorsäge zurückgreifen.
Keine Bauverzögerungen
Mauvilly schätzt, dass der Weg insgesamt mindestens 100 Meter lang ist. Die Ausgrabungen beschränken sich aber auf einen Abschnitt von 35 Metern. Die Arbeiten müssen so rasch wie möglich vorangehen. Die Bauingenieure haben für die archäologischen Untersuchungen einen gewissen Zeitraum eingeplant, dadurch komme es zu keinen Verzögerungen.
Aber viel Zeit bleibt dem Archäologenteam nicht. «Wir machen hier eine eigentliche Notgrabung», erklärt Mauvilly. Das heisst, in kurzer Zeit muss alles ausgegraben sein; vor Ort bleibt kaum noch die Möglichkeit, tiefer gehende Analysen zu machen.
500 Bäume waren
für den Holzweg nötig
Die 350 Holzpfähle werden in ein Labor gebracht, um das Alter der Bäume festzustellen, aus denen die Pfähle hergestellt wurden. Daraus sollen Rückschlüsse auf die ökologischen Verhältnisse der damaligen Epoche gezogen werden. Mauvilly schätzt, dass Bäume im Alter von 15 bis 200 Jahren verwendet wurden. «Zuerst wurden wohl die alten verwendet, und als mit der Zeit nicht genug nachgewachsen war, griff man auf jüngere zurück.» Für einen Holzweg wie diesen habe man zirka 500 Bäume benötigt.
Interessant ist, dass drei Pfahlreihen entdeckt wurden. Die dritte Reihe sei wohl etwas später entstanden, vermutet Mauvilly, wahrscheinlich im Zuge von Reparaturarbeiten. Die Pfosten werden nun herausgeholt und nummeriert. Damit will man später die Bauphase nachvollziehen können.
Zweiter Pfad führt vermutlich
zu anderer Siedlung
In der Bauparzelle gleich nebenan wurde ein weiterer Holzpfad entdeckt. Dieser führte zu einer anderen Siedlung. In der kommenden Woche wollen sich die Archäologen diesem zweiten Weg widmen.
Nebst den Pfählen stiessen die Forscher auch auf einzelne Holzplanken. Michel Mauvilly sagt, man sei nicht sicher, ob sie zum Holzpfad gehörten. Weiter wurden im Torf auch Haustierspuren entdeckt. Hingegen habe man kaum Knochen oder Keramikteile gefunden, da sich der Weg ausserhalb der eigentlichen Siedlung befindet.